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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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bist das, Jolly.«
    Ich erkannte ihn an dem blöden Spitznamen, es war der Percent aus der Bar, der versucht hatte, mich zum Narren zu halten.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Joy«, korrigierte ich ihn mit einem scheinbar nachsichtigen Lächeln, aber ich blieb vorsichtig. Was machte er hier?
    Er war es, der die Frage zuerst aussprach. »Was hast du hier zu suchen, Jolly?«
    »Ja, was sucht man in einem Stall?«, frotzelte ich, wurde aber schnell wieder ernst, als ich bemerkte, wie sehr ihn mein Spott verärgerte. »Ich suche nach Arbeit. Dachte, beim Versorgen der Pferde wäre vielleicht Hilfe nötig.«
    Er schüttelte den Kopf, als wäre ich unfassbar dumm. »Hier lebt seit Wochen kein Pferd mehr. Im Hotel gab es tagelang nichts anderes zu essen.« Sein Tonfall machte klar, dass er mit dieser Entwicklung nicht glücklich war. Was also, fragte ich mich, tat er dann hier?
    Ich hatte das Gefühl, dass es besser war zu schweigen, und musterte ihn stattdessen genau. Er trug eine leichte Jacke, Bestandteil einer einfachen Soldatenkluft, aber ohne die dazu passende Hose. Stroh haftete an den Ärmeln. Ob er darin geschlafen hatte? Als er sich umdrehte und einen vollgestopften Seesack schulterte, begriff ich: Vermutlich hatte er den Sack im Stroh versteckt und ausgegraben. Was wohl darin war?
    Der Percent verbarg den Seesack hinter seinem Rücken, als er erkannte, dass mich dieser interessierte - und genau das feuerte meine Neugier an.
    »Du solltest hier verschwinden, Jolly«, meinte er in einem aufgesetzt unbekümmerten Ton, der mich in aller Regel sofort in Alarmbereitschaft versetzte, diesmal aber seine Wirkung verfehlte. »Es kann gefährlich sein, so allein. So weit weg von anderen Menschen.«
    Als er an mir vorbeiging, klapperte der Inhalt seines Sacks metallisch. Waffen? Er trug wohl kaum alte Hufeisen mit sich herum. Irgendetwas war hier faul. Es war nur ein Gefühl, aber eins der überzeugten Sorte.
    Ich ließ den Percent ziehen, gab vor, mich bei den Ställen umzusehen, bis er um die nächste Ecke bog.
    Und dann folgte ich ihm leise.
    • • •
    Ihm unbemerkt nachzulaufen und dabei niemandem aufzufallen, war gar nicht so einfach. Um ein Haar wäre ich an dem Haus vorbeigegangen, in das der Percent verschwunden war. Ich wurde bloß aufmerksam, weil jemand ein Fenster im Erdgeschoss öffnete und die Stimme des Mannes, den ich verfolgte, ins Freie ließ. Doch kaum hatte ich registriert, dass er sich in dem Haus befand, wurde das Fenster schon wieder geschlossen. Ich drehte um und ging zur Tür. Nicht verriegelt, was für ein Glück. Im Stillen schalt ich mich für die Dummheit, Zufälle, die meinen Leichtsinn fütterten, als Glück zu bezeichnen.
    Ich huschte durch das Treppenhaus und wagte mich bis zu einer Wohnungstür vor, hinter der ich Männer reden hörte. Viele Männer - sehr viele. Die konnten unmöglich alle hier wohnen. Ich presste das Ohr an die hölzerne Tür.
    »Hast du die Waffen?«
    »... wirklich noch da?«
    »Ist dir jemand gefolgt?«
    Die Stimmen waren mir fremd, einige Worte verstand ich nicht oder nur teilweise.
    »Natürlich hat alles geklappt. Führt euch nicht auf wie Waschweiber!« Das war der Kerl, dem ich nachgegangen war. »Hier habt ihr sie, nehmt!« Es klapperte.
    »Fühlt sich gut an«, sagte irgendjemand.
    »Es ist gut, sich wehren zu können, wenn es zum Krieg kommt«, entgegnete ein anderer mit ernster Stimme.
    Die Kehle wurde mir eng. Krieg? Was redete er da? Ich schloss die Augen. So konnte ich mich noch etwas besser auf die Geräusche konzentrieren.
    »Das wird es schon nicht.«
    »Die Triade sieht keine Gefahr. Sie sagen, das Gerede von Rebellen, die die Stadt angreifen wollen, wäre reines Geschwätz, weil den Männern langweilig ist.«
    »Und sie haben recht.« Es polterte, als hätte jemand mit der Hand auf einen Tisch geschlagen. »Jeden Winter dasselbe Palaver vom Krieg. Das geht mir auf den Sack, nur dass ihr es wisst.«
    »Alles klar, Chucker.« Da, das war er wieder, der Mann, der mich Jolly nannte. »Aber wenn das nur Gerede ist, warum hast du dann als einer der Ersten eine Pistole eingesteckt?«
    »Kann man immer gebrauchen«, murmelte der, den sie Chucker nannten.
    Stühle bewegten sich knirschend über den Boden. Es klang nach
    Aufbruch, aber ich rang den Wunsch nieder zu verschwinden. Ich wollte mehr hören.
    »Ich sage es euch«, meinte ein Mann mit tiefer, besorgter Stimme, »diesmal kommen wir um einen Aufstand nicht herum. Die Menschen sind

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