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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Katara versteckte die Glasscherbe in ihrer Faust. Mit klopfendem Herzen saßen die Jugendlichen auf dem Boden, gefasst darauf, dass jeden Moment etwas Schreckliches passieren würde.
    Der Schlüssel drehte sich im Schloss, und die Tür wurde knarrend geöffnet. Ephrion sah einen Mann die Treppe heruntersteigen. In der linken Hand hielt er eine Kerze, über den rechten Arm hatte er eine Decke gelegt. Er hatte gelocktes blondes Haar und trug einen schwarzen Anzug. Eine vage Erinnerung stieg in Ephrion auf. Dies war mit größter Wahrscheinlichkeit einer der Männer, die ihm vor der Haustür aufgelauert hatten. Es wurde ihm übel bei dem Gedanken. Instinktiv rutschte er ein wenig näher zu Katara.
    Wenigstens sind wir zu zweit, dachte er. Und ich hab meine Hände frei, falls uns der Typ zu nahe kommen sollte. Doch allein die Gegenwart des Mannes war so bedrohlich, dass Ephrion sich kaum getraut hätte, im Ernstfall wirklich etwas zu unternehmen. Seine Anwesenheit lähmte ihn. Der Mann mochte um die dreißig sein, war groß, athletisch gebaut und hatte kräftige Hände. Im flackernden Schein der Kerze wirkte sein Gesicht unheimlich.
    Ephrion wünschte sich einfach, dass er nicht etwa ein Messer unter der Decke versteckt hatte, um ihn und Katara damit zu ermorden. Die Vorstellung ließ ihn innerlich erstarren. Dem Mann war alles zuzutrauen. Und jetzt, jetzt trat er ganz dicht an sie heran. Ephrion hätte vorschnellen und seine Beine packen können, so nahe stand er. Doch der Junge rührte sich nicht von der Stelle und blickte bloß mit schreckensbleichem Gesicht an der unheimlichen Gestalt hoch, die sich vor ihm aufbaute. Ich will nicht sterben, dachte er die ganze Zeit. Ich will nicht sterben! Ich will nicht sterben!
    Der Mann sah zu ihm herunter. Er wird ein Messer zücken, schoss es Ephrion durch den Kopf. Jeden Moment wird er ein Messer zücken und uns damit die Kehle durchschneiden! Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen warf der Mann den beiden kommentarlos die Decke vor die Füße. Ephrion war noch immer unfähig, auch nur einen Ton von sich zu geben. Er war froh, als Katara die Wortführung übernahm. Ihre kräftige Stimme zu hören, tat ihm gut.
    «Wisst Ihr eigentlich, wer ich bin?», fragte das Mädchen. «Wisst Ihr, dass Ihr sterben werdet für das, was Ihr getan habt?»
    Der Mann antwortete ihr nicht, doch Katara blieb hartnäckig. «Ihr werdet Eurer gerechten Strafe nicht entgehen, Hexer! Ihr werdet im Stadion verbrannt werden genau wie Isabella. Dafür werde ich persönlich sorgen!»
    Ephrion war beeindruckt von ihrer Furchtlosigkeit. Er hätte sich niemals auf einen Wortwechsel mit diesem Mann eingelassen. Er konnte zwar reden, aber es gab Momente, in denen er keinen Ton mehr über die Lippen brachte. Und dies war definitiv ein solcher Moment. Der junge Mann wandte sich ab, ohne auf ihre Bemerkungen einzugehen, und stieg langsam wieder die Treppe hoch.
    «Wer ist Euer Auftraggeber?», rief ihm Katara forsch hinterher. «Wer hat diese Entführung geplant? Ich verlange eine Antwort von Euch! Sagt es mir! Wer steckt dahinter?»
    Die Schritte stoppten. Der Mann blieb stehen, und obwohl Kataras Augen verbunden waren, spürte sie plötzlich, dass er sich umdrehte und sie direkt ansah. Und mit einem Mal war es ihr, als wüsste sie die Antwort auf ihre Frage. Es war nur ein Gefühl, und es ergab nicht den geringsten Sinn. Doch Katara spürte mit allen Fasern ihres Körpers, dass es so sein musste. Die Tür über ihnen fiel krachend ins Schloss, während das Mädchen starr vor Schreck dasaß.
    «Isabella», flüsterte sie und begann am ganzen Körper zu zittern, als sie den Namen aussprach. «Es ist Isabella!»

16
    Als Aliyah an diesem Morgen erwachte, fühlte sie sich so ausgelaugt wie ein Sprinter nach einem Marathon. Das blinde Mädchen hatte die ganze Nacht kaum geschlafen. Ihre Kleider waren nassgeschwitzt. Auch der Wolf sah aus, als hätte ihn die Nacht ziemlich mitgenommen. Und kaum hatten sie die Augen geöffnet, ertönte es schon von der Küche her:
    «Aufstehen, du faules Ding! Und zieh deinem Ungeheuer den Maulkorb an!»
    Beim Wort Maulkorb winselte Nayati leise. Aliyah strich ihm liebevoll übers Fell. «Tut mir echt leid, Nayati. Du kennst meinen Onkel. Wenn ich dir den Maulkorb nicht anlege, kriege ich mächtig Ärger. Und heute ist die Hexenverbrennung. Die würden dich nicht ins Stadion lassen, wenn du keinen Maulkorb hättest. Die Menschen denken nun mal, du wärst eine wilde

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