dark destiny
schrie eine energische Stimme in meinem Kopf.
Ich taumelte ein paar Schritte, ehe ich meinen Körper wieder unter Kontrolle hatte, doch dann hielt ich entschlossen auf die angebundenen Tiere zu, die mir am nächsten standen. Eine alte Frau wich mir mit aufgerissenen Augen aus. Ich wagte es nicht, mich nach Jamie und Myria umzusehen. Ein Blick über die Schulter kostete Zeit. Zeit, die ich nicht hatte. All meine Konzentration galt den beiden Pferden, die die Köpfe hochrissen und nervös schnaubten, als sie mich auf sich zustürmen sahen. Und natürlich trugen sie in ihrem Verschlag weder Sättel noch Zaumzeug. Lediglich einfache Halfter. Meine Reitkünste waren bescheiden, und ohne Sattel zurechtkommen zu müssen, war mir eigentlich Herausforderung genug.
Doch es gab kein Zurück mehr. Die ersten Männer rannten in meine Richtung und hinter mit hörte ich Jamie Anweisungen brüllen. Auch wenn ich die genauen Worte nicht verstand, war mir klar, was sie bedeuteten: Er hatte nicht vor, mich entkommen zu lassen.
»Wir werden sehen«, japste ich. Ich hatte die Pferde nun erreicht, sie schraken vor mir zurück und rissen an ihren Stricken. Die Knoten waren hart wie Stein und meine zitternden Hände waren glitschig von Blut und viel Wundwasser.
Mein Messer! Es dauerte lange, schrecklich lange, ehe ich die Finger weit genug in den Stiefelschaff geschoben hatte, um den Messergriff zu erreichen. Die Männer kamen näher. Endlich konnte ich das Messer greifen und hieb damit nach dem Strick des ersten Pferdes. Mit einem peitschenden Knall riss er, und ehe ich nach dem losen Ende greifen konnte, preschte das Tier davon. Ich packte das zweite am Halfter. Es stieg, so weit der Strick ihm Raum gab, und traf mich beinahe mit den Hufen. Aus dem Augenwinkel registrierte ich, wie jemand eine Armbrust auf mich anlegte.
Ich hatte keine Angst. Wenn man von etwas sehr überzeugt ist, verdrängt die Entschlossenheit alles andere.
Ich stieß mich mit dem Fuß am Pferch ab, aber das Pferd wich mir aus, und statt auf seinem Rücken zu sitzen, hing ich hilflos an seiner Seite. Das schwarzbraune Fell war vom Schnee nass und glatt, und da ich in der linken Hand mein Messer hielt, blieb nur die rechte, um in die Mähne zu greifen und mich hochzuziehen.
Zu langsam , schoss es heiß durch meinen Kopf.
Viel zu langsam! Doch ein Wunder half mir. Einer meiner Verfolger versuchte, das fliehende Pferd abzufangen, und blieb dadurch etwas zurück. Ein zweiter erreichte mich genau in dem Augenblick, als ich endlich Halt auf dem glatten Pferderücken gefunden hatte. Das Tier wurde immer panischer. Es versetzte dem Mann mit der Hinterhand einen Stoß, der ihn etwas auf Abstand brachte. Ich setzte nach und trat ihm vor die Brust, woraufhin er nach hinten fiel. Die Sekunden, die er brauchte, um sich wieder aufzurappeln, reichten mir. Ich beugte mich weit vor und zerschnitt den Strick, der das Pferd im Pferch hielt. Es donnerte los, trampelte die Holzlatten einfach nieder. Ich betete, dass es sich nicht die Beine brach oder stürzte. Nun konnte ich kaum noch etwas tun, außer meine Hacken in die Pferdeseiten zu schlagen. Die Richtung entschied das Pferd. Bäumen und Menschen, die es aufhalten wollten, wich es mit so rasanten Richtungswechseln aus, dass ich mehrere Male das Gefühl hatte, mich nicht mehr auf seinem Rücken halten zu können.
Doch wie durch ein Wunder (und als solches empfand ich vor allem meine plötzlich wiedererwachte Willenskraft) blieb ich oben und wir ließen das Clandorf hinter uns. Ich feuerte das Pferd an; es sollte rennen, rennen, rennen. Sie würden uns verfolgen. Denn nicht nur ich war wertvoll, meine Beute war es ebenso. Doch um uns zu verfolgen, brauchten Jamies Leute Pferde, die sie kontrollieren konnten. Sie mussten die anderen Tiere erst aufzäumen, ehe sie uns nachsetzen konnten. Ein paar wenige Minuten Vorsprung waren mein Vorteil. Und den musste ich nutzen.
Ich bestimme das Tempo, sprach ich in Gedanken zu meinem Pferd,
du den Weg. Lauf, wohin du willst, ich habe ohnehin keine Idee, wo ich mich verstecken könnte.
Es begann wieder zu schneien. Die Flocken legten sich wie Verbündete in die Hufabdrücke, die hinter uns zurückblieben. Die graue Decke auf dem Boden schluckte das Donnern der Sprünge und machte die Welt ganz leise.
In der Nähe hörte ich ein Krächzen. Und zwischen grauem Boden, grauem Himmel und vom Schnee grau gefärbten Ästen sahen schwarze, runde Augen auf mich herab. Ich glaubte, die Krähe
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