dark destiny
lachte. Niemand lamentierte.
Die Clans sollten sich verbrüdert haben ... Ich musste den Satz mehrmals lautlos wiederholen, ehe ich ihn begriff. Dann hüpfte plötzlich mein Magen und wurde gleichzeitig so schwer, als hätte ich eine Bleikugel verschluckt. Das also steckte hinter dem Gerede von einem Rebellenaufstand.
Wie sehr hätte ich mir früher eine solche Neuigkeit gewünscht! Aber früher ... da wollte ich auch kämpfen. Gegen die Percents. Ich hatte nichts sehnlicher erhofft.
Jetzt jagten mir meine eigenen Wunschvorstellungen Angst ein.
Und da war noch etwas, das mir bitter aufstieß. Warum, bei der Sonne noch mal, redete Kendra mit mir, wenn ich Matthial ansprach? Sah ich zu ihm, wandte er das Gesicht ab. So verhielt sich kein Clanführer! Was nur bedeuten konnte ...
»Kendra, führst du diesen Clan an?«
Ich hatte auf Gelächter und eine Richtigstellung spekuliert. Stattdessen richtete sie sich noch etwas weiter im Sattel auf. »So ist es.«
Matthial sah mich an, als wollte er sich bei mir entschuldigen. Ich schüttelte knapp den Kopf. Ich wollte ihn nicht verurteilen, ich wollte nur den Grund für diese Veränderungen wissen. Deutlicher als jemals zuvor merkte ich, wie scharf der Schnitt durch unsere Beziehung tatsächlich gewesen war. Diese Menschen, die mir hier gegenüberstanden und mich musterten - ihre Blicke über meinen Körper gleiten ließen auf der Suche nach Waffen -, waren einmal meine Freunde gewesen. Nun schätzten sie ab, ob ich ein Feind war. Das sollte eigentlich an mir abprallen, schließlich hatte ich sie verlassen, aber wider alle Vernunft tat es weh.
Zack kam ein paar vorsichtige Schritte auf mich zu. »Wir müssen dich das fragen, Joy: Was tust du hier? Im Clangebiet?«
Das letzte Wort machte mir eine Gefahr deutlich, die ich zuvor nicht bedacht hatte. Ich jagte in dem Wald, den sie seit Jahren als ihr Eigentum bezeichneten, und im Gegensatz zu früher gehörte ich inzwischen nicht mehr zu ihnen. Ich war Städterin geworden. Meine Marke, die unter der Kleidung an meiner schwitzigen Haut klebte, verbot mir, hier zu sein.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich wandere.«
»Bewaffnet«, stellte Kendra fest.
Es war Matthial, der an meiner Stelle reagierte. »Natürlich bewaffnet, Kenny. Es gibt wilde Hunde in diesen Wäldern. Du solltest das wissen.«
Die Blicke, die die beiden tauschten, durchschaute ich nicht vollends. Da war Wut auf beiden Seiten, aber auch Vorsicht, diese nicht zu deutlich zu zeigen. Was immer zwischen ihnen stand, es schien einem Wespennest nicht ganz unähnlich.
»Gut«, sagte Kendra kühl. »Dann sollten wir ihr Zeit geben zu verschwinden.« Sie sah mich an und lächelte auf eine Art, die mir überhaupt nicht gefiel. »Lauf nach Hause, Stadtmädchen.« Ein scharfer Blick zu Matthial. »Schaff sie fort. Na los, mach schon!«
Was war nur vorgefallen, dass sie nicht nur mit mir derart abschätzig redete, sondern auch mit ihrem ehemaligen Clanführer? Ich straffte die Schultern.
»Joy«, säuselte Kendra. »Ich sage es nicht noch einmal.« Sie tat sehr beherrscht, als wäre ich ihr nur lästig, aber sie war eindeutig nervös. Mehr noch, sie hatte Angst. Ich war ihr bei irgendetwas Wichtigem massiv in die Quere gekommen.
»Wohin geht ihr?«, fragte ich. Es war höchst ungewöhnlich, dass sich der komplette Clan in unmittelbare Stadtnähe begab.
Kendra riss ihr Pferd herum, sodass es mir die andere Seite zuwandte. Und dann sah ich die Pistole in ihrer Hand. Sie richtete sie nicht direkt auf mich, hielt sie wie zufällig so, dass ich mich in Gefahr fühlte, ohne dass sie mich aktiv mit der Waffe bedrohte.
Ein heiseres Lachen presste sich ungewollt aus meiner Kehle. »Deshalb bist du Clanführerin? Weil du eine Pistole hast?« Ich konnte mir keinen anderen Grund vorstellen, aus dem ausgerechnet
Kendra sich in der Hierarchie aufschwang. Doch seit wann ließ sich Matthial derart die Butter vom Brot nehmen?
»Noch einmal, Matthial«, sagte Kendra leise, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Bring die Städterin hier fort. Sonst ist sie die Erste.«
Die Erste?
Die Erste.
Die Erkenntnis schlug ein wie ein Geschoss.
Die planten einen Angriff!
Einen Moment lang wusste ich nicht, wohin mit mir. Ich musste sie davon abhalten, das war Wahnsinn, das war ein Himmelfahrtskommando, das war absolut lebensmüde. Unsere Leben waren zu lange eng miteinander verbunden gewesen, um sie einfach in den Tod gehen zu lassen. Ich musste irgendetwas tun. Sie mochten Idioten
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