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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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beinahe über seine Anmaßung lachen müssen. Als könnte irgendjemand aus dieser Entfernung einen Draht treffen. Plötzlich jedoch schien sich die Luft zu kräuseln und zu wölben und dehnte sich mit der Kraft der Feuerwand aus, die sich von dem Platz erhob, an dem einmal Wizards Sattelzug gestanden hatte. Sie spürte, wie ihr eigener Truck heftig schwankte, hin und her geschleudert von der enormen Wucht der Explosion. Ihre Zähne schlugen mit einem lauten Klappern aufeinander, als ihr Kopf zurück- und dann nach vorn gerissen wurde. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Wizards Körper abhob, als wäre er von einer gigantischen unsichtbaren Hand gepackt worden, ehe er wie ein Spielzeug auf den gefrorenen Boden krachte.
    Ihr blieb die Luft weg, und eine Welle der Übelkeit überrollte sie. Sie verschloss die Augen vor dem Anblick, der sie ganz sicher erwarten würde.
Verflucht.
Er würde in Stücke zerrissen am Boden liegen. Die Kraft der Explosion hatte fast die Metallplatten von ihrem Truck gelöst. Auch wenn Wizards Körper noch so stark und robust war – gegen die Gewalt dieser Explosion hatte er keine Chance gehabt.
    Es war eine Schande, etwas so Schönes zerschmettert am Boden liegen zu sehen. Das war alles. Es gab keine persönlichen Gründe für den Kloß, der sich in ihrem Hals bildete, keine emotionale Bindung zu dem Mann, der sich gerade in die Luft hatte sprengen lassen. Der einzige Grund für ihre Verfassung war, dass sie kein Blut sehen konnte. Rotes, rotes Blut auf weißem, weißem Schnee.
    Verflucht. Verflucht. Verflucht.
    Die Realität konnte auch nicht schlimmer als ihre Vorstellung sein. Sie verzog das Gesicht und öffnete erst das eine, dann das andere Auge.
    Einen Moment lang saß sie einfach nur da, überrascht von der Tatsache, dass der Schnee noch immer makellos weiß und nicht tiefrot mit Wizards Blut getränkt war. Dann kletterte sie aus der Fahrerkabine und rannte zu ihm, während ihre Füße auf dem Eis immer wieder wegrutschten.
    Blut oder kein Blut – der Typ war tot. Sie war sich sicher. Die Explosion hatte ihn mit einer solchen Kraft zu Boden geschleudert, dass wahrscheinlich jeder Knochen in seinem Körper gebrochen war. Das war genau das, was sie jetzt gebrauchen konnte: eine Leiche, um die sie sich kümmern musste.
    Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Wange. Sie heulte jetzt
nicht
wegen eines nichtsnutzigen toten Gun Truckers. Nein. Es war nur der kalte Wind, der ihre Augen tränen ließ.
    Raina schlitterte über das Eis, verlor das Gleichgewicht und rutschte die letzten Meter auf dem Hintern. Sie kam zum Halten, als sie mit dem angezogenen Knie in Wizards Seite stieß. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Das hatte bestimmt weh getan.
    Oder auch nicht. Immerhin war der Typ tot.
    Sie atmete flach die eiskalte Luft ein, die wie Glasscherben in ihre Lunge schnitt, beugte sich vor und betrachtete Wizards Gesicht. Seine Augen waren geschlossen, und seine langen Wimpern lagen auf seiner Wange. Auf seinem Kieferknochen sah sie eine böse Abschürfung. Sacht strich sie mit den Fingerspitzen über seinen reglosen Körper, ohne zu wissen, warum sie das eigentlich tat. Sie wusste nur, dass sie ihn spüren, anfassen wollte – eine letzte menschliche Berührung, um ihn auf seinen Weg zu schicken.
    Und in dem Moment hob er den Kopf. Seine grauen Augen waren klar, als er sie nun anblickte.
    Mit einem unbewussten Aufschrei zog sie ihre Hand zurück und sah überrascht zu, wie er den Kopf bedächtig von einer Seite zur anderen drehte, als wollte er seine Gedanken sortieren.
    »Du bist nicht tot.« Ihre brillante Beobachtung lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Bist du verletzt?«
    Er hob eine Hand an die Wange, ließ sie dann wieder sinken und betrachtete das Blut.
    »Ich bin unverletzt«, erwiderte er und schob die Ärmel seines Thermoshirts hoch.
    »Du blutest«, stellte sie fest.
Und du müsstest eigentlich tot sein.
Sie starrte seine nackten Unterarme an, die kleinen dunklen Härchen und das Spiel der Muskeln unter der Haut, und kuschelte sich tiefer in ihren Parka, als die eisige Kälte mit einem Mal bis in ihre Knochen und Gelenke drang. »Du müsstest zumindest unterkühlt sein, nachdem du nur mit einem dünnen Shirt bekleidet so lange in der Kälte gestanden hast.«
    Gleichgültig zuckte er mit den Schultern. »Ich spüre die Kälte nicht. Ich wurde entwickelt, um extremen Temperaturen standzuhalten.«
    »Entwickelt?« Ein Schauder rieselte ihr über den Rücken, und

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