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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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Risiko.
Bob’s Truck Stop
war der einzige Platz im Umkreis von hundert Kilometern, der auf so etwas wie Zivilisation hindeutete. Und Duncan Bane sah sich selbst als absolut zivilisiert an.
    Sie zuckte zusammen, als sie mit einem besonders festen Druck mit der Zunge den dünnen Metallpin schließlich aus dem Gaumen befreite, in den sie ihn gestoßen hatte. Ihr war klar gewesen, dass Bane sie zwingen würde, sich auszuziehen, und dass er ihr jeden Schutz und jede Hoffnung auf Entkommen nehmen würde. Er wollte, dass sie verängstigt war, eingeschüchtert, verletzlich. Also hatte sie ihm genau das vorgespielt, während sie den Metallstift, der ihr die Flucht ermöglichen würde, an dem einzig möglichen Ort versteckt hatte – im Innern ihres Körpers.
    Bane war bisher noch nicht zu ihr gekommen. Das war nicht sein Stil. Er wollte, dass sie hier hockte und schlotterte und sich fürchterliche Szenarien ausmalte, was er mit ihr anstellen würde, wenn er schließlich kam.
    Überraschung. Sie hatte nicht vor, geduldig abzuwarten.
    Sie nahm den Pin zwischen die Zähne, ignorierte den metallischen Geschmack von Blut, das sich in ihrem Mund sammelte, und hieß stattdessen den pochenden Schmerz willkommen, der sie daran erinnerte, dass sie noch am Leben war. Sie beugte sich vor und zwang sich, nicht zu zittern, damit sie den Metallstift und damit ihre einzige Chance auf ein Entkommen nicht verlor. Ihre Finger bebten, doch es gelang ihr, den kleinen Pin zu fangen und langsam so zu drehen, dass er in das Schloss der Handschellen glitt, die um ihre Handgelenke geschlossen waren.
    Langsam, ganz langsam bewegte sie ihn in die eine und in die andere Richtung. Ihre Finger waren vor Kälte taub. Sie konnte das dünne silberne Stäbchen kaum spüren.
    Sie versuchte, ihren Griff an dem Metallstift zu verstärken. Aber zu spät. Das sanfte Klirren von Metall auf Stein sagte ihr, dass der Pin auf den Boden gefallen war. Tränen der Wut und Verzweiflung brannten ihr in den Augen.
    Verflucht.
Sie hatte gewusst, dass es nicht leicht werden würde, doch die reale Situation hatte ihre Fähigkeit, die Selbstbeherrschung zu wahren, in Gefahr gebracht. Sie war nackt, unterkühlt, gefesselt, und ihre einzige Chance auf Freiheit lag irgendwo im Dunkel versteckt auf dem Boden.
    Raina beugte sich hinunter und wand sich vorsichtig über den Boden, wobei sie mit den Händen vor sich einen Bogen beschrieb und nach dem Metallstift suchte.
    Dummes, ungeschicktes Mädchen.
Sie hörte Sams Stimme in ihrem Kopf. Sie hatte sie so lange nicht mehr gehört, dass sie schon fast geglaubt hatte, sie wäre verschwunden. Das Geräusch der Ketten, die über den Boden schleiften, als sie nun langsam mit den Händen umhertastete, hallte in ihren Ohren wider.
    Nicht weg. Sam würde niemals weg sein. Er war der Grund, warum sie tough, stark und mutig war. Verdammt, er war der Grund, warum sie am Leben war. Sie nahm an, dass sie ihm alles andere vergeben konnte. Vielleicht. Wenn sie das hier überlebte, würde sie darüber nachdenken müssen.
    Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß sie den Atem hervor, als sich ihre Finger endlich um den verlorenen Metallpin schlossen. Sie hatte ihn gefunden.
    Zeit hatte keine Bedeutung für sie. Es gab nur das Schloss und den Stift, den sie peinlich genau bewegte, bis sie irgendwann das leise Klicken der Arretierung hörte, die nachgab. Für einen Augenblick huschte die Erinnerung an Wizard und die Art, wie er ihr hochmodernes Verriegelungssystem umgangen hatte, durch ihren Kopf. Sie drängte sie beiseite und versuchte, sich nur auf die Gegenwart zu konzentrieren.
    Ihre Zeit mit Wizard war nicht mehr als ein Traum gewesen, eine Wunschvorstellung. Ein heißes, glühendes Andenken, das sie bei sich tragen konnte. Und sie
würde
es bei sich tragen. Sie würde es nehmen und würdigen und sich ins Gedächtnis rufen, wie es sich angefühlt hatte, an ein Märchen zu glauben – wenn auch nur für ein paar Tage. Aber nicht jetzt. Jetzt hatte sie eine Mission zu erfüllen und einen Feind zu töten.
    Sie atmete einmal bedächtig durch, um sich zu beruhigen, und legte die Handschellen vorsichtig auf den Boden. Es hatte keinen Sinn, ihre Kidnapper zu warnen, indem sie das Metall mit einem lauten Klirren auf den Boden warf. Sie spuckte einen Mundvoll warmes Blut aus und ekelte sich vor dem metallischen Geschmack. Ihr Gaumen schmerzte dumpf, und sie konnte es nicht lassen, mit der Zunge über die wunde Stelle zu streichen. Raina schüttelte den

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