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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Nässe draußen trug sie nur eine Bluse, einen Rock und leichte Schuhe.
    Ihr Anblick paralysierte mich und zeitgleich schrie etwas in mir: Nein, nein, nein, völlig falsch! Ich fühlte mich so massiv in meine eigene Vergangenheit gedrängt, dass mein Sichtfeld schrumpfte und von außen langsam schwarz wurde. Schwarz wie der Sack, den sie mir damals über den Kopf gezogen hatten.
    Der Percent fasste dem Mädchen ins Haar und zog ihr Gesicht zwischen seine Beine, ihre Wange dicht an die Beule in seiner Hose. Er ließ sie los, um nach einem Getränk zu winken, aber wir alle - er, das Mädchen und ich - wussten, dass sie keine Wahl hatte und keinen Zentimeter zurückweichen durfte. Sie presste die Augen zu und am liebsten hätte ich es ihr gleichgetan. Alles, was ich noch scharf sah, war das selbstzufriedene Grinsen des Percents.
    »Joy?« Jemand berührte mich am Oberarm und ich schrak dermaßen zusammen, dass ich verhalten aufschrie. Morton stand neben mir. »Geh in die Küche, Joy, ich mach das hier.«
    Ich tat selten auf Anhieb, was er von mir verlangte, aber diesmal gehorchte ich. Auch, weil ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen. Ich eilte in die Küche, beugte mich über den Bottich, mit dem wir das Wasser aus dem tropfenden Hahn auffingen, und schüttete mir mehrere Handvoll des kühlen Nass ins Gesicht.
    Es half nichts. Das Mädchen musste mit Gewissheit noch immer ihr Gesicht an den Schwanz dieser Bestie pressen, und das wahrscheinlich nur aus einem einzigen Grund: Er liebte es zu demütigen. Und weil ihm Demütigung allein nicht ausreichte, tat er es vor Zuschauern.
    Mit diesen Gedanken wurde mein Kopf klarer. Die Schlinge aus Erinnerungen, die eben noch so hart und unnachgiebig gewesen war, löste sich ein wenig.
    Dieses Mädchen war nicht ich und der Percent war nicht Neel. Ja, auch Neel hatte mich wie einen Hund an einem Seil durch die Stadt gezogen. Aber niemals hatte er mich gegen meinen Willen unsittlich berührt. Niemals hatte er mich gezwungen, ihn zu berühren. Nie hatte er mich mehr gedemütigt als sich selbst. Und trotzdem, stellte ich verwirrt fest, hatte alles, was er getan hatte, Narben hinterlassen. Man konnte sie nicht sehen wie bei Neel, aber jetzt spürte ich sie. Sie machten meine Haut steif und unbeweglich.
    Ich konnte mich nur mit Mühe rühren, musste mich zwingen, die Küche zu verlassen, in der ich vor der Wahrheit Schutz gesucht hat-
    Die Stadt war noch immer ein Kessel aus Gewalt und Demütigungen, und noch immer traf es die Schwächsten, während die, die vorgaben, stark zu sein, wegsahen.
    Im Schankraum schien sich niemand für das Unrecht zu interessieren, das dem jungen Mädchen zuteilwurde. Manche lachten, andere ignorierten sie, wieder andere gafften unverhohlen und voller Neid in Richtung des Percents. Morton hatte ihm Gebrautes gebracht. Ich fühlte mich von ihm verraten. Ganz in der Nähe des Mädchens saß ein Stammgast, den alle Birdy nannten, weil er ständig Melodien pfiff. Ich hatte mich wenige Tage zuvor mit Birdy unterhalten. Über seine alkoholgeschwängerten Träume vom Frieden. Nun saß er mit offenem Mund auf der Bank, starrte das verschreckte Mädchen an und rieb sich über den Unterleib.
    Meine Wut brannte mir auf der Zunge, ich wollte etwas brüllen und konnte es nicht. Wenn ich den Mund öffnete, würde ich kotzen. Es war meine eigene Naivität, die mir bitter in der Kehle hochkam. Diese Percents hier waren keine netten Kerle, keiner von ihnen. Sie waren widerliche Sadisten.
    Ich hatte nie vergessen, dass viele von ihnen Frauen hatten. Einige dieser Frauen waren nicht wirklich gerne bei den Männern und manche nur, weil man sie zwang. Aber diese Zurschaustellung von Leid war etwas anderes, als nach grausamen, aber von der Stadt diktierten Regeln zusammenzuleben. Und alle nahmen es hin. Alle akzeptieren es.
    In den letzten Wochen hatte ich mir permanent eingeredet, Neel und Graves wären nicht die einzigen Percents, die anders waren. Denen Gefühle von Menschen etwas bedeuteten. Die niemals jemanden aus Vergnügen quälten und die niemals grundlose Grausamkeiten hinnehmen würden.
    Ich hatte Morton und seine Stammgäste angesehen, sie studiert und mir gesagt, dass viele von ihnen ebenso anders waren, auf eigene, raue Weise anders. Dass meine Jahre in der Rebellion unnötig gewesen waren und ich in der Stadt leben konnte, weil die Percents nicht so waren, wie ich es als Kind gelernt hatte. Ich hatte so fest glauben wollen, sie wären keine Monster,

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