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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ebenso jeder andere Percent auf dem Flur oder hinter den Türen. »Oder leb nicht wohl. Erstick doch an deinen Erwartungen an mich, verrecke an ihnen.«
    Man hätte ihn inhaftieren oder, je nachdem, wie man eine Präsidentenbedrohung auslegte, gleich erschießen können, aber niemand schritt ein. Sie sahen alle weg und ließen zu, dass Neel das Hotel verließ, wissend, dass er niemals zurückkehren konnte.
    Grübelnd bewegte Neel sich durch die Straßen. Es gab nun kein Ziel mehr. Ins Gefängnis konnte er nicht mehr. Er würde sich eine Arbeit suchen müssen und eine Wohnung, doch im Moment schien das zweitrangig. Zweitrangig angesichts der Frage, die ihn beschäftigte: Warum hatte Cloud so viel Furcht gezeigt?
    Neel fand die Antwort in einer weiteren Frage: Was genau wusste Amber?

22
    eine suche fördert dinge zutage,
    die man für unwiderruflich verloren hielt,
    aber selten jene, nach denen man sucht.

    Mir dröhnte der Kopf. Der dichte Qualm, der Geruch von Alkohol, Schweiß und anderen Körperausdünstungen trug auch nicht zur Besserung bei, aber die eigentliche Ursache war eine andere. Ich glaubte immer noch, Graves' Stimme zu hören. Seine anklagenden, verständnislosen Worte erschallten immer wieder in meinem Kopf, wie die Glockenschläge vom Tonband der Percents am Blutsonnentag.
    Hatte er recht? War ich zu spät gekommen und Neel bereits neu verliebt? Würde mein Auftauchen sein gerade erst wieder geordnetes Leben aus der Bahn werfen - war es besser für ihn, wenn ich die Stadt wieder verließ?
    »Jolly?«
    Nein, das konnte ich nicht glauben. Doch noch weniger konnte ich glauben, dass Graves mich anlog.
    »Ey, Jolly!« Ein Krug flog auf mich zu, ich konnte ihn gerade noch auffangen, ehe er mir um ein Haar mitten ins Gesicht geknallt wäre. Ein paar Spritzer trafen meine Wangen.
    Erschrocken blickte ich mich um. Der Rauch der Pfeifen mischte sich mit dem spärlichen Licht der Öllampen. Er nahm mir die Sicht, ich erkannte nur die nächsten Tische deutlich. Fast alle, die dort saßen, starrten mich an - manche genervt (was allein an meiner Anwesenheit lag), andere amüsiert bis neugierig und gespannt, wie ich wohl auf die Krugattacke reagieren würde. Nur ein einziger Percent hatte weder Krug noch Glas vor sich.
    Mit zusammengekniffenen Augen hielt ich auf ihn zu. In meiner dritten Nacht hatte ich entschieden, dass es Grenzen gab. Ich ließ mir einiges bieten, aber das bedeutete nicht, dass ich mir alles gefallen lassen musste. Sie konnten mich beschimpfen, mich beleidigen, mir an den Po fassen oder auf die Brüste starren (und deren angeblich unzureichenden Umfang kommentieren). Aber ich ließ mich nicht bespucken, bewerfen, herumstoßen oder mit Flüssigkeiten übergießen. Mortons Unterstützung war mir sicher, seitdem ich ihm erklärt hatte, dass niemand ein Barmädchen mit einem Getränk übergießt und dieses Getränk dann auch noch bezahlt.
    Der Percent sah amüsiert zu mir auf. Ich spürte, wie mich die Blicke aller anderen im Raum gefangen hielten. Wie sehr mich das verunsicherte, durfte ich mir nicht anmerken lassen. Das war meine Chance, mir den Respekt der Stammgäste zu erkämpfen. Die Alternative war, dass sie mir das Leben zur Hölle machten, und genau das würde passieren, wenn ich mich nun nicht zur Wehr setzte.
    Ich knallte den Krug so hart auf den Tisch, dass er zwischen meinen Fingern zerbrach. Der Percent, ein älterer Typ, dessen Züge, so ähnlich sie denen der anderen Percents auch waren, etwas grobschlächtiger schienen, betrachtete die Scherben. Dann verlagerte er das Gewicht auf seinem Stuhl und die Erheiterung in seinem Gesicht wich einer gefährlichen Gelassenheit.
    Ich stützte mich auf den Tisch, sodass unsere Gesichter auf einer Höhe waren und er nicht zu mir aufsehen musste. Schließlich wollte ich ihn beeindrucken - nicht zwangsweise ärgern. »Mein Name ist Joy. Joy, nicht Jolly. Was hast du für ein Problem?«
    »Mein Gebrautes ist leer«, antwortete er und starrte mich an.
    »Ja, das habe ich sehr wohl gemerkt.«
    »Deine Aufgabe ist es, mir neues zu bringen. Nicht dumm in der Gegend herumzuglotzen.«
    »So?« Ich richtete mich auf. »Du kennst dich aus mit meiner Arbeit? Persönliche Erfahrung, was? In welcher Kaschemme warst du das Barmädchen?«
    Hinter mir lachte irgendjemand dreckig, ich tippte auf Morton. Ein anderer Percent hustete. Ansonsten war es untypisch still für eine Bar. Das roch nach Ärger.
    Der Percent sah mich an wie eine Schlange ein Kaninchen. Ich

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