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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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begriffen. Ich hatte davor immer gedacht, dass ich für Amber kämpfen würde. Um sie zu retten. Aber wenn ich ehrlich war, dann musste ich mir eingestehen, dass es mir mehr um meine eigene Seele gegangen war als um Ambers. Ich konnte die Verantwortung für ihre Gefangennahme und ihr Leid nicht tragen, das war alles.
    Meine Versuche, diese Schuld loszuwerden, hatten allerdings nur weitere Schuld auf meine Schultern geladen. Neel ... Er wäre dem Clan nie in die Hände gefallen, wenn ich mich im Chivvy geschickter angestellt hätte. Wenn ich auf ihn gehört hätte. Wenn ich ...
    Ich rieb mir mit frostig schwitzenden Händen übers Gesicht. Es hatte keinen Sinn, mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Es zerriss mir nur das Herz. Bald würde ich ihn sehen und dann war Zeit genug, ihn für alles, was ich falsch gemacht hatte, um Verzeihung zu bitten.
    Wir näherten uns dem alten Haus, in dem ich damals den Zusammenstoß mit dem wilden Kind gehabt hatte. Alles blieb still. Aber dort, wo ein paar Bretter halbherzig über eine Fensteröffnung genagelt worden waren ... Glänzten hinter den Latten Augen auf?
    Ich schüttelte den Kopf.
    Sah genauer hin.
    Nein, ich hatte mich geirrt. Sicher war es nur ein Nagel, der ein winziges bisschen Licht reflektierte.
    Klar. Licht. Bei dieser Finsternis, die sogar das braune Pferd grau erscheinen lässt. Und rostige Nägel reflektieren kein Licht...
    »Gehen wir, Rogue.« Meine Stimme klang dünn. Ich zog das Pferd an dem schaurigen Haus vorbei und widerstand dem Impuls, mich umzusehen. Stattdessen lauschte ich. Die Ahnung eines Raschelns huschte hinter mir her. Ich atmete durch und ging entschlossen weiter.
    Weitergehen, Rogue, immer weitergehen.
    Stur schritten wir voran, wie Don Quichotte und Rosinante in der Geschichte, die ich als Kind so gern gehört hatte, immer in der Hoffnung, sie möge gut ausgehen, obwohl der alte Laurencio sie schon hundert Mal erzählt hatte und sie hundert Mal nicht gut ausgegangen war. Im Kopf ließ ich ihn sie erneut erzählen und wisperte die Worte kaum hörbar mit. Ein Kampf gegen die Stille. Vor allem aber gegen meine Verzweiflung. Denn ich wusste nicht, wohin Rogue und ich uns nun wenden sollten.
    Das letzte Haus in der Straße war eins der wenigen, die noch ein Dach besaßen. Na ja, zumindest ein halbes, aber immerhin. Auch sonst schien es ein wenig besser erhalten als die meisten anderen. Nein. Weniger zerstört.
    Manchmal überfielen mich schmerzliche Gedanken, ausgelöst durch etwas, das ich sah. Und angesichts dieser Siedlung schlug einer dieser Gedanken just in diesem Moment aus dem Hinterhalt zu: Die Percents hatten diese Dörfer und alles Leben in ihnen zerstört. Bei dem Versuch, sich von der Herrschaft der Menschen zu befreien, die sie benutzt hatten wie Schlachtvieh. Es tat weh, Dinge zu sehen, die ganz und gar falsch und schrecklich waren. Und streng genommen gab es niemanden mehr, den man dafür verantwortlich machen konnte. Weder Menschen noch Percents. Es gab ihn nicht, den einen Feind, den zu schlagen alle Probleme lösen würde.
    Zu erkennen, dass es den einen Schuldigen nicht gab, brachte eine sauer schmeckende Gewissheit mit sich: Es existierte keine Lösung. All das hier - die zerschlagenen Haustüren und Fenster, die geschändeten und ausgebluteten Heime, die Leben und Träume, die in den Vorgärten begraben lagen - würde niemals gerächt werden können. All das hier würde kein Ende finden. Zumindest kein gutes Ende. Kein gerechtes.
    Aber das Sinnieren brachte mich jetzt nicht weiter. Ich selbst würde bald ein ungutes Ende finden, wenn ich nicht schnell zusah, dass wir uns vor der Kälte schützten. Das Haus schien eine gute Wahl. Mehr als Mauern, die den Wind abhielten, durfte ich nicht erwarten. Morgen früh, bei Licht, würde ich weiterseh-
    Ein Schaben und Kratzen war plötzlich ganz nah zu vernehmen.
    Ich fuhr herum. Rogue scheute, riss den Kopf hoch und stieg auf die Hinterbeine.
    Verdammt! Ich war so müde und dabei so tief in meine Gedanken versunken gewesen, dass ich die Ratte erst wahrnahm, als sie bis auf zwei Schritte an uns herangekommen war. Die Dunkelheit tarnte ihr schwarzes Fell perfekt und sie lief auf leisen Sohlen wie eine Katze. Leider war sie größer als eine Katze.
    Ich zerrte Rogue zur Seite. Er warf die Hufe in die Höhe, als wäre er am liebsten von der Erde abgehoben, um sich vor dem gierigen Nager in Sicherheit zu bringen.
    »Ruhig!«, rief ich. Dann holte ich Luft und versuchte, die Ratte mit einem

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