Dark Future: Herz aus Eis
ausgesetzt war.
Wizard. Verflucht.
Sie würde jetzt
nicht
an ihn denken.
So stark zitternd, dass sie kaum noch klar denken konnte, schob sie den Zweifel beiseite, der an ihr nagte. Eine Welle der Panik versuchte, ihre Beherrschung zu unterspülen, doch sie erlaubte es der Angst nicht, die Kontrolle zu übernehmen. Sie hatte genau gewusst, was Bane tun würde, wenn er sie erwischte. Sie hatte genau genommen darauf gezählt. Sie hatte den Ablauf so gewählt. Hatte ihn geplant. Aufgezeichnet. Sie würde sich jetzt nicht von der Furcht zerstören lassen.
Sie war klüger als Bane. Tougher. Vielleicht war sie das immer gewesen. Also, warum war sie dann ihr halbes Leben auf der Flucht gewesen? Warum war ihr nicht klargeworden, dass sie sich schon längst hätte zur Wehr setzen und kämpfen müssen?
Ein Bild von Wizard tauchte vor ihrem inneren Auge auf und durchkreuzte ihre Pläne, es zu verbannen. Er hatte geglaubt, sie könnte mit allem fertig werden. Er hatte sie als seinen Partner bestimmt, als sie ihre fast selbstmörderische Mission gegen die Eispiraten durchgezogen hatten. Er hatte sie ihren eigenen Kurs gegen die Plünderer und die
Janson
-Leute fahren lassen und nie versucht, einzugreifen oder die Führung zu übernehmen. Er hatte sie als Gleichberechtigte behandelt. Er hatte sie mit Respekt behandelt.
War es seine Sicherheit gewesen, die auf sie abgefärbt hatte? Sie wollte das nicht glauben und bevorzugte die Vorstellung, dass er lediglich der Katalysator gewesen war, der es ihr ermöglicht hatte, sich endlich selbst zu vertrauen. Aber sie vertraute sich nicht vollständig. Das war das Problem. Und vielleicht war die Entscheidung, Bane selbst zu verfolgen und nicht darauf zu warten, dass er sie holte, ihre Art, ihr nachlassendes Selbstempfinden wiederzubeleben.
Sie biss die Zähne zusammen. Wizard hatte sie dazu gebracht, ihm zu vertrauen. Und er hatte sie betrogen. Doch es war ein Verrat gewesen, der schon lange, bevor er sie kennengelernt hatte, angestoßen worden war. Aber machte das sein falsches Spiel weniger schlimm? Vor einigen Wochen hätte sie diese Frage mit einem klaren Nein beantwortet. Doch jetzt hatte sie viele lange, einsame Tage verbracht, an denen sie nichts anderes getan hatte, als nachzudenken, und inzwischen war sie sich nicht mehr so sicher.
Raina hob die Hände und prüfte ihre Fesseln. Handschellen aus Metall. Stabile Ketten. Duncan Bane machte keine halben Sachen. Alles entwickelte sich genau so, wie sie es sich erhofft hatte. Die Handschellen und Ketten stärkten ihre Zuversicht. Ein Seil hätte ein Problem dargestellt, aber ein Metallschloss war einfach. Sie war nicht unvorbereitet hierhergekommen.
Vollkommen auf ihre Aufgabe konzentriert, presste Raina ihre Zunge gegen den Gaumen und drückte so fest, wie sie konnte. Die dünne, zylinderförmige Erhöhung unter dem Gewebe ihres Gaumens bewegte sich. Sie ignorierte den heftigen Schmerz, der damit einherging. Wieder bearbeitete sie die Stelle mit ihrer Zunge und befreite den dünnen Metallstift geduldig von der schleimigen Membran, die den Gaumen überspannte.
Sie war eine Gefangene, weil sie die Entscheidung getroffen hatte, eine zu sein. Sie hatte genug Zeit ihres Lebens damit verschwendet, auf der Flucht zu sein und auf den Tag zu warten, an dem Bane sie erwischen würde. Irgendwie war der Tag, an dem sie Wizard verlassen hatte, auch der Tag gewesen, an dem sie beschlossen hatte, dass sie nicht mehr länger warten würde. Sie würde Bane verfolgen und diesem Katz-und-Maus-Spiel ein Ende bereiten. Sie war stark genug gewesen, um Wizard, dem Mann, für den sie gestorben wäre, dem Mann, dem sie niemals würde vergeben können, den Rücken zu kehren.
Also war sie mit Sicherheit auch stark genug, um einen sadistischen Bastard zur Strecke zu bringen.
Selbstverständlich hatte sie darauf geachtet, den Anschein zu erwecken, unwillig und über die Gefangennahme überrascht zu sein. Sie war gelaufen, als hätte sie tatsächlich geglaubt, entkommen zu können. Als Bane sie erwischt hatte, hatte sie so hart gekämpft, als hätte sie gewinnen können. Und er hatte diesem Schein geglaubt, weil es genau das war, was er hatte sehen wollen.
Er hatte seinen Schlägertypen befohlen, sie hierherzubringen – zu
Bob’s Truck Stop.
Noch ein glücklicher Zufall, den sie zu ihrer länger werdenden Liste hinzufügen konnte. Sie hatte in der Hoffnung, dass er sie hierherbringen würde, in der Nähe Kleider und Waffen versteckt. Ein kalkuliertes
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