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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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Raina an. »Ich werde das Abschleppseil anbringen.«
    Die Arbeit verlief halbwegs reibungslos. Während Raina zu ihrem Truck ging, schob Wizard sich unter den vorderen Teil seines Trucks und befestigte dort das Abschleppseil. Raina unterdrückte die Übelkeit, die sie bei der Vorstellung überkam, dass das Cytoplast explodieren könnte und Wizard in kleinen Stücken auf sie niederregnen würde. Natürlich wusste sie, dass es lächerlich war. Cytoplast war stabil und ging nicht sofort hoch – es sei denn, ein spezieller Auslöser war angeschlossen. In diesem Fall musste jemand an dem Draht ziehen.
    »Das Cytoplast hat ungefähr die Größe einer Mandarine«, sagte Wizard, als er kurz darauf zu ihr an ihr Fahrzeug trat.
    Eine Mandarine? Raina starrte ihn an, hob dann fragend die Hände und warf ihm einen Blick zu, der sicherlich keinen Zweifel daran ließ, was sie dachte.
Was zur Hölle ist eine Mandarine?
    »Das Cytoplast hat ungefähr die Größe meiner geballten Faust«, verbesserte er sich. »Der voraussichtliche Explosionsradius beträgt fünfhundert Meter.«
    »Großartig.« Wenn der Sprengstoff unter dem Truck vor Ort hochging, würden unschuldige Menschen in kleine Stücke gerissen werden – und das wurde billigend in Kauf genommen, nur um
einen
Mann zu töten. Welchen Wert hatte ein menschliches Leben für diese Männer? »Es war ihnen egal, den gesamten Truck Stop mit dir zusammen in die Luft zu jagen.«
    »So sieht es aus.« Keine Veränderung in seiner Stimme. Keine Besorgnis. Eine schlichte Feststellung.
    Sie starrte ihn an, starrte auf seine schwarzen, glatten Haare, seidig und dick, die Art Haare, die perfekt lagen, wenn er aufwachte. Und auf seine Augen. Offen, klar, gerahmt von dunklen Wimpern, die den kühlen grauen Glanz nur noch erstaunlicher zum Strahlen brachten.
    Sie malte sich aus, wie diese Augen matt wurden, wie das Leben aus den leuchtenden Tiefen wich, und ihr wurde übel.
    »Los geht’s«, sagte sie und war wütend auf sich, weil sie diese unerklärliche Faszination für diesen seltsamen, schönen Mann verspürte.
    Langsam, in einem gleichmäßigen und bedächtigen Tempo, schleppten sie Wizards Truck an, machten einen Bogen um den Truck Stop und fuhren ins Ödland hinaus. Sie hielten an, als
Bob’s Truck Stop
nur noch ein winziger Fleck am Horizont war.
    »Lass es«, entgegnete Raina, als Wizard ihr erklärte, das Abschleppseil abmontieren zu wollen.
    »Es ist nicht nötig, das Seil zu opfern. Das Cytoplast ist stabil. Ich werde das Fahrzeug losbinden.«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr Herz pochte schnell, als sie ihn aus der Ferne beobachtete. Sie hatten ihr Glück schon zur Genüge auf die Probe gestellt. Der Typ hatte Nerven wie Titan.
    Nachdem er seine Aufgabe erledigt hatte, kam er zurück zum Sattelzug gerannt und kletterte mit dem zusammengerollten Abschleppseil über der Schulter in die Fahrerkabine. Raina legte den Gang ein und entfernte den Truck ein gutes Stück von Wizards Fahrzeug.
    »Äh, Wizard? Toller Plan, aber du hast eine Kleinigkeit vergessen. Wie willst du den Plastiksprengstoff von hier aus zur Detonation bringen?«
    Er erhob sich und öffnete seinen Parka, so dass sie seinen Gürtel und die funkelnden, rasiermesserscharfen Wurfsterne sehen konnte, die er bei sich hatte.
    Bei seiner wortlosen Erwiderung brach sie in Lachen aus. »Genau. Selbst wenn du es tatsächlich schaffen solltest, einen Stern so weit zu werfen, musst du damit einen Draht treffen, der so dünn ist wie eine Glasfaser.«
    Er stimmte nicht in ihr Lachen ein. Seine Miene wirkte absolut neutral. »Korrekt.«
    »Korrekt?« Sie legte den Kopf schräg und musterte ihn. Er sah nicht so aus, als würde er einen Scherz machen …
    Wizard zog seinen Parka aus, hängte ihn über die Rückenlehne des Beifahrersitzes und kletterte, nur mit seinem Thermoshirt bekleidet, aus dem Truck. Raina schlang die Arme um sich. Ihr wurde beim bloßen Zusehen schon kalt. Nerven wie Titan und in den Adern offensichtlich kein Blut, sondern flüssige Lava.
    Der eisige Wind wehte ihm das Haar über die Schultern. Er packte die langen Strähnen und knotete sie mit einem Band im Nacken zusammen. Den Kopf leicht nach hinten gelegt stand er da, die Beine ein wenig gespreizt. Dann richtete er die Schulter auf seinen Truck hin aus und nahm einen Wurfstern von seinem Gürtel. Ohne innezuhalten ließ er den Stern mit einer klaren, knappen Bewegung fliegen. Kraft. Präzision.
    Einen Augenblick lang passierte nichts, und Raina hätte

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