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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Muskeln bebten. Meine Knie zuckten in katatonischen Krämpfen und ich taumelte von links nach rechts und wieder nach links, als wäre ich betrunken. Doch irgendwie bemerkte ich, dass meine Hände leer waren. Mein Messer? Wo war mein Messer? Mein Sichtfeld reichte nur noch bis zum Ende meiner Arme. Alles andere versank in grauem Nichts und erinnerte mich an meine Albträume.
    Jemand fasste mich am Arm. Sagte etwas. Unverständlich. Ich grinste die Gestalt an. Erkannte eine Frau. Und schloss die Augen. Ich spürte noch, wie ich zur Seite kippte und gegen einen Körper stieß, mehr bekam ich nicht mehr mit.
    »Es geht gut? Geht gut? Ja? Geht gut?«
    Ich hatte keine Ahnung, was die raue Stimme meinte. Mein Hals schien geschwollen, ich konnte kaum den Kopf neigen.
    Ich blinzelte und machte über mir eine Steindecke aus. Zappelnde Schatten leckten wie dunkle Flammen daran. Vermutlich lag ich also auf dem Rücken, den Hinterkopf auf etwas gebettet, das sich weder weich noch hart anfühlte. Hände zupften an mir herum, man legte mir etwas um den Hals und zog es fest. Einen Strick? Ich keuchte auf, in der Erwartung, dass man mir gleich die Luft abschnüren würde, packte an meine Kehle und fasste in etwas Weiches.
    »Alles gut. Ruhig, ruhig. Alles gut.« Wieder sprach diese raue, kehlige Frauenstimme zu mir.
    Ich zwang mich, stillzuliegen. Ein Verband, kam mir in den Sinn. Sie legte mir eine Art Verband an. Natürlich - ich musste eine tiefe Wunde im Nacken haben.
    Ich versuchte, das Gesicht der Frau zu erkennen. Was ich für Schatten gehalten hatte, waren Kohlemalereien auf ihrer zähen lederartigen Haut. Auf den Wangen war das Schwarz verschmiert und abgetragen, doch die Farbe hatte sich in jede Falte tief eingefressen, was die Frau viele Jahre älter wirken ließ, als sie vermutlich war.
    »Alles gut. Gut. Ruhig.«
    Zu gehorchen fiel mir nicht schwer. Ich hatte bloß Fleischwunden davongetragen, die mit etwas Glück verheilten, ohne sich zu entzünden. Meine kurze Ohnmacht, sie konnte kaum länger als ein paar Augenblicke angedauert haben, war eher auf die Erschöpfung zurückzuführen. In der Sicherheit von vier Wänden und einer Decke umgarnte mich eine erleichterte Entspannung - ich war gerettet.
    »Wer seid ihr?«, fragte ich mühsam, als ich die herumhuschenden Konturen eines weiteren Menschen bemerkte. »Lebt ihr hier?«
    Die Frau legte den Kopf schief wie ein erstaunter Vogel. Sie lächelte, ein Lächeln wie ein Totenschädel. »Ja.« Es klang fragend, als hätte sie mich nur zur Hälfte verstanden, doch dann setzte sie nach: »Ja. Ja!« Sie drehte sich um, winkte jemandem und wiederholte: »Ja. Ja!«
    Die zweite Person näherte sich, eine Fackel wie eine Schlagwaffe in der Hand. Ich begriff, dass die beiden mich in ihre von Zugluft durchdrungene Behausung geschleppt hatten und nun den Eingang mit Lumpenfackeln gegen die Mutantratten verteidigten. Vor Dankbarkeit wurden meine Augen feucht und ich musste ein paar Mal heftig blinzeln.
    Im hinteren Raum hatten sie ein Feuer entzündet, es sah so aus, als würde es noch ein verspätetes Abendessen geben.
    Vermutlich gebratene Mutantratte. Nicht gerade meine Leibspeise, doch vor Hunger schmerzte allein die Vorstellung von einem Stück Fleisch so sehr in meinem Magen, dass ich selig seufzte und darauf hoffte, man würde die Ratten nicht zu lange garen.
    Immer noch verstand ich kaum ein Wort, das nicht gezielt an mich gerichtet war, obwohl der Mann und die Frau sich nun häufiger austauschten, wobei sie Laute ausstieß, die mir nicht vertraut waren, und er wild gestikulierte. Zuerst dachte ich an eine fremde Sprache, doch einige der Laute erkannte ich und andere klangen ähnlich wie unserer Sprache - es musste sich um eine Art Dialekt handeln. Klar verständlich waren nur die wenigen, primitiven Worte, die die Frau zu mir sagte.
    Sie verließ mich kurz, holte einen der Rattenkadaver, den der Mann erlegt hatte, sowie ein Messer und begann mit stoischer Ruhe, das Tier zu häuten und auszunehmen. Langsam wurde es still in der Kate. Die Ratten gaben den Ansturm auf unsere Zuflucht offenbar auf. Natürlich. Sie waren zu klug, sie wussten, wann ein Angriff sinnlos war. Vermutlich folgten nun auch diese Viecher vom Kampf angestachelt und voller Frust den blutigen Spuren, die mein Pferd gelegt hatte.
    Ach, Rogue ... Ob er wohl noch lebte? Ich ertappte mich dabei, wie ich mir wünschte, er wäre tot. Die Ratten hatten sicher nicht von ihm abgelassen. Hoffentlich war es schnell

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