Dark Future: Herz aus Eis
ihm am liebsten einen Tritt verpasst.
Es gab etwas zwischen den beiden, das sie nicht verstand, eine Verbundenheit, eine gemeinsame Geschichte. War Wizards spitze Bemerkung über Emotionen an Yuriko gerichtet, weil sie eine ehemalige Geliebte war? Verspürte er Bedauern oder Reue wegen einer missglückten Beziehung? Raina schluckte, und ihr wurde klar, dass die Vorstellung von Wizard und Yuriko als Paar ihr überhaupt nicht gefiel. Und ihr wurde klar, dass sie es
hasste,
dass es ihr nicht gefiel.
Verflucht.
Ihr Blick fiel wieder auf Commander Yuriko. Die Frau beherrschte die Versammlung mit ihrer unnahbaren Makellosigkeit, mit einer selbstsicheren und majestätischen Präsenz, und ihre perfekten Züge waren darin geschult, kompetente Autorität auszustrahlen.
Wizard und Commander Yuriko. Raina spürte, wie ihre Bewunderung für die andere Frau schwand und von einer Eifersucht ersetzt wurde, die in ihrem Innern brodelte. Es war ein unbekanntes und sehr unwillkommenes Gefühl.
»Wir werden dir für deine Waffen keine fünfzig Millionen Interdollar zahlen«, sagte Yuriko leise.
Raina schob ihre befremdlichen Gedanken beiseite und war froh, dass sie sich auf etwas anderes konzentrieren konnte. »Nicht? Dann mach mir ein Angebot.«
Bei dem lächerlichen Betrag, den die Kommandeurin nannte, hatte Raina das Gefühl, die Tür einer imaginären Zelle zu hören, die mit unwiderruflicher Endgültigkeit ins Schloss fiel. All ihre Träume von Wärme und einem Zuhause – einem Ort, der ihr gehörte – lösten sich in eine hässliche kleine Wolke auf. Niemand würde viel Geld für vom Neuen Kommando gestohlene Waffen zahlen, also waren die Rebellen ihre einzigen Kunden. Und was auch immer die Rebellen zahlen konnten, war bei weitem nicht genug. Sie brauchte ein Vermögen, um Beths Sicherheit zu gewährleisten, ein Vermögen, um endlich das Ödland hinter sich lassen zu können.
Sie sah sich in dem Raum um und wandte ihren Blick dann wieder Yuriko zu. Verbissen feilschten sie eine ganze Zeitlang, und schließlich war Raina klar, dass sie das Maximum herausgehandelt hatte. »Habt ihr eine Satellitenverbindung?«, fragte sie.
Die Kommandeurin neigte den Kopf. »Ja, haben wir.«
»Verschlüsselung bis zum elften Grad?«
»Korrekt.«
»Und einen Ort, an dem wir ein bisschen ungestört sind?«
Yuriko berührte mit der Seite des Fingers leicht die Stirn, als würde sie salutieren. »Sicher.«
»Dann können wir das Geschäft abwickeln.« Raina zwang ihren Körper, sich zu entspannen, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und tat so, als hätte sie alle Zeit der Welt, obwohl sie innerlich tatsächlich mehr als beunruhigt war. Denn je eher sie diese Transaktion über die Bühne brachten, desto besser.
»Gute Arbeit«, sagte Yuriko leise, und ihr Blick ging von Raina zu Wizard. Wieder hatte Raina das Gefühl, dass es zwischen den beiden eine seltsame Verbindung gab, ein unsichtbares Band.
Gute Arbeit.
Die Worte der Kommandeurin hallten in ihren Ohren wider. Was meinte sie damit? Dass sie die Waffen hierhergebracht hatte? Was hatte das mit Wizard zu tun? Diese Waffen waren schließlich in Rainas Truck.
Mit leicht zusammengekniffenen Augen sah Raina Wizard an. War es möglich, dass er sie von Anfang an manipuliert hatte? Dass er ihr Handeln so gedreht hatte, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte, als mit ihrer Ladung Plasmawaffen und Minen hier zu landen? War dieses Camp von Anfang an sein Ziel gewesen?
Abschätzend erwiderte sie seinen Blick. War er wirklich fähig, die Ereignisse in diesem Ausmaß zu beeinflussen? Der Gedanke war zugleich weit hergeholt und verwerflich, doch noch schlimmer war die Erkenntnis, dass sie nicht wollte, dass er sie hierhergebracht hatte, um dieser Frau, dieser kaltherzigen Kommandeurin der Rebellen, einen Gefallen zu tun.
Langsam öffnete Raina die Fäuste in ihrem Schoß. Sie war sich bewusst, dass er sie, obwohl sie ihn beobachtete, betrachtete und analysierte. Zu handeln, während sie gerade einen Eifersuchtsanfall hatte, war keine gute Idee.
Ein Eifersuchtsanfall … Sie verlor ihren verdammten Verstand. Wizard war nur ein nichtsnutziger Söldner, ein Auftragskiller, der seine tödlichen Fähigkeiten an den verkaufte, der am meisten bot. Warum zur Hölle machte sie sich Gedanken über die Frauen in seinem Leben?
Beunruhigt sowohl durch die leidenschaftslosen Tiefen seiner grauen Augen als auch durch ihre eigenen Grübeleien, wandte sie den Blick ab. Über ein Jahrzehnt lang hatte sie
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