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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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zwinkern zu sehen.
    Ich jagte das Pferd voran, bis aus dem Wald erst brachliegendes Feld und dann Bomberland wurde, aus dem Schnauben ein Keuchen und aus meinem Willen vorwärtszukommen ein grober Zwang. Dem Tier lief der Schweiß aus dem Fell. Wo sich die Muskeln unter der Haut besonders stark bewegten, hatten sich Schaumflocken gebildet. Als ich aufhörte, es anzutreiben, verfiel das Pferd in einen erschöpften Trott und blieb dann einfach stehen.
    »Tut mir leid, mein Großer«, flüsterte ich, »aber wir können jetzt keine Pause machen.« Wir hatten unsere Verfolger abgehängt und ich war mir sicher, dass sie unsere Spur verloren hatten. Dennoch wollte ich nicht unvorsichtig werden. Man tat nicht wohl daran, Jamie und seinen Clan zu unterschätzen. Ihnen war alles zuzutrauen. Ich dachte scharf nach. Wie würde ich einen Pferdedieb verfolgen?
    Die Hunde!, schoss es mir wie Stacheln in den Kopf. Als Matthials Hund Rick jung und kräftig gewesen war, hatten wir ihm beigebracht, einer Menschenspur zu folgen. Alles, was er dazu gebraucht hatte, war ein getragenes Kleidungsstück.
    »Verdammt!« Ich fluchte, bis mir keine Kraftausdrücke mehr einfielen. Ich hatte meine Jacke zurückgelassen! Wenn Jamie klug genug war, die feinen Nasen seiner Hunde auszunutzen, saß ich in der Klemme. Fieberhaft dachte ich an das Training mit dem alten Rick und entsann mich der Tricks, mit denen wir ihn überlistet hatten.
    An Flüssen war es Rick schwergefallen, einer Spur zu folgen. Und an Hängen hatte er Probleme gehabt, hatte sich lange damit aufgehalten, die Senken zu durchsuchen.
    Energisch trieb ich den Braunen noch einmal an, ritt Böschungen hinab und an anderen Stellen wieder hinauf und hatte bald einen Bach gefunden. Zum größten Teil war er zugefroren, aber es fanden sich immer wieder kurze Abschnitte, wo Wasser floss. Ich gab mich erbarmungslos und trieb das Pferd durch das eisige Sprudeln, folgte dem Bachlauf und wechselte mehrmals die Seiten. Mehr konnte ich nicht tun.
    Erschöpft ließ ich mich vom Pferderücken rutschen. Jeder Muskel schmerzte. Ich hatte seit den Ausritten mit Neel auf keinem Pferd mehr gesessen und ohne Sattel seit Jahren nicht. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich mich beim Versuch, mein Messer zurück in den Stiefelschaft zu stecken, beinahe in die Wade geschnitten hätte. Als ich die wunden Hände ins Wasser tauchte, stiegen mir Tränen in die Augen, so schmerzhaft kalt war es. Absurderweise musste ich daran denken, wie Neel und ich im vergangenen Sommer in einem Fluss herumgealbert hatten. Es war der Tag gewesen, an dem er die wilde Malve für mich gepflückt hatte. Der Tag, an dem ich mein Glück gefunden hatte - an einem Ort, wo ich es nie gesucht hätte. Doch beides, die Malve und das Glück, hatte ich ebenso verloren, wie ich Neel verloren hatte.
    Ich trank das eiskalte Wasser, verschluckte mich vor Eile und hustete, bis meine ganze Brust schmerzte. Aber meine Erschöpfung war nichts im Vergleich zu der des Pferdes. Seine Flanken zitterten, sein Atem ging stoßweise und von seinem Fell stieg Dampf auf. Es weigerte sich zu trinken. Zwang ich es weiter, würde ich es noch zuschanden reiten, doch wir konnten auch nicht einfach stehen bleiben. Das Pferd war nass geschwitzt, ich nicht weniger. Bisher hatten Bewegung und Adrenalin uns warm gehalten, doch beides verlor nun an Wirkung. Wir mussten uns bewegen und so schnell wie möglich aus der Kälte raus, sonst würden wir uns beide den Tod holen.
    Ich nahm das Pferd am Strick. Hoffentlich ließ es sich führen. Auf meinen Handflächen trockneten die Schürfwunden zu Schorf, ich würde das Tier nicht halten können, wenn es bockte. Wider Erwarten musste ich nur leicht am Strick zupfen und ein paar freundliche Worte sagen. Es war viel zu erschöpft, um sich zu widersetzen. Sein Kopf hing tief über dem Boden und es tat mir plötzlich schrecklich leid.
    »Du hast gar keinen Namen«, murmelte ich. Seine Ohren drehten sich in meine Richtung. »Laurencio, ein alter Freund von mir, hat gesagt, dass jeder einen Namen haben muss. Das sei wichtig, weil man ohne Namen keine Erinnerungen hinterlässt, wenn man irgendwann stirbt. Aber wie könnte ich dich nennen?«
    Ein kreativer Kopf war ich nie gewesen, so entschied ich mich kurzerhand für Rogue, auch wenn ich bei Weitem der größere Schurke von uns beiden war, immerhin war ich jetzt auch noch eine Pferdediebin.
    »Rogue«, sagte ich und blieb stehen. »Bist du einverstanden?« Ich vergewisserte mich

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