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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Soldat drehte ihm den Rücken zu, und zu den andern gewandt ordnete er an: «Wenn wir mit dem Essen durch sind, schaffen wir den Toten weg.» Dann setzten sie die Essensverteilung fort, und die Zellen zwei- und dreiundvierzig verschwanden hinter ihnen in der Finsternis, während der Gefangene mit den Filzlocken weiterhin geiferte und stampfte, bis ihm die Luft ausging.

48
    «Wir ziehen uns Kutten über!», verkündete Miro.
    «Was für Kutten?», fragte Ephrion.
    «Solche, wie die Eolithen, die Weisen Drakars, sie tragen», erklärte Miro eifrig. «Und dann mischen wir uns einfach unter sie, wenn sie heute Nacht zur Burg pilgern.»
    «Und woher willst du wissen, dass sie das ausgerechnet heute Nacht tun?», erkundigte sich Aliyah.
    «Heute ist der erste Tag im neuen Monat. Da pilgern die Weisen Drakars vom Eolithen-Kloster zur Burg und feiern mit Drakar eine Mitternachtsmesse. So ist es doch, nicht wahr, Katara?»
    «Jeden ersten Tag im Monat um Mitternacht», bestätigte Katara. «Drakar hat dafür seine eigene kleine Kapelle auf dem Burggelände errichten lassen.»
    «Warst du schon mal dabei?», fragte Aliyah.
    «Nein. Die Messe ist exklusiv für ihn gedacht. Niemand außer ihm selbst nimmt daran teil. Nicht einmal mein Vater darf ihn stören. Die Mitternachtsmesse ist Drakar heilig. Es heißt, er holt sich bei den Eolithen Gebet und Rat. Aber was sich da wirklich abspielt, das weiß niemand so genau.»
    «Und, was hältst du von meiner Idee, Katara?», fragte Miro.
    Katara überlegte eine Weile, dann nickte sie. «Es könnte klappen. Wir borgen uns ein paar Kutten aus der Klosterwäscherei und stellen uns einfach hinten an, wenn sich die Eolithen vor dem Kloster versammeln.»
    «Bin ich nicht gut?», lobte Miro sich selbst und reckte stolz seine Brust. «Bin ich nicht einfach gut? Gebt es zu, eine Idee wie diese musste von mir kommen.»
    «Wir machen uns besser auf den Weg», meinte Katara, ohne auf Miros Selbstbeweihräucherung einzugehen, «die Eolithen versammeln sich schon um zehn Uhr abends vor dem Kloster. Wenn wir zum Abmarsch nicht dort sind, fällt unser Plan ins Wasser.»
    « Mein Plan», berichtigte Miro. «Es war mein genialer Plan.»
    «Wie auch immer, wir haben wenig Zeit», sagte Katara. «Ich schätze, wir werden gute zwölf Stunden unterwegs sein, vorausgesetzt, der Weg macht nicht zu viele Kurven. Ich schlage vor, jeder greift sich ein bisschen Fladenbrot, und dann brechen wir schnellstmöglich auf.»
    Katara schnitt jedem mit dem Messer ein Stück Brot ab, und nachdem sie schweigend gegessen und einen Schluck aus ihren Wasserschläuchen getrunken hatten, marschierten sie los. Nayati trabte wie immer unternehmungslustig an der Spitze und schien genau zu wissen, in welche Richtung sie gehen mussten. Schon nach wenigen Minuten bemerkte Katara, dass Ephrion leicht hinkte.
    «Ephrion, was ist mit deinem Bein?»
    Ephrion winkte lächelnd ab. Er wollte nicht wehleidig erscheinen. «Ist nichts Schlimmes. Vielleicht eine kleine Zerrung oder so.»
    «Kannst du es nicht heilen?», fragte Aliyah.
    «Das hab ich schon versucht», gestand Ephrion. «Auch die Schnittwunden an meinen Händen. Aber irgendwie klappt es nicht.»
    «Anderen kannst du helfen, aber dir selbst nicht?», wunderte sich Miro. Ephrion zuckte bloß die Achseln. Er wusste nicht, was er hätte erwidern sollen.
    Sie verließen das Gebirge und erreichten einen breiten Fahrweg, der ungefähr in die Richtung ging, wo sie hinmussten. Es wurde ein weiter und anstrengender Fußmarsch. Gegen Mittag rasteten sie an einem Bach und wuschen sich das Blut und den gröbsten Schmutz aus den Kleidern und von ihrem Körper ab. Es war ein gutes Gefühl, wieder einigermaßen sauber zu sein. Die Versuchung war groß, ein kleines Mittagsschläfchen zu halten, doch Katara gönnte ihnen nur eine kurze Pause.
    «Wir haben noch einen weiten Weg vor uns», sagte sie. «Ausruhen können wir uns später.»
    Bald erreichten sie die ersten Häuser der äußeren Stadtviertel. Die Luftqualität veränderte sich spürbar. Zum ersten Mal fiel ihnen auf, wie unsauber die Luft in der Stadt war. Bis sich ihre Nasen daran gewöhnt hatten, kam es ihnen vor, als würden sie nichts als puren Schmutz einatmen. Auch der Nebel schien dichter zu werden, je weiter sie sich dem Zentrum näherten. Und noch etwas anderes nahm zu: ein Gefühl von Gleichgültigkeit, Mutlosigkeit und Bedrücktheit. Nie zuvor hatten sie diese Grundstimmung so stark empfunden wie jetzt. Sie war in jeder Gasse

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