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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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nicht zurückverfolgen konnte. Es war eine der zahlreichen Vorsichtsmaßnahmen, die sie im Laufe der Jahre entwickelt hatte. Sie hatte nie aufgehört, auf der Hut zu sein, denn sie wusste, dass Duncan Bane eines Tages Rache nehmen würde – und wenn es so weit war, hatte sie vorgesorgt, um untertauchen und sich verstecken zu können.
    Sie hatte Zugang zu Geld auf siebenundzwanzig unterschiedlichen Konten, die jeweils mit einem eigenen Namen und einem Code gesichert waren. Und falls alle Stricke reißen sollten, hatte sie noch mal so viel Geld an fünf relativ leicht zugänglichen Orten vergraben. Falls Bane sich entschied, sie zu verfolgen, wäre es schon schlimm genug, um ihr Leben rennen zu müssen; ohne Geldmittel auf der Flucht zu sein wäre allerdings noch schlimmer, und sie hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen.
    »Aufgrund der Datenverschlüsselungen wird es zweiundsiebzig Stunden und sechsundfünfzig Minuten dauern, bis die Transaktion abgeschlossen ist«, erklärte Yuriko. »Wir werden warten, bis das Geld sicher ist, ehe die Waffen abgeladen werden. Du kannst bis zu dem Zeitpunkt in unserem Lager bleiben, wenn du möchtest.«
    Angesichts des Tonfalls der Kommandeurin musste Raina blinzeln. Einen Augenblick lang hatte sie genau wie Wizard geklungen: kühl, analytisch, emotionslos. Ein weiterer Beweis, dass die beiden eine gemeinsame Vergangenheit hatten, dass sie genügend Zeit miteinander verbracht hatten, so dass Yuriko einige von Wizards charakteristischen Sprechmustern übernommen hatte.
    Wieder versetzte ein hässliches kleines Gefühl von Eifersucht Raina einen Stich. Sie atmete aus und wandte sich von der Tastatur ab. »Ja, ich werde bleiben. Sobald ich die Bestätigung der Zahlung habe, könnt ihr die Waffen abladen und unsere Transaktion ist beendet.«
    Für einen langen, unbehaglichen Moment musterte Yuriko sie. »Wohin willst du dann?«
    »Ach, hierhin und dorthin«, murmelte Raina, verunsichert durch die Frage. Sie dachte an ihre verlorenen Träume von einem Zuhause und wusste, dass das Geld, das sie bei diesem Handel gewann, ihr Bankkonto nicht lange füllen würde.
    Das Bild der Bande von Kids bei
Bob’s Truck Stop
tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Ihre Verzweiflung rüttelte an ihrem Gewissen, erinnerte sie an ein Mädchen, das sie einst hatte zurücklassen müssen. Ana. Sie versuchte, die Erinnerungen beiseitezuschieben, aber sie schlugen ihre scharfen Krallen in ihr Herz und ließen sie nicht mehr los.
    Vielleicht war das der Grund, warum sie so besessen davon war, ihre Schwester Beth zu sich zu holen, ihr ein Zuhause zu geben, dafür zu sorgen, dass sie nicht allein war. Eine Art Wiedergutmachung, weil sie in jener Nacht Ana nicht hatte mitnehmen können, weil sie sie ihrem Schicksal hatte überlassen müssen.
    Raina hatte Elend, Hoffnungslosigkeit und Angst kennengelernt. Länger, als sie glauben wollte, hatte sie diese Empfindungen gelebt, geatmet, das bittere Aroma geschmeckt. Und das hatte in ihr den Wunsch geweckt, die Not so vieler Kinder wie möglich zu lindern.
    Mann, sie hatte echt diese Schwäche … Zuerst die Waisenkinder in der Nähe des Nunavut-Passes im letzten Jahr. Ein paar Monate später dann die halbverhungerten Kids an der Station in Dorje. Die Kinder bei
Bob’s Truck Stop.
Und Beth. Verflucht, es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch genug Geld hatte, um ihren Truck zu starten.
    Mit einem Seufzen rief sie sich den Jungen vom Truck Stop ins Gedächtnis. Ben mit der geschundenen Hand und dem toughen Auftreten. Und unwillkürlich fragte sie sich, für wie viele warme Klamotten, Essen und Zuflucht Yurikos Geld reichen würde.
Verdammt.
    Irgendjemand
musste schließlich von diesem Deal profitieren und ein Zuhause finden.
     
    Das Warten machte sie nervös. Raina drehte sich in ihrem schmalen Bett herum, rastlos, unruhig, und die mühsam im Zaum gehaltene Spannung drohte aus ihr herauszubrechen. Es war spät, und sie wollte schlafen, wollte sich in einem traumlosen Nichts verlieren und erfrischt erwachen. Sie hasste das – dieses Warten. Es machte sie verrückt. Zu lange an einem Ort zu bleiben hatte immer diese Wirkung auf sie. Und doch war es ihr Herzenswunsch, einen kleinen Ort zu finden, der ihr allein gehörte und an dem sie eine ganze Weile bleiben konnte. Die Ironie entging ihr nicht.
    Sie drehte sich auf die Seite und starrte in das Innere ihres Wohnbereichs, das nur schwach durch ein Lumi-Licht in der Nähe der Tür erhellt wurde. Gegen ihren

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