Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
bin.» Ihre Gedanken schweiften in die Vergangenheit zurück zu dem Tag ihrer letzten großen Prüfung mit ihrem Kampflehrer Master Tromar …
Katara war ganz in Weiß gekleidet gewesen. Zum ersten Mal hielt sie ein echtes zweischneidiges Schwert in Händen, das Schwert eines Ritters. Breitbeinig stand sie da. Ihr Gesicht wirkte furchtlos, doch in ihr drin schienen fünf Herzen gleichzeitig zu schlagen. Das Pochen war so stark, dass sie glaubte, ihre Brust würde sich jeden Moment von ihrem Körper losreißen und durch die Säulenhalle davonrennen. Master Tromar betrat den Raum, schritt langsam auf das Mädchen zu und blieb in einem Abstand von zwei Schrittlängen in der Mitte der Halle vor ihr stehen. Er trug ein weißes, glänzendes Gewand, die Robe eines Masters. Langsam hob er das Schwert über seinen Kopf, und Katara tat dasselbe. Die Luft schien zu vibrieren. Nur ein paar Sekunden standen sie sich so gegenüber, jeden Muskel ihrer durchtrainierten Körper bis zum Äußersten angespannt, doch es schien Katara wie eine Ewigkeit zu sein.
«So soll es beginnen», sagte der Master, und gleichzeitig holte Katara zu ihrem ersten Schlag aus. Es klirrte, und Funken sprangen, als die tödlichen Klingen aufeinandertrafen. Master Tromar parierte Kataras Schlag mühelos und ging seinerseits zum Angriff über. Sein Schwert sauste durch die Luft, doch Katara wich ihm geschickt aus, indem sie ihren Oberkörper wie ein dehnbares Schilfrohr nach hinten fallen ließ, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Tromars Klinge durchtrennte die Luft nur einen halben Fingerbreit über ihrer Brust. Geschickt zog sich Katara wieder hoch, stemmte ihre Füße gegen den spiegelglatten Boden und riss ihr Schwert hoch. Unvermittelt ließ sie die Klinge auf Tromars Schulter niedersausen, aber der Master fing ihren Schlag ab und wich tänzelnd zurück. Er spielte mit ihr. Katara wirbelte einmal um ihre eigene Achse, holte zu einem wuchtigen Schlag aus, den Tromar erneut parierte. Dann drehte er den Spieß schlagartig um.
Mit mehreren gezielten Hieben drängte er das Mädchen in die Defensive, täuschte sie mit überraschenden Richtungswechseln, ließ ihr keine Zeit, sich einen Vorteil zu verschaffen, und griff sie aus immer neuen Winkeln an. Sie lieferten sich einen erbitterten Schlagabtausch und kämpften verbissen und ohne ein einziges Wort zu wechseln.
Das Klirren des aufeinanderprallenden Metalls hallte durch den leeren Raum. Der Master war unglaublich gewandt, parierte jeden ihrer Schläge, wich ihrer Klinge routiniert aus und sprang bei niedrigen Hieben leichtfüßig über ihr Schwert.
Sie tanzten durch die riesige Säulenhalle wie durch einen Ballsaal, doch anstelle von heiterer Musik und dem ausgelassenen Gelächter der Gäste war der Raum angefüllt mit den Klängen des Kampfes, dem Klirren der Schwerter und den schweren Atemstößen der Kontrahenten, und anstelle von weißem Wein kosteten sie ihre eigenen salzigen Schweißtropfen, die ihnen übers Gesicht liefen.
Plötzlich wirbelte der Master herum, bündelte all seine Kraft und schlug Katara mit einem gewaltigen Hieb das Schwert aus der Hand. Katara taumelte und fiel rückwärts zu Boden. Master Tromar stand heftig atmend über ihr und setzte ihr die Spitze seines Schwertes an die Kehle. Sie rang nach Luft und blickte ihren Lehrer voller Angst an.
«Seid Ihr bereit, Dark City zu beschützen?», fragte er mit vorgerecktem Kinn.
«Ja, das bin ich», antwortete sie keuchend und schweißüberströmt.
«Seid Ihr bereit, den König zu beschützen?»
«Ja, das bin ich.»
«Seid Ihr bereit, für Euren König zu sterben?», brüllte er sie an. Sie antwortete nicht. Er wiederholte seine Frage und drückte die Schwertspitze unmissverständlich gegen ihren Hals.
«Seid Ihr bereit, für Euren König zu sterben?», donnerte seine Stimme durch die Säulenhalle.
«Ja, das bin ich!», schrie sie zurück, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. «Das bin ich!»
Der Master betrachtete das auf dem Boden liegende Mädchen, ohne mit der Wimper zu zucken, und seine Brust wölbte sich, als er sprach: «Ihr habt Euch alle Fähigkeiten angeeignet, die sich ein Ritter aneignen kann. Ihr habt Mut und Ehre bewiesen. Ihr habt Eure Prüfung bestanden.» Er nahm das Schwert von ihrem Hals. Sie setzte sich auf, und der Master legte sein Schwert feierlich in ihre Hände.
«Ich gratuliere Euch, meine junge Ritterin. Die alte Katara ist tot. Ein neuer Tag hat begonnen.»
Mit diesen Worten drehte er
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