Dark Future: Herz aus Eis
Frau fürchtete, die einen Weg gefunden hatte, seine Gefühle zu befreien. Sie hatte ihm beigebracht zu lachen. Sie hatte ihm beigebracht zu fühlen.
Jetzt, als er das finstere Entsetzen in Yurikos Blick sah, sprudelte der Quell seiner Emotionen über, und er wünschte sich beinahe, er könnte zu dem Zeitpunkt zurückkehren, bevor Raina seine Selbstbeherrschung zerstört hatte.
»Bane hat sie«, sagte er ohne den geringsten Zweifel.
»Korrekt.«
Als er ihre Bestätigung hörte, fühlte er sich, als hätte sich ein Nebelschleier von seinem Verstand gehoben. Er gab seinen vergeblichen Widerstand auf und öffnete sich stattdessen der Angst, dem Zorn, der Sorge und nutzte die Emotionen, um dadurch noch stärker zu werden und sein Ziel noch deutlicher vor Augen zu haben. Er war ein Krieger, geschaffen für diese Aufgabe, eine perfekte Kampfmaschine. Und dieser Kampf war der wichtigste in seinem Leben. »Seit wann?«
»Seit ungefähr vier Stunden. Er hält sie bei
Bob’s Truck Stop
gefangen.«
»Ich werde sie holen. Und ich werde Bane auslöschen.«
Yuriko nickte knapp. »Er hat sechzig Männer dabei. Zwei Trupps von Eispiraten sind aus unterschiedlichen Richtungen auf dem Weg zu ihm. Wenn sie ihn erreichen, wird das seine Position deutlich verbessern.«
»Schick Abfangteams zu den Eispiraten. Ich werde Raina Bowen holen.«
»Sie ist vielleicht schon tot.«
Wizard wandte sich seiner Schwester zu und sagte voller Überzeugung: »Sie ist am Leben. Bane gewährt ihr die Gnade des Todes nicht. Er will ihr Leiden möglichst lange auskosten.« Er atmete bedächtig und tief ein. »Und mir ist es zu verdanken, dass sie fast jedes Greuel überleben wird, das er ihr antut.«
»Das kannst du nicht wissen, und du hättest es ihr nicht erklären sollen, bevor sie gegangen ist. Es ist zu …«
»Was hätte er nicht erklären sollen?«, fragte Ben.
»… gefährlich«, schloss Wizard knapp und blickte Yuriko eindringlich an. »Hätte sie nichts von ihrem Zustand gewusst, dann …«
Ben blickte zwischen den beiden hin und her. »Was meinst du mit
Rainas Zustand?
Meinst du, sie ist schwanger oder so?«
Fruchtbarkeit?
, hatte er sie gefragt. Sie hatte lächelnd den Kopf geschüttelt.
In den nächsten neun Tagen nicht.
»Nein. Sie ist nicht schwanger …«
»… dann hätte sie sich möglicherweise unbedacht in Gefahr begeben?«, wollte Yuriko wissen. »Inwiefern hätte sich das von der derzeitigen Sachlage unterschieden? Aber bewaffnet mit dem Wissen über ihre einzigartige Physiologie, mit der Tatsache, dass dein Blut eine molekulare Transformation ihrer Nukleotidsequenz ermöglicht hat …«
»Es gibt keinen Beweis für eine physiologische oder genetische Modifikation in Raina Bowen«, erwiderte Wizard.
»Worüber redet ihr beide? Ihre Nukleotidsequenz? Ihr meint … äh … ihre DNA ?«, fragte Ben.
Wizard bückte sich und nahm zwei Plasmapistolen hoch, die auf dem Boden neben seinen Füßen lagen. »Wir vergeuden Zeit.«
Ben machte einen Schritt nach vorn und holte tief Luft. »Ich komme mit dir. Ich kenne den Truck Stop besser als jeder andere … Jeden Winkel. Jedes Versteck. Ich kann helfen.«
»In Ordnung«, sagte Yuriko. »Trey stellt gerade drei Teams zusammen. Er fährt Richtung Osten, Gerhardt nach Westen. Ich mache mich auf den Weg zum Truck Stop. In einer Stunde brechen wir auf. Ben, du kommst mit mir. Wizard …« Sie brach abrupt ab.
Wizard war sich kaum bewusst, dass sie noch sprach. Er überquerte bereits das Gelände, den Fokus auf zwei grundlegende Ziele gerichtet: Raina Bowen zu finden und Duncan Bane zu töten.
»Fünf Minuten«, sagte er über die Schulter hinweg, ohne den Schritt zu verlangsamen. »Seid dann fertig, oder ich breche allein auf.«
Duncan Bane strich mit den Fingerspitzen über den Rand der Schutzklappe, hinter der sich sein zerstörtes Auge verbarg. Raina war als Kind reizend gewesen, doch jetzt war sie viel mehr als das. Jahrelang hatte er von Raina Bowen geträumt und sich dabei selbst befriedigt. Er hatte sie sich vorgestellt – geschlagen, gefoltert, die Haut mit unzähligen winzigen, sorgfältig plazierten Schnitten übersät, aus denen sie blutete – und er hatte sich selbst gestreichelt, während er sich das Vergnügen ausgemalt hatte, sie leiden zu lassen.
Noch lange hatte er sich daran erinnert, wie seidig ihr goldenes Haar ihr über die Schultern gefallen war, wie unglaublich blau ihre Augen gewesen waren und wie sie sich vor lauter Panik geweitet
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