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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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klarer.«
    »Danke, Alex.« Neel verkniff sich die Frage, ob er sie nach Hause bringen sollte. Er hatte sie oft genug unabsichtlich beleidigt. »Ich gehe dann mal.«
    Sie hätte sich ihm anschließen können, ohne das Gesicht zu verlieren. Doch Alex blieb sitzen. »Was hast du vor? Du weißt, dass du Graves jetzt nicht helfen kannst, oder? Sie lassen dich nicht aus der Stadt.«
    »Graves kommt allein zurecht«, antwortete Neel. »Ich will nach Edison sehen. Und wenn es meine Zeit erlaubt, möchte ich noch jemandem einen Besuch abstatten, ehe ich mein Regiment treffe.«
    »Wem?«
    Neel lachte leise. »Du musst nicht alles wissen, Alex.«
    Er würde die Menschen aufsuchen, die Killian und Valeria verraten hatten. Das könnte hässlich werden.
    Besser, wenn Alex nichts davon erfuhr.
    • • •
    Der Junge war erschreckend groß geworden. Und kräftig.
    Die Mauer, auf der er saß und von wo aus er auf Neel niedersah, schien viel weniger massiv, im Vergleich zu Edisons Schultern und seinen Füßen in den klobigen Lederschuhen. Diese Mauer, hinter der Edisons Mentor ihn in Sicherheit glaubte, war für Neel schon immer ein Symbol für die strengen Einschränkungen gewesen, die die Percent-Kinder umgaben. Jetzt, da der Kleine lässig darauf thronte, war sie nur noch ein Wall aus Steinen, jeder einzelne überwindbar.
    Wie lange hatte er Edison nicht mehr gesehen? Es waren nur wenige Wochen, aber der Junge hatte sich so sehr verändert, als wären Jahre vergangen.
    »Irgendwann kommst du gar nicht mehr«, begrüßte er Neel. Die Enttäuschung färbte seine Augen so dunkel wie Dark Canopy den Himmel.
    »Ich konnte nicht.« Neel wusste, dass Edison die Halbwahrheit durchschaute. Er hätte früher kommen sollen.
    »Weil du krank warst?«
    Auch. Neel nickte. Langsam zog er einen Ärmel seines Hemds bis zum Ellbogen hoch und drehte seinen Arm, sodass Edison seinen unversehrten Unterarm und dann die geschmolzenen Membranen auf der Oberseite sehen konnte. Dann zog er den Kragen auseinander und entblößte seine Brust, wo die Narben ein besonders schauriges Muster gebildet hatten. Seine Haut sah dort aus wie verschmortes hellbraunes Plastik.
    »Ich habe gehört, was passiert ist«, meinte Edison. Falls ihn die Narben erschreckten, ließ er es sich nicht anmerken. Er streckte die Hand aus und berührte Neels Wange. Auch dort fanden sich Verhärtungen, die etwas dunkler waren als die Haut an Stirn, Nase und Kinn.
    Edison grinste. »Du siehst aus, als hättest du dich nicht gewaschen.«
    »Die Sache muss ja auch ihre guten Seiten haben. Man sieht es mir jetzt nicht mehr an, ob ich unter der eiskalten Dusche war oder nicht.«
    Edisons Haut vibrierte. »Ich würde es aber riechen.«
    »Verdammt. Willst du mir erzählen, ich hätte keinen Vorteil mit dieser ... neuen Haut?« Schale Worte, er bekam sie nicht sehr überzeugend über die Lippen und der Junge merkte das.
    »Weiß nicht. Kannst du jetzt ohne Schutzanzug in die Sonne gehen?«
    »Habe ich noch nicht ausprobiert.« Das würde er auch nicht. Allein die Vorstellung war grotesk.
    »Feigling.« Das Wort schwang zwischen ihnen hin und her. In Edisons Augen tanzten Provokation und Neugier miteinander. Er hatte nicht nur seinen Freund beleidigt, seinen Bruder, sondern vor allem einen hochrangigen Percent. Was würde nun wohl passieren?
    »Hauptmann Feigling«, korrigierte Neel ihn mit einem erzwungenen Schmunzeln. Edison hatte recht, das ließ sich nicht ganz abstreiten.
    Neels Schützling wurde plötzlich nachdenklich, er biss sich auf die Lippe und krampfte die Hände um die Mauerkante. »Du hast dich geirrt, oder?«, fragte er, als fiele es ihm schwer zu sprechen. »Joy war nicht deine Freundin!« Die Wut in seinen Augen erschreckte Neel. Was mochten sie dem Kleinen erzählt haben?
    »Es war nicht Joy, die mir das angetan hat, Edison.«
    »Aber Menschen. Rebellen.«
    »Das mag sein. Aber nicht Joy. Joy hat versucht, es zu verhindern. Sie sind nicht alle einer Meinung, nur weil sie Menschen sind.«
    Edison blieb skeptisch. »Nicht?«
    »Bist du immer derselben Meinung wie dein Mentor Lavader?«
    Stolz hob der Junge den Kopf. »Natürlich. Das muss ich.«
    »Auch wenn er dich einen Satz hundertmal abschreiben lässt, weil du eine freche Antwort gegeben hast? Auch wenn er Verbote ausspricht, in denen du keinen Sinn siehst? Auch wenn er dir nicht erlaubt, mich zu sehen?«
    »Aber er hat doch recht: Du hast die falschen Freunde, sonst wäre das alles nicht passiert.«
    Neel überlegte

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