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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Reitern und Messerwerfern. Das Publikum war begeistert. Es folgten weitere Attraktionen, Wettkämpfe im Bogenschießen, Zweikämpfe mit dem Schwert und die öffentliche Auspeitschung einiger Gesetzesübertreter. Jetzt war die Menge aufgeputscht für den Höhepunkt des Spektakels: die Verbrennung der Hexe. Drakar der Zweite erhob sich von seinem Sitz und schob sich die Silbersträhne aus der Stirn. Majestätisch trat er an den Rand der Tribüne, von wo aus ihn alle sehen konnten.
    «Bürger von Dark City!»
    Die Worte hallten durch das Stadion und ließen die Menge verstummen. «Der heutige Tag wird in die Geschichte von Dark City eingehen. Es ist ein glorreicher Tag. Heute, so verspreche ich euch, Bürger von Dark City, werden wir ein Zeichen setzen. Heute, mit der Verbrennung Isabellas, heute, wenn ihr Blut fließt, wenn ihre Seele in Feuer und Rauch aufgeht, soll der Fluch des Nebels für immer gebannt werden. Er muss gebannt werden. Denn dreiunddreißig Jahre Dunkelheit sind genug. Dreiunddreißig Jahre lang hat der Nebel sich in unsere Seelen gefressen. Dreiunddreißig Jahre haben mein Vater und ich diejenigen gejagt und getötet, die das Land durch ihre Magie befleckt und den Nebel heraufbeschworen haben. Bürger von Dark City, ihr habt genug gelitten. Wir alle haben genug gelitten. Das Elend muss ein Ende haben. Der Fluch muss gebrochen werden, und zwar heute!»
    Drakar machte eine Pause und wölbte seine Brust. Er holte tief Luft, um seiner Aussage mehr Gewicht zu verleihen.
    «Den Händen meines Vaters ist sie entkommen. Aber den meinen nicht. Isabella, die gefürchtete Hexe Isabella, wird heute auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Heute wird sie bezahlen. Heute wird sie am eigenen Leib erfahren, was sie den Bürgern dieser Stadt angetan hat. Möge ihr Fluch mit ihr in Flammen aufgehen. Mögen ihre Todesqualen sie schmerzhaft daran erinnern, dass die Macht der Hexen für immer gebrochen ist. Ich, Drakar der Zweite, alleiniger Herrscher von Dark City, beschuldige Isabella des Hochverrats und der Zauberei. Und kraft meines Amtes verurteile ich sie hiermit zum Tode! Zum Tode durch Verbrennen!» Ein Windstoß fuhr durch Drakars langes Haar. «Bringt die Hexe herein!», rief er.
    Die Trommeln begannen zu schlagen. Das große Tor öffnete sich, und auf einem kleinen Holzkarren, von einem alten Gaul gezogen, wurde Isabella in die Arena gebracht. Sie kniete auf dem Karren, ihre Arme waren an einen quer über das Fuhrwerk liegenden Pfahl gebunden. Die Menge geriet in Aufregung. Pfiffe und Gelächter ertönten. Kleine Steine wurden in die Arena geworfen.
    «Weg mit ihr! Tötet sie!», schrien die Menschen und johlten und schrien noch mehr.
    Isabellas Anblick war grauenvoll. Ihr Kleid war zerrissen und hing ihr in Fetzen von den Schultern. Ihr zerschundener Körper war übersät mit Striemen und offenen Wunden. Ihr Mund war leicht geöffnet, und ihr weißes Haar fiel ihr wie ein Vorhang ins Gesicht.
    «Verbrennt sie!», ertönte es aus dem Publikum. «Verbrennt sie! Verbrennt sie!» Die Stimmen vermischten sich zu einem gewaltigen Sprechchor. Tausende von Füßen stampften auf die steinernen Bänke. Geballte Fäuste, Banner und Fahnen wurden geschwungen.
    «Brenn! Brenn! Brenn!», riefen die Bürger zum Rhythmus der Trommeln in die große Arena hinunter. Sie lechzten nach einem Schauspiel. Sie würden sich an ihrem Tod ergötzen. Sie gierten nach Licht und Feuer.
    Zwei junge Männer banden Isabella los und führten sie zu ihrer Hinrichtungsstätte. Ganz ruhig stieg sie mit den Burschen die Leiter zum Scheiterhaufen hoch und wurde dort an einen Holzpfosten gebunden. Jetzt stand sie auf dem aufgeschichteten Holz, barfuß, mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf. Ihr bleiches Gesicht wirkte alt und müde. Der Wind spielte in ihrem langen Haar.
    Drakar hob seine Hand, und die Menge verstummte.
    «Isabella, heute werdet Ihr brennen», verkündete er. «Euer Tod ist der Preis für das Licht, das Ihr uns genommen habt. Der Duft Eurer Qualen wird ein Duft von Freiheit sein. Durch Euer Sterben wird Dark City gereinigt von dem Fluch der Dunkelheit, den Ihr und Eure Anhänger über uns und unsere Kinder gebracht habt. Zündet die Hexe an!»
    Das eintönige Trommeln begann wieder. Drakar gab seinem ersten schwarzen Ritter einen Wink mit dem Kopf, worauf dieser eine lange Fackel entzündete, sein Pferd zum Scheiterhaufen lenkte und das aufgeschichtete Holz in Brand setzte. Es knisterte. Rauch stieg auf. Die ersten Flammen

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