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Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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gewartet“, sagte er mit bemüht fester Stimme. „Als er zwischen den Fahrzeugen hervorgekommen ist, dachte ich, er sei Nathans Freund. Sein Gesicht war furchtbar entstellt.“
    Dieser widerliche süßlich-faule Gestank.
    Devon ließ sich vor ihm auf ein Knie nieder. Im Licht aus dem Flur wirkten seine Augen, wie von einem trüben Film überzogen.
    „Die Vampirin, die Richard Geoffrey überfallen hat, war zu jung, um Nachkommen zu erschaffen. Es gehört mehr dazu, als ein reiner Austausch von Blut.“
    Jesse wog ab, ob er es überhaupt wissen wollte. „Erklär es mir“, forderte er Devon schließlich auf.
    Devon zögerte und nickte dann. „Wenn ein Vampir von einem Opfer trinkt, ohne es zu töten, stillt er lediglich seinen Durst und erhält verlorene Kräfte zurück. Seine Fähigkeiten wachsen nicht. Dies geschieht nur beim vollständigen Aussaugen des Opfers. Im Moment des Todes, wenn der Geist des Menschen erlischt, nimmt der Vampir dessen Lebensessenz in sich auf und wird dadurch stärker. Diese Essenz ist der Schlüssel zu unserem Dasein und zu unseren Fähigkeiten.“ Devon hielt kurz inne. „Bei der Verwandlung eines Menschen geht es um viel mehr. Es geht um die kurzzeitige Verschmelzung zweier Geister zu einem einzigen Bewusstsein. Der Meister prägt auf diese Weise den Verstand seines neuen Schülers mit den Gedankenmustern, die ihn zum Vampir machen. Dabei lässt er eine Spur seiner Selbst zurück, um den Neugeborenen an sich zu binden. Steht der Schüler schließlich an der Todesgrenze, flößt ihm der Meister sein eigenes Blut ein. Durch diesen Austausch wird der Prozess endgültig vollzogen.“
    Devons graubraune Augen ruhten auf Jesse, der ihm fasziniert zuhörte. All dies hatte Devon selbst erlebt. Vor über dreihundert Jahren war er von einem Vampir an die Grenze des Todes gebracht und verwandelt worden. War es freiwillig geschehen? Hatte er gekämpft? War er überfallen und zu einem Vampirdasein gezwungen worden?
    „Um einen Menschen erfolgreich zu verwandeln“, fuhr Devon eindringlich fort, „braucht es Stärke und Erfahrung und Kontrolle. Und einen klaren Verstand auf beiden Seiten. Deshalb wurde der Verwandlungsprozess bei Richard Geoffrey nicht vollständig abgeschlossen. Die Vampirin hat ihn in ein Wesen verwandelt, das wir einen Grenzgänger nennen; weder Mensch noch Vampir. Sein Gehirn führte das Gedankenmuster der Vampire aus, während sein menschlicher Körper allmählich verweste und zerfiel.“
    „Oh Gott“, flüsterte Jesse kaum hörbar. Was für ein unfassbar grausames Schicksal! Niemand verdiente dieses entsetzliche Leid!
    „Er konnte sich nicht ernähren. Wenn wir ihn nicht gefangen hätten, wäre er in einigen Nächten von allein zugrunde gegangen.“
    „Ihr habt ihn?“ Tiefe Erleichterung überkam Jesse.
    Als Devon nickte, zog Jesse ihn wortlos in seine Arme und hielt ihn ganz fest. Eine Weile bewegte sich keiner von ihnen.
    „Ich dachte, er tötet mich.“ Jesse konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zitterte. „Ich dachte, er verwandelt mich und ich werde wie er.“
    „Ich weiß nicht, was ich dann getan hätte“, hörte er Devons Stimme dicht an seinem Ohr. „Als ich dein Blut an ihm gerochen habe …“
    Bevor Devon weitersprechen konnte, wandte Jesse den Kopf und küsste ihn. Erstickte die Worte mit Trost und Zärtlichkeit. Devon erwiderte den Kuss behutsam. Seine Lippen fühlten sich warm an und weich. Zuerst begriff Jesse nicht, dass es falsch war, doch endlich sickerte die Information durch. Devon strahlte normalerweise keine Wärme aus! Er sollte kühl sein!
    Jesse unterbrach besorgt den Kuss.
    „Ist alles in Ordnung?“ Er berührte Devons Wange. Sie war ebenfalls warm.
    „Ich habe nicht ausreichend geruht und zu wenig getrunken.“ Devon nahm seine Hand und hielt sie sanft fest. „Ich hatte Wichtigeres zu tun.“
    Jesse erinnerte sich an Mias Worte. Dass Devon bis weit in den Tag hinein aufgeblieben war. Die Trübung seiner Augen kam nicht vom Flurlicht. „Das hättest du nicht zu tun brauchen.“
    „Ich wollte es.“
    Devon runzelte plötzlich die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. Er ließ Jesses Hand los und betrachtete seinen eigenen Handballen. Ein grauer Strich war auf der wächsernen Haut erschienen.
    „Was ist das?“ erkundigte sich Jesse verwundert.
    „Dein Ring.“ Devon berührte flüchtig das breite Metallband an Jesses rechtem Daumen. „Das Silber greift die Haut an. Wäre ich weniger geschwächt, würde es mir nichts

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