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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Kanten entlanggleiten. Nichts. Sie blätterte hastig weiter, Seite um Seite. Nichts. Sie erinnerte sich an die Worte der Prophetin, als sie ihnen das Buch gezeigt und gesagt hatte, es wäre in einer Sprache geschrieben, die niemand kennt.
    Warum soll dann ausgerechnet ich sie verstehen? Wie soll ich das denn machen?
    Sie glaubte, das Hecheln ihres Wolfes außerhalb der Tür zu hören. Das machte sie nur umso nervöser.
    Er ist mein einzig wahrer Freund, dachte sie.
    Erst jetzt fiel ihr ein, dass Master Kwando nur von den ersten beiden Sätzen gesprochen hatte. Eifrig blätterte sie zurück zu den ersten Seiten des Buches.
    Wenn das nicht funktioniert, dann …
    Sie atmete tief durch und versuchte sich zu konzentrieren. Ihre Finger zitterten leicht, als sie sie quer über die Seite gleiten ließ. Nichts. Sie wiederholte den Vorgang, diesmal langsamer, von links nach rechts, von oben nach unten, von unten nach oben. Nichts … nichts … nichts! Ihr sank der Mut. Sie legte den Kopf zurück, schloss die Augen und seufzte. Nur noch wenige Sekunden blieben ihr Zeit. Tränen traten ihr in die Augen.
    Ich kann es nicht … niemand kann es … es ist nicht zu schaffen … oh Nayati, mein lieber Nayati. Ich werde dich nie wiederbekommen. Nie wieder …
    Sie öffnete die Augen, wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und wollte das Buch eben zuklappen. Da geschah etwas Seltsames … zwischen ihren verweinten Augen hindurch konnte sie zwei Sätze sehen. Sie sah sie! Sie sah sie ganz klar und deutlich! Sie blätterte weiter, doch alle andern Seiten lagen in kompletter Dunkelheit. Nur diese beiden Sätze sprangen ihr in die Augen und redeten zu ihr. Aliyahs Herz begann zu rasen vor Aufregung.

    Joash dachte, er würde sich mit Leichtigkeit von den Metallfesseln befreien können. Doch schon bald wurde ihm der Ernst seiner Lage bewusst. Er spürte, dass die Metallgurte langsam enger wurden wie der Griff einer Würgeschlange.
    Was kümmert mich dieser Ephrion?, schoss es ihm durch den Kopf. Warum sollte ich mich dafür entscheiden, ihm das Leben zu retten? Ephrion hat mir nie geholfen … er kennt mich nicht. Was geht mich sein Leben an? Warum sollte ich das meine für ihn aufs Spiel setzen? Was hab ich davon? Warum sollte ich mir selbstlos die Arme und Beine zerquetschen lassen für jemanden, der es nicht einmal zu würdigen wüsste, was ich da eigentlich tue? So’n Quatsch, ich bin doch nicht verrückt, Mann!
    Die Situation war so was von hirnverbrannt. Das würde er nicht mitmachen. Wenn er in Drakars Burgverlies aus seiner Zelle hatte ausbrechen können, dann würde er es auch hier schaffen. Mit links. Er biss die Zähne zusammen und spannte seine Muskeln an. Sein Kopf lief rot an, und vor Anstrengung traten die Sehnen an seinem Hals hervor. Mit aller Kraft versuchte er, die Metallteile zu sprengen, die ihn an sein Bett fesselten, oder wenigstens zu verhindern, dass sie sich weiter zuzogen. Vergeblich. Er zerrte und riss, ballte seine Fäuste und stemmte sich so stark gegen die Laschen, dass er glaubte, er müsste gleich zerplatzen. Aber nichts funktionierte. Im Gegenteil. Es schien das Unabwendbare nur noch zu beschleunigen.
    Eure physische Kraft wird Euch nichts nützen. Die Worte hallten in seinem Kopf wider. Sie waren wie der Stich eines zweischneidigen Schwertes mitten ins Herz.
    Meine Kraft ist alles, was ich habe, dachte Joash. Er konnte sich nicht vorstellen, an einen Rollstuhl gebunden zu sein. Er konnte sich nicht vorstellen, für den Rest seines Lebens von jemandem in der Gegend herumgeschoben zu werden … gepflegt zu werden … auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Er wollte von niemandem abhängig sein. Er konnte sehr wohl auf sich selber aufpassen. Er war zwanzig und hatte bereits sechs Jahre seines Lebens auf der Straße verbracht. Er brauchte sich von niemandem bemuttern zu lassen. Vielleicht war es doch am besten, die beiden erlösenden Worte auszusprechen. Ephrion war ja genau wie alle andern. Er hatte bestimmt eine gute Familie, ein gutes Leben. Und die andern waren ihm mit Sicherheit egal. Ephrion war doch wie alle andern, die einen weiten Bogen um ihn machten, wenn sie ihn am Straßenrand sahen, und ihm nur böse Blicke zuwarfen, wenn er um Geld bettelte, um sich etwas zu essen zu kaufen. Sie waren alle gleich. Sie hatten ihn nicht aus dem Gefängnis befreit, weil er ihnen irgendetwas bedeutete. Es ging ihnen nur um ihre blöde Mission, auch Ephrion. Warum also sollte er seine Beine für ihn

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