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dark destiny

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Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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seinem Bereich. Neel hatte es wie die meisten nie in eine andere Stadt verschlagen. Er wusste, was man sich erzählte, und die Vorstellung von Präsidenten, die noch viel unnachgiebiger regierten, war ihm genug Grund, in seiner Heimat zu bleiben.
    »Schau hier«, zeigte er Joy. »Da liegt Norge - ich vermute, das ist Skandinavien. Die Entfernung ist viel größer, verglichen mit der Wegstrecke nach Nederland.«
    Doch Joy hatte längst einen anderen Bereich der Karte ins Auge gefasst. Sie legte ihren Finger auf einen Punkt im Süden Englands, wo die grüne Fläche nur durch ein dünnes Band aus Blau vom nächsten Land getrennt war. »Und hier?«, flüsterte sie. »Meinst du, wenn man hier steht, kann man übers Meer sehen? Bis ans andere Ufer?«
    Um ehrlich zu sein, hatte Neel keine Vorstellung davon, wie groß die Distanzen sein mochten. Eine weitere Frage war, wie schnell so ein Schiff wohl fuhr. Waren die Winde überall gleich oder veränderten sie sich und wurden zu unberechenbaren Jägern, die ein Boot trieben und hetzten und irgendwann erlegten?
    Es war alles so unsicher, so gefährlich. Das Risiko schien wesentlich realer als die vage Möglichkeit eines ernsthaften Rebellenaufstands. Neel ertappte sich immer häufiger dabei, wie er sich wünschte, Joy würde sich gegen die Reise entscheiden.
    Immer noch lagen ihre Finger auf der Karte, im gefährlichen Süden. »Erinnerst du dich nicht an das, was ich dir gesagt habe?«, fragte er sanft und legte seine Hand über ihre, um sie sachte von dort wegzuziehen. »Im Süden ist die Erde krank. Sie steckt jeden an, der sie betritt oder die Luft dort atmet.«
    Joy schluckte. »Laurencio hat uns davon erzählt. >Elender nuklearer Dreck<, so nannte er es. Er hat gesagt, dass man nichts dagegen tun kann, dass man daran zu krepieren beginnt, ehe man merkt, dass etwas in der Luft liegt.«
    Neel hatte normalerweise kein Vertrauen in das, was der alte Rebell von sich gegeben hatte. Neun von zehn Lügen, die Joy über die Percents geglaubt hatte, hatte Laurencio ihr eingebläut. In diesem Fall machte Neel allerdings eine Ausnahme, denn ihm hatte man Ähnliches erzählt.
    »Theoretisch«, warf er zögerlich ein, »könnte diese nuklearen Sache überall auf der Welt ein Problem darstellen. Wir wissen, dass hier unten«, er legte seine freie Hand über France, »nichts und niemand mehr lebt. Wie es in den anderen Ländern aussieht ...« Er ließ den Satz unvollendet. Er hatte mehr als genug gesagt.
    »Wir werden sehen«, sagte Joy und lächelte.
    Und in diesem Augenblick begriff Neel, dass er es nicht länger aufschieben durfte. »Du wirst es sehen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich? Und du ... nicht?«
    »Nein.«
    Joy schluckte. Blickte auf ihre ineinander verflochtenen Hände und versuchte, sich loszumachen. Doch das ließ Neel nicht zu.
    »Erklär mir das.« Ihre Stimme klang gefasst, als würde Joy sie mit größtem Kraftaufwand unter Kontrolle halten.
    Es gab nichts zu erklären. »Ich kann hier nicht weg.«
    »Richtig, du führst hier ja ein so wunderbares Leben. Du hackst Holz und fürchtest die Rache deines Präsidenten und ... Bei der Sonne, Neel, wie kannst du mir so etwas antun!« Sie schnappte nach Luft. »Ist es wegen der Sonne? Wir können dir doch einen Schutzanzug besorgen, falls nötig!«
    »Es ist nicht wegen der Sonne. Joy, bitte. Beruhige dich.«
    »Ich will mich aber nicht beruhigen!« Dennoch wurde ihre Stimme leiser, als würde die Enttäuschung ihr jegliche Energie rauben. »Wie kannst du nur?«, fragte sie bitter. »Du legst mir die Erfüllung meines größten Traums vor die Füße. Und dann sagst du: Träum ihn allein? Das ist nicht fair.«
    Neel wollte etwas erwidern, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Nein, sag jetzt bloß nicht, dass du nie versprochen hast, fair zu sein. Außerdem ist das hier mehr als nur nicht fair. Das ist grausam!«
    Er konnte nicht widersprechen. Es war grausam, für ihn nicht weniger als für sie. Aber in der Stadt brodelte die Luft und für den Fall, dass sie überkochte, war dieses Schilf eine der wenigen Chancen, die die Menschen dann noch hatten. »Wäre es denn fair, wenn ich dir nie von dem Schiff erzählt hätte?«
    Sie starrte ihn an. Stand auf, so schnell, dass der Stuhl umfiel. Lief im Raum umher, atmete tief ein und aus. Schließlich stellte sie den Stuhl zurück auf seine vier Beine und setzte sich wieder.
    »Du hast mir aber nicht bloß von einem Schiff erzählt«, sagte sie mit kalter Ruhe. »Du hast Routen

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