Dark Future: Herz aus Eis
Hunde.«
Treys Bericht stimmte mit dem überein, was Wizard beobachtet hatte. »Weitere siebzehn Plünderer liegen in ihren Schlafsäcken«, fügte er hinzu.
»Wir sind zu zweit. Sie sind achtundzwanzig.« Trey schüttelte den Kopf.
»Die Erfolgswahrscheinlichkeit liegt in einem akzeptablen Rahmen«, erklärte Wizard.
Trey schwieg einen Moment lang, um das zu verdauen. Dann lachte er kurz und heiser auf. »Commander Yuriko würde uns dumm nennen. Oder lebensmüde.«
»Yuriko ist nicht hier.«
»Richtig. Die Kommandeurin ist im Lager und lässt es sich gutgehen. Aber wenn sie hier wäre, würde sie uns befehlen, uns zurückzuziehen und Bericht zu erstatten. Der Auftrag lautete nur, die Lage auszukundschaften.« Ein Hauch von Bitterkeit schwang in Treys Stimme mit, und Wizard wusste, dass er an einen anderen Tag denken musste, eine andere Aufklärungsmission. Ein verlorenes Leben.
Eine weitere Sünde auf Duncan Banes Konto. Ein weiterer Grund, um nach Gerechtigkeit zu streben.
»Als sie diesen Auftrag erteilt hat, wusste Yuriko nicht, dass eine Gruppe von Flüchtlingen sich auf die Station in Dorje zubewegte«, entgegnete Wizard. »Diese Leute laufen den Plünderern direkt in die Arme, und sie sind nicht gewarnt worden. Voraussichtliches Zusammentreffen der Flüchtlinge und der Plünderer in sieben Stunden.«
»Sie werden vernichtet.« Trey stieß die Luft aus und murmelte: »Und wenn wir versuchen, achtundzwanzig Plünderer zu überwältigen, werden
wir
vernichtet.«
»Die Erfolgsquote liegt bei …«
»Ich will es gar nicht wissen.« Trey schnitt ihm das Wort ab. »Lass es uns einfach tun.« Er kam auf die Beine, nahm den Rucksack von seinem Rücken und stellte ihn zur Seite.
Wizard tat es ihm gleich. Sie würden nur Waffen mit ins Piraten-Camp nehmen. Es war noch Zeit genug, ihre Schlafsäcke und Lebensmittelvorräte zu holen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hatten.
»Erlebe den Frieden, denn Yuriko wird sehr unglücklich sein, wenn du nicht überlebst.«
Trey warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ich glaube, das Einzige, worüber die Kommandeurin unglücklich sein wird, wenn wir nicht unbeschadet zurückkehren, ist der Verlust von zwei Kampfmaschinen.« Er knurrte. »Deine Raina Bowen könnte allerdings ein bisschen verstimmt sein, wenn ich deine Leiche auf meinem Scooter zurückschaffen muss.«
Deine Raina Bowen.
Wizard blinzelte und rief sich die Worte in Erinnerung, die er bei
Bob’s Truck Stop
zu Ben gesagt hatte, als er dem Jungen erklärt hatte, dass Raina nicht zu ihm gehörte. Raina. Tapfer, stark, mutig. Raina, die sogar im Angesicht ihrer Angst noch kämpfte. Er dachte daran, wie sie sich in einem Kampf verhielt, dachte an das klare Blau ihrer Augen, an den zarten Duft ihres Haars.
Es war nicht logisch, doch eine Sekunde lang ließ er den Gedanken zu, wie es wohl wäre, wenn sie ihm gehörte.
Raina warf einen Blick auf die Uhr. In drei Stunden würde an diesem weiteren endlosen Tag, an dem sie auf ihr Geld wartete, die Sonne aufgehen. Sie war unruhig. Wieder einmal. Weil sie von Wizard geträumt hatte. Wieder einmal. Sie schlug die Decke zurück, schwang die Beine über die Bettkante und schob entschieden die Gedanken an ihn beiseite – nur damit sie ihr im nächsten Moment wieder durch den Kopf jagten.
Verflucht.
Sie war irgendwie verknallt in ihn. Bei jedem Quietschen des Trucks, bei jedem Windstoß hielt sie unwillkürlich die Luft an und wünschte sich, dass er es war, der zu ihr kam. Sie musste dringend den Kontakt zur Realität wiederherstellen.
Keine emotionale Bindung. Keine verdammte emotionale Bindung.
Das würde ihn nur in Gefahr bringen. Das wusste sie mit Sicherheit. Jedes Mal, wenn sie versucht hatte, Wurzeln zu schlagen, jedes Mal, wenn sie versucht hatte, ein Leben aufzubauen, Beziehungen zu knüpfen, war Duncan Bane aufgetaucht.
Und egal, wie stark, wie vorsichtig, wie gut trainiert Wizard auch war – er hätte keine Chance. Bane stand eine ganze Armee zur Verfügung. Nicht nur die
Janson
-Leute, sondern das gesamte korrupte Neue Kommando. Welche Chance hätte Wizard da? Ein Mann gegen den Rest der Welt?
Nach einer schnellen Dusche zog sie sich dem Wetter entsprechend an und ging nach draußen. Sie wollte, nein, sie brauchte die eisige Luft und hoffte, dass der kalte Wind einen gewissen käuflichen Auftragskiller aus ihrem Kopf blasen würde. Ihr Atem stieg in kleinen weißen Wölkchen auf, als sie einmal über das gesamte Gelände ging. Sie gab sich den
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