Dark Future: Herz aus Eis
genetische Leistung, physischen Schäden standzuhalten, basiert auf demselben Muster«, erklärte Wizard. »Auf verletzende Mittel – auf einen körperlichen Schlag, Gift, eine offene Wunde – reagiert mein Körper ungefähr so wie bei durchschnittlichen Personen die Immunabwehr auf einen Erreger. Jedes Mal, wenn ich körperlichen Schäden ausgesetzt bin, speichert mein Körper eine Erinnerung an den Schaden und kann, wenn er ihm das nächste Mal ausgeliefert ist, schneller heilen.«
»Aber du erholst dich beinahe augenblicklich.« Ihr Blick fiel auf Yuriko, auf deren Gesicht sie einen gequälten Ausdruck sah. »O mein Gott«, flüsterte Raina, und ihr wurde übel. »Er hat es getan. Bane. Was genau? Hat er dich geschlagen? Dich mit dem Messer angegriffen? Damit du eine Immunität entwickelst und jedes Mal schneller wiederhergestellt bist? Hat er es mit dir und Yuriko getan?«
»Ich war Banes Trainingsprozess genauso ausgesetzt wie Yuriko.« Er blickte sie aufmerksam an. »Und wie du.«
»Ich?« Seine Worte ergaben keinen Sinn, doch die Art, wie er sie ansah, machte sie nervös. »Ich verstehe nicht.«
»Der Tag, an dem deine Mutter starb. An was erinnerst du dich noch?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich erinnere mich an nichts, bis … Ich weiß nicht … vielleicht einige Wochen später.«
»Weißt du noch, ob du verletzt wurdest?«
»Ich wurde nicht verletzt. Ich war nicht da.« Ihr Kopf begann weh zu tun, und einen Moment lang glaubte sie, sich an eine Explosion und Blut und Schmerz zu erinnern. Sie schüttelte den Kopf und wich einen Schritt zurück. Das hier war zu viel. Er deutete Dinge an und erzählte ihr Sachen, die zu wissen sie nicht ertragen konnte. »Ich war nicht da.«
Wizard sagte nichts, betrachtete sie nur mit diesen Augen wie poliertes Wolfram und wartete darauf, dass ihr von selbst die Erkenntnis kam.
»Willst du mir damit sagen, dass ich dabei war? Dass ich verletzt wurde?«
»Ich verdankte Sam mein Leben; ich bezahlte ihn mit deinem. Bane hatte zu dem Zeitpunkt bereits mit seinem Training begonnen. Sam wusste darüber Bescheid, wusste über mich Bescheid. Als du verletzt wurdest, bestand kaum Hoffnung, dass du überleben würdest. Er kam zu mir, und ich spendete Blut, um dich zu retten – etwas, das ich zuvor nie getan hatte und auch anschließend nie mehr wiederholt habe. Es gab keine Garantie, aber es war nur logisch, dass meine Fähigkeit zur Regeneration deine Heilung unterstützen würde.«
O Mann.
Das konnte nicht wahr sein. »Und es hat funktioniert?«
»Ja. Uns war zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, dass die Fähigkeit für immer in dir sein würde. Dass du dazu in der Lage sein würdest, Verletzungen zu verarbeiten und ein Gedächtnis dafür zu entwickeln wie Yuriko und ich – allerdings in abgeschwächter Form.« Er sah sie eindringlich an. »Dass Elemente meines genetischen Materials sich mit deinem verbinden würden.«
Sie dachte an die Momente, in denen sie schneller als ihr Gegner gewesen war, stärker, klüger. Nicht viel. Nur so viel, um in Sicherheit zu sein.
»Das ist verrückt«, murmelte sie. Ihre Welt geriet ins Trudeln. »Du willst damit also sagen, dass Sam kein betrunkener Arsch war. Er war … Gott, was war er? Er wollte mich stärker machen. Jedes Mal, wenn er mich schlug, hat er mich …
immunisiert?
Das ist nicht möglich.«
Die Puzzleteile fügten sich zusammen, und eine unerwartete Ruhe überkam sie. Da. Sie hatte ihre Antwort. So viele Jahre lang hatte sie sich gefragt, was mit dem Mann passiert war, an den sie sich kaum erinnerte, mit dem Vater, der mit ihr gespielt, sie gekitzelt und mit ihr gelacht hatte. Sie hatte sich gefragt, was ihn zu dem Monster gemacht hatte, das sie zu immer höheren Leistungen getrieben hatte – schneller, mutiger, stärker, klüger. Als hätte ihr Leben davon abgehangen. Und das hatte es auch. Ihr Leben hatte davon abgehangen, und Sam hatte versucht, sie auf die einzige Art und Weise zu beschützen, die ihm einfiel: indem er sie gelehrt hatte, sich selbst zu beschützen.
»Falls du die Wahrheit sagst, warum hat er mich dann mit zwölf Jahren mit Bane allein gelassen?« Ihr Kopf pochte inzwischen so schlimm, dass ihr alles vor den Augen verschwamm. »Warum hat er mich mit dem Ungeheuer allein gelassen?«
Yuriko trat vor und streckte die Hand aus, als wollte sie Raina trösten. Doch mit einem warnenden Blick hielt Raina sie auf Abstand.
»Bane hat dich geholt. Und er hat gelogen.« Yuriko ließ den Arm
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