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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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sein - aber sie sollten nicht sterben!
    Matthial stieg vom Pferd, gestikulierte mir, mit ihm zu kommen, und ich tat es unverzüglich. Er mochte hassverhärmt sein, aber immerhin war er noch vernünftig.
    In der Ferne knallte es, Vögel flogen auf. Welcher Trottel jagte mit einer Pistole?
    Wir liefen gemeinsam Richtung Stadt. Ich hätte den Weg selbst gefunden, aber offenbar musste Matthial dafür Sorge tragen, dass ich auch wirklich ging. Das Pferd hatte er zurückgelassen, doch sein alter Hund Rick begleitete uns. Er schien sich an mich zu erinnern, immer wieder stupste er mich mit seiner feuchten Nase an und sah von Matthial zu mir und wieder zurück. Ich streichelte sein drahtiges Fell, fand darin aber nicht die übliche Beruhigung.
    Kaum dass wir außer Hörweite waren, brach es aus mir hervor: »Matthial!« Ich schrie ihn fast an. »Was geht hier vor? Seid ihr verrückt geworden?«
    Er mied meinen Blick. Was war nur mit ihm los?
    »Joy«, begann er zaghaft, doch dann folgte erneutes Schweigen. »Joy, du ... du solltest nicht in die Stadt zurückkehren.«
    Ich blieb stehen, stemmte beide Hände in die Hüften und war versucht, mit dem Fuß aufzustampfen vor Wut.
    »Joy, es -«
    »Joy! Joy!«, äffte ich ihn nach. Mein Gesicht war ganz heiß vor Zorn, weil wir beide hier so erbärmlich vorgeführt wurden. »Was ist los?«
    Nun sah er mich an und in seinem Blick fand ich die Antwort, noch bevor er sie aussprach. »Ich habe Angst.«
    Meine Hände sanken an meinem Körper hinab, als zöge sie etwas nach unten. »Wovor?«
    »Vor dem Krieg, Joy. Es gibt Krieg. Es gibt jetzt wahrhaftig Krieg.«
    Ich zweifelte nicht an seinen Worten, ich war absolut überzeugt, dass er richtiglag. Ja, es würde Krieg geben. So vieles hatte darauf hingedeutet: die Gerüchte, die verunsicherten Percents, die ich belauscht hatte, und selbst Neels Schiff. Was mich erschreckte, war meine innere Ruhe. Ich verspürte, im Gegensatz zu Matthial, keine Angst. Beinahe war ich froh, dass das Warten nun ein Ende hatte. Wie kaltblütig ich geworden war. Oder war das der Soldat, dieser kleine, fremde Teil, der sich beim Training für das Chivvy in mich gebohrt hatte und den ich auch später nie losgeworden war?
    Ich weiß nicht mehr, ob ich ihn bat, mir alles zu erzählen, oder ob Matthial es von sich aus tat. Zu Anfang ließ ich ihn nur sprechen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Worte aus ihm herausmussten. Ich horchte auf, als der Name meiner ehemals besten Freundin fiel.
    »Jamie sammelte Amber im Wald auf«, berichtete Matthial. »Ich habe sie kurze Zeit danach gesehen - und die darauffolgenden drei Tage keine Nacht geschlafen. Joy, etwas stimmte nicht mit ihr, sie war so ...«
    »Verändert?«
    Er nickte hastig. »Sie hat mich nicht einmal erkannt, sie sah durch mich hindurch, als wäre ich nicht da.«
    Mein Bauch schmerzte, er stach bei jedem Schritt, als hätte ich einen Dolch im Magen. Widden hatte alles Menschliche in Amber gefressen wie ein Raubtier die Innereien seiner Beute und nur übrig gelassen, was ihn nicht interessierte. Eine Haut, die herumlief wie ein Mensch.
    »Sie sieht niemanden. Jeder fühlt sich in ihrer Gegenwart wie Luft. Sie spricht mit keiner Seele außer Jamie. Ihm flüstert sie bei Nacht alles zu, was sie weiß - so heißt es. Und man sagt, sie weiß viel. Dinge, die sie sehr wertvoll machen.«
    »Wertvoll?«
    Matthial schluckte unbehaglich. »Jamie nennt sie seine Befreite Königin. Er hat ihr sein Pferd geschenkt, diese kohlschwarze Stute. In schwarzen Leinengewändern sitzt sie darauf und er, der Clanführer, führt das Pferd höchstpersönlich am Zügel. Es heißt, ihre Füße sollen den Boden nie mehr berühren, weil sie zu erhaben ist, um auf der gleichen Erde zu gehen, die auch Percents betreten.«
    »Das ist ja krank.« Das stechende Gefühl in meinem Magen veränderte sich und wurde zu Übelkeit. Aus dem Dolch wurde eine labberige Masse, die an verdorbenes Fleisch erinnerte. Was mochte Amber wissen? Es musste etwas von enormer Bedeutung sein, wenn Jamie ein solches Theater inszenierte. Denn dass er diesen Unsinn selbst glaubte, schloss ich aus. »Er missbraucht Amber bloß, um seinen Anhängern ein dramatisches Schauspiel zu liefern. Es soll sie aus ihrer Monotonie herausholen und ihnen das Gefühl geben, Teil von etwas Besonderem zu sein.« Ich überlegte laut und Matthial widersprach mir nicht.
    »Es wirkt«, sagte er leise. Er klang nun weniger nervös als mehr resigniert. Sein Hund drückte sich fest an

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