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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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müde.»
    «Ich glaube, das sind wir alle», meinte Sihana, während sie einen Lippenstift aus ihrer Tasche holte und die Farbe auf ihren Lippen auffrischte.
    Ephrion und Miro begannen zu paddeln, und es dauerte nicht allzu lange, bis sie tatsächlich ein kleines Licht in der Dunkelheit ausmachten.
    Sihana war gerade damit fertig, Aliyahs Fingernägel zu lackieren – nicht, dass Aliyah es gewollt hätte, aber Sihana hatte sie so lange gedrängt, bis sie schließlich nachgegeben hatte.
    «Da vorne!», rief Sihana begeistert. «Ich seh was!»
    Sie steuerten auf das Licht zu, und als sie näher kamen, tauchten aus dem Nebel die Umrisse einer Holzhütte vor ihnen auf. Es war ein Pfahlbau. Er stand auf einer hölzernen Plattform, die von mehreren Pflöcken getragen wurde. Eine Fackel beleuchtete eine schmale Strickleiter, die in den Sumpf hing. Erstaunlicherweise war nirgends ein Boot vertäut, obwohl ein schwacher Lichtschein aus dem Innern der Hütte kam. Wer auch immer hier hauste, war wohl gerade mit dem Boot unterwegs und hatte vergessen, die Kerzen auszumachen.
    «Ein Pfahlbau! Wer kommt bloß auf die verrückte Idee, freiwillig mitten in den Ewigen Sümpfen zu leben?», überlegte Ephrion, während er mit dem Paddel leichte Schläge in die Gegenrichtung machte, um die Nussschale seitlich zu drehen. «Das erinnert mich an die Geschichte mit dem Baumhaus.»
    «Ach, Ephrion, bitte», stöhnte Miro. «Erzähl uns die Geschichte ein andermal, ja?»
    «Also das war so», begann Ephrion und holte eifrig Luft. «Ansgar und ich hatten vor, ein Baumhaus zu bauen. Ich glaube, wir waren in der fünften Klasse. Wir haben Pläne geschmiedet, einfach abzuhauen und in den Eulenwald zu ziehen. Wart ihr schon mal im Eulenwald? Da gibt es total coole Bäume. Ich glaube, die sind über tausend Jahre alt oder so. Viele davon haben sogar noch Blätter. Ansgar hat sich in der Bibliothek ein Buch ausgeliehen, das hieß: Baumhäuserbauen leicht gemacht – auch ohne Holz. Stand alles drin, wie viele Nägel man braucht, welches Material und wie viele Seile. Auch die Knoten waren ganz genau beschrieben, damit das Baumhaus nicht beim ersten Windstoß einstürzt.»
    «Beim ersten Windstoß?», gackerte Miro aus dem Heck. «Du meinst wohl eher: bei deinem Gewicht.»
    «Und?», erkundigte sich Sihana mit klimpernden Augenlidern. «Habt ihr es gebaut?»
    «Nein», seufzte Ephrion und klang ein wenig enttäuscht. «Ansgar hat die Masern gekriegt, und danach hatte er irgendwie keine Lust mehr. Er hatte Angst, sich kreolische Baumläuse einzufangen. Das hatte er in irgendeinem Buch gelesen. Die sollen ziemlich übel sein, hat er gesagt. Und man würde überall grüne Punkte kriegen, und es würde ganz furchtbar jucken und so. Ich weiß es nicht. Ich kenn mich da nicht so aus.»
    «Das Einzige, worin du dich auskennst, ist Essen », neckte ihn Miro. «Schreib doch mal ein Buch drüber. Ein Anti-Schlankheitsbuch. Titel: Wie gewinne ich siebzig Pfund in sieben Tagen.»
    «Du kannst es wohl nie lassen, was?», sagte Aliyah, während sie mit ihren Fingern in der Luft herumwedelte, damit der Lack schneller trocknete.
    «Hey, das war ein Witz», verteidigte sich Miro und rief Ephrion in den Bug zu: «War nur ein Witz, Ephrion. Klar?»
    Ephrion sagte nichts. Was hätte er schon sagen sollen.
    In der Zwischenzeit hatten sie die Pfahlhütte erreicht. Miro kriegte die Strickleiter zu fassen und befestigte das Boot mit einem Seil an einem der vielen Pfosten.
    «Was meint ihr? Wer wohl hier wohnt?», überlegte Sihana neugierig und packte das Schminkzeug in ihre Tasche.
    «Finden wir es heraus», sagte Miro, kletterte flink die Strickleiter hoch und streckte, oben angekommen, die Hand aus, um Sihana hochzuhelfen. Als Nächste kam Aliyah. Danach war Nayati an der Reihe. Ephrion stemmte den Wolf so weit hoch, dass ihn Miro und Sihana von oben her zu fassen bekamen und hochhieven konnten. Dann ergriff Ephrion die Leiter, warf aber vorher noch einen Blick auf Joash, der nur teilnahmlos dasaß und vor sich auf den Boden starrte.
    «Joash? Kommst du nicht?»
    «Geh», brummte Joash, ohne sich nach ihm umzudrehen. «Ich will … alleine sein.»
    Etwas in seinem Tonfall gefiel Ephrion nicht. Aber er erinnerte sich wieder an die drohenden Worte, die Joash gesagt hatte, als sie ins Boot eingestiegen waren, und so hakte er nicht weiter nach.
    «Was ist mit ihm?», fragte Sihana, als Ephrion oben ankam.
    «Er sagte, er möchte allein sein», erklärte Ephrion und rappelte

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