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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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schon an der Zugbrücke abfangen.»
    «Gibt es keinen zweiten Eingang?», erkundigte sich Aliyah.
    Katara verneinte. «Nur diese eine in den Fels gehauene Straße führt zur Burg hoch. Und am Tor wird jeder überprüft, der das Burggelände betreten möchte. Ich sage euch: Die Burg ist eine uneinnehmbare Festung. Um uns an den Hunderten von Wachen vorbeizuschleichen, bräuchten wir Tarnmäntel.»
    «Tarnmäntel», murmelte Miro und runzelte die Stirn. Er dachte eine Weile scharf nach, und plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. «Ich glaube, ich habe eine Idee.»

47
    «Essen fassen!», brüllte ein breitschultriger Soldat mit Fackel und rasselte mit seiner Lanze über die Gitter der Kerker. Eifrig krochen hagere Gestalten aus den düsteren Ecken ihrer Gefängniszellen und streckten ihre Becher und Schalen zwischen den Gitterstäben hindurch. Zwei Soldaten hielten einen Suppentopf, ein dritter klatschte den unappetitlichen Brei in die vorgestreckten Metallschälchen, und der letzte füllte die Becher mit lauwarmem Wasser. Der Vorgang verlief mechanisch, bis die Soldaten vor einer Zelle Halt machten.
    «Essen fassen, Zweiundvierzig!»
    Der Gefangene in Zelle zweiundvierzig lag zusammengekrümmt am Boden und rührte sich nicht.
    «Hey, Alter. Schieb seine Ration zu mir rüber», meldete sich der junge Gefangene mit den dunkelblonden Filzlocken von nebenan.
    «Schnauze, Dreiundvierzig!», knurrte der Soldat mit der Fackel und streckte sie etwas vor, um die Zelle auszuleuchten. «Da hat mal wieder einer den Löffel abgegeben.»
    «Krieg ich ihn dann?», lenkte der Bursche aus Zelle dreiundvierzig rasch ein. «Ich meine, Tote essen nichts, ey? Gäbe es vielleicht die Chance, dass ich seine Ration noch dazukrieg, Alter? Ich hab einen Mordshunger.»
    Der Soldat mit der Fackel wandte sich ihm zu. «Wenn Ihr nicht endlich Eure Klappe haltet, kriegt Ihr überhaupt nichts zu essen!»
    Der Gefangene ließ sich davon nicht einschüchtern. Kaum stand der Soldat mit der Schöpfkelle vor ihm, versuchte er sein Glück aufs Neue. «Nun habt Euch nicht so. Nur eine Schöpfkelle mehr. Nur eine klitzekleine Kelle mehr. Was macht das schon für einen Unterschied? Ihr werft den Rest ja ohnehin weg.»
    «Dreiundvierzig, es reicht!»
    «Okay, okay. Eine halbe Schöpfkelle mehr tut’s auch.»
    «Genug, Dreiundvierzig!»
    «Eine Viertel Schöpfkelle?»
    «Eure Ration wurde soeben gestrichen!», zischte der breitschultrige Mann und gab den anderen Soldaten ein entsprechendes Zeichen.
    Der junge Gefangene aus Zelle dreiundvierzig stieß ein paar laute Fluchworte aus. «Mann, ich bin nicht auf Fresspause, Alter! Was hab ich getan? Zuerst steckt man mich unschuldig ins Gefängnis, und jetzt verweigert Ihr mir auch noch das Essen? Der Typ ist hinüber. Abgekratzt. Ende. Mause. Ihr könntet mir wirklich seine Ration geben!»
    «Schweigt endlich, Ihr elende Ratte!», rief der Soldat verärgert und kam ihm mit der Fackel so nahe, dass er sich in die Zelle zurückzog, um nicht vom Feuer erfasst zu werden. «Euer Kumpel da drüben war wenigstens erfinderisch in seinem Verbrechen, nicht so erbärmlich einfallslos wie Ihr.»
    «Es kratzt mich nicht, was er getan hat.»
    «Ich verrate es Euch trotzdem. Illegaler Lichthandel.»
    «Juckt mich das? Ich will mein Essen, Alter! Ihr habt kein Recht, es mir zu verweigern! Mann, im Ernst, Ihr seid so was von stur!» Er schimpfte wie ein Rohrspatz und schlug verärgert mit den Fäusten gegen die Gitterstäbe seiner Zelle. Doch die Soldaten schenkten ihm keine weitere Beachtung. Der Soldat mit der Fackel leuchtete nochmals in Zelle zweiundvierzig und betrachtete kopfschüttelnd den Toten, der zusammengekauert in einer Ecke lag.
    «Lichthandel. Wozu die Menschen doch fähig sind, um an ein paar lächerliche Kerzen zu kommen. Sie setzen ihr Leben so sinnlos aufs Spiel. Es ist immer dasselbe.» Er drehte sich zurück zum Gefangenen mit den Filzlocken, der fluchte und spuckte, was das Zeug hielt, um an seine Ration zu kommen. «Aber für ein lausiges Brötchen seinen Kopf riskieren, das grenzt nun wirklich an Dummheit, Dreiundvierzig.»
    «Mann, ich sagte Euch schon: Ich hab kein Brot gestohlen! Fünf-Finger-Rabatt ist nicht mein Ding. Großes Ehrenwort. Ich bin unschuldig!»
    «Das sagen sie alle», grinste der Soldat. «Bis sie das Schwert des Henkers im Nacken spüren.»
    «So weit wird es nicht kommen», antwortete der Bursche, und seine Schultern strafften sich.
    «Träumt schön weiter, Dreiundvierzig.» Der

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