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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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so wackelig zwischen den Stühlen, dass er sie am liebsten festgehalten und hart auf seine Seite gezogen hätte. Aber dafür war keine Zeit. Wenn er einen Krieg verhindern wollte, musste er rennen.
    Neel rannte.
    Bis zum Hotel hielt ihn niemand auf. Seine Lungen fühlten sich wund an, seine Beine schmerzten an den Stellen, wo die Knochen gebrochen gewesen waren. Er hätte seine Zunge für ein Pferd gegeben, doch die letzten Tiere, die den Winter überlebt hatten, standen hinter dem Hotel in den Ställen der Triade.
    Am Hotel angekommen, war das Erste, was er spürte, ein Schmerz, der nicht vom Laufen herrühren konnte. Ein Schlag. Gleißender Schmerz am Hinterkopf... Seine Wahrnehmung verwandelte sich in eine Kette aus Momentaufnahmen. Gebrüllte Worte durch sich verdichtende Dunkelheit. Jedes Wort fiel ihm schwerer. Egal, er musste sich bemerkbar machen. Cloud warnen. Cloud warnen. Cloud -
    Er kam wieder zu sich, als ihm jemand ins Gesicht schlug.
    »Neel, verdammt, wach auf! Was ist passiert?«
    Graves hievte ihn in eine sitzende Position und zog sein Messer aus der Scheide, um die flache Seite der Klinge an Neels Stirn zu drücken.
    Erst jetzt spürte Neel die gewaltige Beule, die dort seine Haut spannte. Er erinnerte sich nicht an den Schlag, der sie verursacht hatte. Das kühlende Metall tat gut. Er sah sich um. Die Hotellobby ... so leer gefegt hatte er sie selten erlebt. Der Teppich unter ihm war voller Blutflecken.
    »Du bist vollkommen wahnsinnig, Mann«, sagte Graves. Es klang verdächtig nach Begeisterung. »Du kamst hier reingestürmt wie ein Berserker. Die Wachleute haben einen Mordsschreck bekommen und dir erst mal von hinten die stumpfe Seite eines Schwertes über die Rübe gezogen.«
    Neel betastete seinen Hinterkopf. »Stumpfe Seite?«
    »Sei froh, dass es nur die stumpfe Seite war - ich sah dich schon einen halben Kopf kürzer.« »Das wäre eine schöne Sauerei geworden.«
    Graves rollte mit den Augen. »In jedem Fall haben sie noch tüchtig nachgesetzt, dein Gestammel aber irgendwann ernst genommen. Sie haben fünf Regimenter zusammengetrommelt und sind los, als sei der Teufel hinter ihnen her.«
    »Zu den Waffenlagern?«
    »Na, wohl kaum ins nächste Wirtshaus.«
    Neel rappelte sich auf. Der verdammte Boden schwankte noch, aber der würde sich schon wieder einkriegen.
    »Was hast du vor?«, fragte Graves. »Hinterher?«
    »Nein, ins Wirtshaus. Komm schon!«
    • • •
    Sie kamen quälend langsam voran. Neel rannte, so schnell er mit dem dröhnenden Kopf konnte, musste aber immer wieder anhalten, sich zum Atemschöpfen an einer Mauer oder einem Baumstumpf abstützen, bis der Schwindel nachließ, und sich schließlich übergeben.
    Graves hatte den Anstand, schlechte Scherze zu machen und ihm weiterzuhelfen, sobald er seinen Magen wieder unter Kontrolle bekam.
    Sie hatten beide nur eine vage Idee, was die Richtung betraf, in die sie laufen mussten, aber um fünf Regimente zu verfolgen, brauchte man kein geübter Fährtensucher zu sein. Auf den Straßen wiesen ihnen Arbeiter den Weg, und kaum dass sie die Wohnbezirke verlassen hatten, mussten sie nur noch den Spuren oder den vereinzelten Schussgeräuschen nachlaufen.
    »Das alte Schwimmbad!«, rief Graves irgendwann. »Dort lagern sie die Waffen.«
    Einer Antwort gleich ertönten ganz in der Nähe Schüsse.
    Neel wies zu einem Hügel, auf dem sich die Ruine einer kleinen Kapelle zwischen Efeu und Moos langsam selbst in eine Pflanze zu verwandeln schien.
    Sie kämpften sich die Anhöhe hinauf und blickten über den Teil der Stadt, der sich vor ihnen ausbreitete.
    Das Schwimmbad war ein kastenförmiger Bau. Die ehemals bodenhohen Fenster waren mit Brettern vernagelt. Wiesen und brachliegende Felder umgaben das Gebäude. Die umliegenden, in den Boden eingelassenen Becken waren mit brackigem grünem Wasser gefüllt.
    Und mit Rebellen!
    Neel dachte zuerst, seine Augen hätten ihn getäuscht. Doch wenn er genau hinsah, erkannte er sie: Menschen, die sich in den Tiefen der Becken verbargen, sich an den rostigen Leitern festhielten oder hüfthoch im Schmutzwasser standen. Für die sich sammelnden Regimente waren diese Männer unsichtbar.
    »Es ist eine Falle!«, brüllte Neel.
    Graves brüllte ebenfalls, aber der Wind trug ihre Worte in die falsche Richtung.
    Neel stieß seinen Freund an. »Die waren längst in den Lagern drin. Siehst du die Kisten dort hinten in dem leeren Becken? Sie haben die Pistolen schon rausgeholt.«
    Sie rannten gemeinsam los, den

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