Dark Future: Herz aus Eis
Willen kamen Gedanken an Wizard in ihr hoch. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er mit den anderen Yurikos Versammlungsraum verlassen hatte, und obwohl sie es versucht hatte, konnte sie sich nicht davon überzeugen, dass es ihr nichts ausmachen würde, ihn nie mehr wiederzusehen. Als er während des wilden Ritts durchs Ödland mit ihr zusammen in ihrem Sattelzug gesessen hatte, hatte sie ihn als einengend empfunden, hatte geglaubt, der Platz sei nicht ausreichend für sie beide. Aber jetzt, da sie allein war, vermisste sie ihn.
Nein.
Sie vermisste ihn
nicht.
Sie weigerte sich, ihn zu vermissen.
Sie drehte sich auf ihrem schmalen Bett um und versuchte, Wizard aus ihren Gedanken zu vertreiben und stattdessen an die Stunden zu denken, die sie am Nachmittag mit Yuriko verbracht und das Gelände ausgekundschaftet hatte. Raina hatte überrascht festgestellt, dass sie Yurikos Gesellschaft genoss. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, mit jemand anderem auf dem Schneemobil zu fahren, anzuhalten und über ein Rezept für Sim-Steak Stew oder eine Änderung an ihrer Hydrokultur-Pflanzausrüstung zu reden, durch die sie bessere Erträge erzielen würde.
Raina strich sich über die Stirn. Es war überhaupt seltsam, den Gedanken zuzulassen, dass sie vielleicht begonnen hatte,
Freundschaft
zu schließen.
Genauso seltsam wie das Gefühl, das sie empfunden hatte, als Wizard neben ihr gesessen hatte und sie über den I-Pole gefahren waren.
Und noch seltsamer war es, dass er jetzt weg war.
Weg. Er hatte sie allein gelassen. Wann zum Teufel hatte sie eigentlich beschlossen, Gesellschaft zu mögen und nicht gern allein zu sein?
Verfluchter Wizard.
Mit einem Seufzen kuschelte sie sich tief in ihre Decke und kämpfte einen, wie sie wusste, aussichtslosen Kampf. Egal, wie sehr sie sich wünschte, es wäre anders, Wizard ging ihr nicht aus dem Kopf.
Und plötzlich war er da, so wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Sein Haar hing ihm glatt und dicht auf die muskulösen Schultern, seine Augen funkelten im Lumi-Licht, als er sie ansah. Augen wie geschmolzenes Silber, hell unter den dunklen Wimpern, eindringlich, hungrig, voll purer Lust.
Er beugte sich zu ihr herunter und stützte sich mit einer Hand auf dem Bett ab. Seine Lippen waren nur noch einen Hauch von ihren entfernt. Seine Hitze kam wie Nebel über sie. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem starken, männlichen Lächeln. Wissend. Begierig. Raina zitterte, als er die Decke wegzog und ihre Schulter und ihr Schlüsselbein freilegte. Ihr Atem ging stoßweise, und ihr wurde schwindelig.
Und noch immer hatte er sie nicht berührt.
Erwartungsvoll fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Jeder Zentimeter ihrer Haut verzehrte sich nach seiner Berührung. Sie strich mit der Hand über seinen Unterarm, spürte harte Muskeln unter zarter, heißer Haut. Sie schloss die Augen und dachte bei sich, dass sie gern ihre Hand um andere glatte, harte Teile von ihm legen würde, dass sie ihn gern berühren und ihn für sich beanspruchen und ihn nehmen würde. Bei der Vorstellung schmolz alles in ihrem Innern und sammelte sich zu einem schmerzlichen Verlangen, das zwischen ihren Schenkeln pulsierte.
»Berühre mich«, flüsterte sie. Sie sehnte sich danach, ihn zu küssen, ihn zu schmecken, ihre Finger in seinem Haar zu vergraben, mit den Händen über seine warme Haut zu streichen.
Sie richtete sich auf und streckte die Arme nach ihm aus, um ihn zu umschlingen.
Doch sie griff ins Leere, und nur die kalte Luft in ihrem Wohnbereich umarmte sie.
»Scheiße.« Raina tastete nach dem Lumi-Licht.
Der phosphorisierende Schimmer erfüllte die Kabine, und die Uhr zeigte ihr, was sie längst geahnt hatte: Die Nacht war vorbei.
Ein Traum. Sie hatte geträumt.
Wizard war nicht da. Sie war allein, zitternd, die Decke zerknüllt um die Hüften geschlungen, der Körper voller Sehnsucht nach diesem nutzlosen, primitiven Auftragskiller, der sie ohne einen Blick zurück allein gelassen hatte.
Wizard kletterte schweigend an der Seite des überfrorenen Berggrats hinauf, der den Plünderern, die auf der Ebene darunter ihr Camp aufgeschlagen hatten, Schutz vor dem eisigen Wind bot. Er prüfte die Umgebung, maß Entfernung, Bewegung, Gefahr ab. Bis auf Trey, der neben ihm den Berg hinaufkletterte, rührte sich nichts.
»Drei Wachen an jeder der beiden Plasmakanonen. Fünf beim Munitionslager«, sagte Trey statt einer Begrüßung, als er die letzten Meter zurücklegt hatte. »Keine
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