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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Neel Löcher in den Bauch, wann er ihm begegnet war, wo und warum.
    Neel versprach mir Antworten, koppelte sie allerdings an die Bedingung, dass ich meinen Vater besuchte. Er war der Überzeugung, dass diese Begegnung wichtig für mich war, davon ließ er sich auch in den folgenden Tagen nicht abbringen, sosehr ich mich auch sträubte.
    Natürlich wollte ein kleiner Teil von mir lieber heute als morgen zu meinem Vater. Schon allein deshalb, um ihn zu fragen, warum er Penny und mich allein beim Clan zurückgelassen hatte und ohne uns in die Stadt zurückgekehrt war. Nein, eigentlich wollte ich ihn das nicht fragen. Ich wollte es ihm vorwerfen und das wiederum war zusätzlich zu der Tatsache, dass ich die heimliche Geliebte eines Percents war, Grund genug, ihn nicht aufzusuchen.
    »Du kannst es dir überlegen«, sagte Neel irgendwann. Er gab den Disput nicht auf, er gönnte mir nur eine Verschnaufpause. »Aber nicht ewig, Joy. Er hat nicht mehr lange Zeit. Er wird sterben.«
    »Vielleicht gehe ich hin«, sagte ich leise, von seinen letzten Worten aller meiner Argumente beraubt. »Irgendwann.«
    Danach sprachen wir nicht mehr über meiner Vater, was dazu führte, dass ich umso häufiger an ihn dachte.
    Die Wahrheit war: Neel lag richtig. Ich wollte ihn so gerne sehen, um ihm wenigstens meine Fragen zu stellen. Aber es war sicher nicht gut für meinen Vater, mich zu sehen.
    • • •
    Der Boden, der viele Wochen gefroren gewesen war, taute. Schneemassen auf den Dächern wurden zu Unmengen von Wasser. Mauern und Dächer, die der Winter spröde und rissig gemacht hatte, offenbarten nun, dass sie undicht waren.
    Morton hatte schon beim Aufschließen gemurmelt, es würde Ärger in der Luft liegen. Ich ging von einem grässlichen Abend aus und hielt mich nur mit der Aussicht, dass Neel mich abholen würde, über Wasser.
    Morton rempelte mich an und stieß mich aus meinen Gedanken. »Mit deinem Kopf schon wieder im Bett von diesem Nichtsnutz, he?« Seit er erfahren hatte, dass man Neel degradiert hatte, ließ er kein gutes Haar an ihm. Er hatte ihm sogar Hausverbot erteilt, weil er mich angeblich von der Arbeit ablenkte. Ich kannte Neels Schwäche für Alkohol, die er mit nahezu allen Percents teilte, und konnte Morton darum nicht einmal böse sein.
    »Was stehst du da rum und stierst die Wand an, Joy? Sind alle Gäste versorgt?«
    Ich verdrehte die Augen. »Was würdest du eigentlich tun, Morton«, gab ich zurück, setzte mich allerdings mit einem Lappen in der Hand in Bewegung, »wenn du mich nicht hättest?«
    »Alles allein machen!«, brüllte er mir nach.
    »Von wegen!« Ich sang die Worte fast. »Du würdest an deinem Frust verschimmeln, wenn du ihn nicht an mir abreagieren könntest.«
    »Du garstiges Biest!«
    »Alter Saftpanscher!«
    Ein paar Gäste grinsten. Unsere Getränke mochten nicht besser schmecken als die in anderen Bars und unser Essen war definitiv mies. Aber die Streitereien zwischen Morton und mir waren die lustigste Unterhaltung, die man weit und breit finden konnte, also kamen sie lieber zu uns. Morton wusste das und genau aus diesem Grund schätze er mich so. Er gestikulierte mit einer Flasche in meine Richtung und ich warf ihm einen Kuss mit der Hand zu. Er fing ihn auf, klatschte ihn sich auf die Wange und gab vor, theatralisch zu Boden zu gehen. Ein paar Gäste lachten, einer von ihnen applaudierte. Drei hoben die Hand und wollten nachgeschenkt bekommen.
    Ein weiterer Percent trat ein - ein mir unbekannter. Dann sah ich die Frau, die bei ihm war.
    Und von einer Sekunde auf die andere gefror das Blut in meinen Adern.
    Frau war zu viel gesagt. Es war ein Mädchen mit riesengroßen dunklen Augen, das lange Haar zu Hunderten dünnen Zöpfen geflochten. Das, was sich um ihren schlanken Hals wand, war jedoch kein Zopf, wie ich zunächst angenommen hatte. Es war ein grober Strick, ein Strick, mit dem man eine Ziege führt oder eine Kuh. Ein Deja-vu schlug mir mit der Kraft eines Kinnhakens ins Gesicht. Ich konnte nicht mehr atmen und spürte das raue Seil auf meiner Haut, genau da, wo sie unter dem Kinn und den Kieferknochen so dünn und empfindlich ist.
    Der Percent ging mit dem Mädchen um, als wäre es ein Stück Vieh, zerrte es über die Türschwelle und in den Schankraum. Breitbeinig ließ er sich auf einen Stuhl fallen und ruckte am Seil, sodass sie zwischen seinen Füßen auf den Boden fiel, direkt auf ihre nackten Knie. Ihr Rock verrutsche und entblößte ihre Oberschenkel. Trotz der kalten

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