Dark Future: Herz aus Eis
die Gefahren umschifft, war mehr als einmal auf die Nase gefallen, aber immer stärker, wenn auch nicht unversehrt daraus hervorgegangen. Doch dieser Wizard, dieser Auftragsmörder, bedrohte ihre Stabilität wie nichts – und niemand – zuvor. Eine leichte Übelkeit erfasste sie, als sie sich fragte, ob es möglich war, sich innerhalb der kurzen Zeitspanne von zwei Nächten und einem Tag zu verlieben.
Nein. Nein. Nein.
Das war einfach komplett verrückt.
Und was wusste sie schon über die Liebe?
Er war umwerfend.
Sie war geil.
Ende der Diskussion.
Mit einem gemurmelten Befehl ließ Yuriko das Zimmer räumen. Zu Rainas Überraschung erhob auch Wizard sich, um mit den anderen hinauszugehen. Es versetzte ihr seltsamerweise einen Stich, als er um den Tisch herumging, sich vorbeugte und der Kommandeurin leise ins Ohr sprach. Und es versetzte ihr einen noch stärkeren Stich, als die dunkelhaarige Frau den Kopf hob und ihm ein leichtes Lächeln schenkte.
Er wandte sich um, durchquerte den Raum und kam auf seinem Weg zur Tür an Raina vorbei. Sie beobachtete ihn, entschlossen, die Empfindungen, die er in ihr auslöste, unter Kontrolle zu halten und nicht zu zeigen. Er blieb vor ihr stehen, nur einen Atemzug entfernt, und sein kühler, abschätzender Blick verhakte sich mit ihrem.
»Bis später.« Dieser Mund, dieser umwerfende, sinnliche Mund verzog sich zu einem Lächeln. Es war nur ein winziges Lächeln, gerade stark genug, dass ihre Haut anfing zu prickeln und ihr Atem ins Stocken geriet.
Ja. Später.
Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer.
Er senkte den Blick, und ohne darüber nachzudenken, fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sie verspürte den verrückten Drang, ihn zu schnappen, ihm die Kleider vom Leib zu reißen und gleich hier auf dem Tisch mit ihm zu schlafen.
Vergiss später.
»Jetzt« kam ihr von Sekunde zu Sekunde reizvoller vor.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, lächelte er sie an, ein starkes, männliches Lächeln, bei dem ihr Magen einen Salto schlug. Und dann drehte er sich um, ging davon und zog nachdrücklich die Tür hinter sich ins Schloss.
[home]
9 . KAPITEL
W ütend auf Wizard, auf sich selbst und auf ihre verräterische Libido drehte Raina sich um und stellte fest, dass Yuriko vor einem Tisch am anderen Ende des Raumes stand, in den ein Link-Board und eine Tastatur eingelassen waren.
»Hübsches Gewächs«, sagte Raina und deutete auf die Pflanze, die ihr schon beim Betreten des Zimmers aufgefallen war. Die großen dunkelgrünen Blätter ragten über den Rand des Topfes, und hellrosafarbene Blüten trieben an den Spitzen dünner, zarter Stengel. Die Pflanze gedieh prächtig, und trotzdem kam sie Raina in dieser kargen, öden Umgebung seltsam fehl am Platze vor. Pflanzen waren im Ödland ein wertvolles Gut.
»Das ist eine Taglilie. Eine widerstandsfähige Pflanze, robust und kräftig. Sie kann entwurzelt und geteilt, in einen nährstoffarmen Boden gepflanzt werden und findet trotzdem einen Weg, um zu wachsen.« Yuriko blickte sie an. Ihre Miene war undurchdringlich. »Magst du Pflanzen?«
Mit einem Achselzucken wandte Raina den Blick ab. »Sie erinnern mich daran, dass irgendwo auf dieser Welt der Boden nicht steinhart gefroren ist. Ich habe einen kleinen Gemüsegarten in einer Pflanzröhre mit Hydrokultur, die mit Sonnenkollektoren ausgestattet ist. Ich mache eigentlich nichts daran. Die Pflanzen versorgen sich praktisch selbst.«
»Was hast du angepflanzt?«
Als Raina zu Yuriko sah, bemerkte sie, dass sie sie interessiert anblickte. »Karotten. Tomaten. Salat. Gurken.«
»Ich schätze Pflanzen sehr, hege und pflege sie. Ohne sie hat diese Welt keine Zukunft.«
Diese ausdrucksvolle, beinahe poetische Haltung wollte nicht zu Yurikos kühlem Äußeren passen, und Raina runzelte die Stirn, als sie die Kommandeurin anstarrte und mit einem Mal eine unerklärliche Sympathie für sie empfand. Verflucht, diese Frau züchtete Pflanzen … So ein schlechter Mensch konnte sie also nicht sein, oder?
»Wo sollen die Gelder eingezahlt werden?«, fragte Yuriko, und ihr Tonfall wechselte von warmherzig zu kühl.
So viel zum Thema »freundliche Konversation«. Raina kam näher und wartete, bis Yuriko ihr Platz machte. Sie tippte die notwendigen Informationen ein, wohlwissend, dass sie einen perfekt abgesicherten Mechanismus hatte, der die Gelder weiterleiten, dann das Konto schließen und das Geld auf eine Reihe von neuen Konten überweisen würde, damit man ihre Spur
Weitere Kostenlose Bücher