Dark Future: Herz aus Eis
überwiesen hatte.
Sam? War es Sam gelungen, Geld aufzutreiben, um es für Beth zu überweisen, ehe er gestorben war? Sie glaubte es nicht. Mit seinem letzten Atemzug hatte er Raina gebeten, sich um Beth zu kümmern. Er hatte nicht wie ein Mann gehandelt, der seine Tochter gut versorgt wusste.
Sie gab eine Anfrage ein, schickte sie ab, und im nächsten Moment zog sich ihr Innerstes zusammen, als sie im Bericht über die Kontobewegungen einen Namen las.
Wizard. Der verdammte Wizard.
Er hatte Beths Schulgeld bezahlt. Aber wie? Warum?
Woher wusste er überhaupt von ihr?
Raina starrte auf den Monitor und spürte, wie sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzog. Wenn Wizard von Beth wusste, hieß das, dass auch Bane von ihr wusste?
Ihre Entschlossenheit wuchs. Sie mochte diese Sache vielleicht nicht überleben, doch wenn sie starb, würde sie Bane mitnehmen.
Was auch immer geschah – ihre Schwester wäre in Sicherheit.
Raina blickte auf und betrachtete sich im Spiegel, strich sich ein letztes Mal über die Haare und übte ein Lächeln.
Sie wollte, dass die Kleine wusste, dass sich jemand um sie gesorgt hatte. Dass jemand gewollt hatte, dass sie in Sicherheit war. Dass jemand sie geliebt hätte, wenn derjenige lange genug gelebt hätte, um die Chance dazu zu bekommen.
Raina ballte die Hände zu Fäusten, konzentrierte sich auf ihre Atmung und beruhigte ihr hämmerndes Herz. Sie würde eine Holo-Aufnahme machen. Das war alles. Nur eine Holo-Aufnahme. Sie zwang sich dazu, die Schultern, die Hände zu entspannen, als sie Beths Schule anwählte, wobei sie sicherstellte, dass die achtzehn Übergänge, die das Signal durchlief, ehe es Beth erreichte, verschlüsselt und mit Sicherheitscodes versehen waren. Dann drückte sie den Startknopf für die Aufnahme.
»Hallo, Beth«, sagte sie leise. Ihre Augen brannten. »Ich bin deine Schwester Raina. Es tut mir so leid, dass ich nie die Gelegenheit hatte, dich persönlich zu treffen, mit dir zu reden, dich kennenzulernen …«
Raina rannte. Ihre Schritte knirschten auf dem gefrorenen Boden. Bei jedem angestrengten Atemzug schnitt die eisige Luft in ihre Lunge. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Sie konzentrierte sich auf den Rhythmus ihres Herzschlags, das kräftige Pochen, das sie dazu antrieb, in gleichmäßigem Tempo weiterzulaufen. Das Geschrei hinter ihr wurde lauter, kam näher, und sie richtete ihren Blick auf den Horizont, als sie weiterlief.
Es gab keinen Ausweg für sie. Sie konnte nirgends hin. Sie wusste es. Und die anderen wussten es auch. Aber sie musste wenigstens den Anschein aufrechterhalten, dass sie glaubte, wenn sie nur lange genug rannte, entkommen zu können. Sie hielten sie für einen verängstigten Polarhasen, der durch die Steppe rannte. Doch dieses Mal würde sie dafür sorgen, dass Duncan Bane als der größte Idiot im eisigen Norden dastand, denn dieses Mal war der Jäger zum Gejagten geworden.
Nur wusste er das noch nicht.
Ihre Beine zitterten, und die Umgebung verschwamm vor ihren Augen, weil ihr Körper Tränen produzierte, um die durch den bitterkalten Wind trockenen Augen zu befeuchten. Sie lief seit Stunden. Sie würden glauben, dass sie keine Kraft mehr hätte, um weiterzulaufen. Aber sie hatte noch immer Reserven, und angesichts dieser Tatsache fragte sie sich, ob Wizard möglicherweise doch die Wahrheit gesagt hatte.
Sie warf einen Blick über die Schulter, spürte, dass Banes Untergebene ihr dicht auf den Fersen waren. Die Männer dachten, sie hätten sie an den Rand der Erschöpfung gebracht. Offenbar funktionierte ihr Trick, also gab es keinen Grund mehr weiterzumachen. Sie blieb stehen, beugte sich nach vorn, stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab und erlaubte sich einen kostbaren Moment, um tief Luft zu holen.
»Hallo, meine Schöne.« Die Stimme war dunkel, und sie erklang direkt hinter ihr. Das Timbre, die Tonlage … Ihre Haut begann zu prickeln. Sie hatte geglaubt, bereit für ihn zu sein, hatte gewusst, dass er kommen würde, aber ihre mentale Vorbereitung konnte die Wirkung des Zusammentreffens auf sie nicht abschwächen.
Sie schluckte den bitteren Geschmack hinunter, der in ihr aufgestiegen war. Langsam richtete sie sich auf und drehte sich um, um sich ihrem Alptraum zu stellen.
»Raina hatte immer einen Snack dabei«, grummelte Ben. Er kam auf die Beine, wirbelte herum, zielte mit der Plasmapistole und feuerte ohne zu zögern eine Ladung ab. Der Schuss ging weit am Ziel vorbei. Mit einem Blick auf Wizard
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