Dark Future: Herz aus Eis
hätte er es getan. Sie hatten schon Unterhaltungen wie diese geführt; wie zum Beispiel das Gespräch in ihrem Truck, als sie gefragt hatte, ob er etwas gegen Duncan Bane habe. »Ja. Ich habe etwas gegen ihn«, hatte er erwidert. »Wirst du mir verraten, was dieses
Etwas
ist?«, hatte sie gefragt. »Nein.«
Mit einem Schulterzucken wandte sie sich ab. Er schuldete ihr keine Erklärung, und sie wollte auch gar keine. Je weniger sie über ihn wusste, desto besser. Jemanden zu kennen bedeutete, dass man sich um ihn sorgte. Es war schon schlimm genug, dass sie irgendwie auf ihn stand. Sie wollte ganz sicher nicht
Ich mag ihn
zur Liste ihrer Schwächen hinzufügen.
»Du bist früh auf den Beinen«, sagte Yuriko.
Raina sah sie an. »Ja, ich bin ein echter Morgenmensch.«
»So wie ich.« Yuriko schien den sarkastischen Unterton überhört zu haben. In dem Moment durchbrach ein leises Summen die Stille. Die Kommandeurin berührte ihr Ohr und sprach in das Mikro des Headsets, das dort befestigt war. »Bitte entschuldigt mich.« Sie legte ihre Hand leicht auf Wizards Schulter, und ihre Blicke trafen sich einen Moment lang. »Nur Aufklärung, Wizard. Du bist ein zu großes Risiko eingegangen.« Sie hielt inne und fuhr leise fort: »Genau wie Trey.«
»Es gab«, er sah kurz zu Raina, »gewisse Umstände.«
»Die gibt es immer. Kein Risiko bei diesem Auftrag. Verstanden?«
Wizard schwieg. Yuriko blickte ihn eindringlich an, dann ging sie.
Etwas Kaltes, Bitteres rührte sich in Rainas Brust, und sie wusste, was es war. Die verdammte Eifersucht wand sich wieder in ihr, und sie wusste nicht, wie sie sie loswerden sollte oder warum sie sie überhaupt verspürte. Die Angst der vergangenen Tage reichte als Erklärung nicht aus. Ja, die Situation auf dem I-Pole war brenzlig gewesen, aber sie war vorher schon in weitaus schlimmeren Lebenslagen gewesen, und ihre Emotionen hatten sie noch nie so verwirrt. Und kein Mann – und schon gar kein käuflicher Attentäter – war ihr je so nahegegangen.
Er hat allerdings seinen eigenen verzerrten Ehrenkodex,
meldete sich eine kleine hinterhältige Stimme in ihrem Kopf zu Wort. Ja, das wusste sie, doch das erklärte kaum die Anziehungskraft.
Sie wollte sich gerade abwenden und gehen, als er seine Hand ausstreckte und seine langen, schlanken Finger sich um ihr Handgelenk schlossen. Nicht fest genug, um ihr weh zu tun – sie hätte sich leicht aus seinem Griff befreien können. Nur fest genug, um sie dazu zu bringen, stehen zu bleiben, sich umzudrehen und ihn anzublicken. Ein großer Fehler. Seine Augen funkelten und wirkten nicht mehr kühl und distanziert, sondern Feuer stand in ihnen.
Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken, aber er hatte nichts mit der frostigen Luft zu tun. Er wusste es. Seine Lippen verzogen sich zu dem gefährlichen, männlichen, wissenden Lächeln, bei dem ihr der Atem stockte und im Halse stecken blieb. Für einen Typen, der nicht oft lächelte, wusste er verdammt genau, wie er es einsetzen musste.
Da sie kein Mensch war, der einen Rückzieher machte, blieb Raina stehen, auch wenn jede Faser ihres Körpers danach schrie, auf dem Absatz kehrtzumachen und wegzurennen. Dieser Mann hatte etwas an sich, das sie packte und sich tief in sie grub, etwas, bei dem ihr heiß wurde und sie sich unruhig fühlte, bei dem sie ihn greifen und zu sich herunterziehen wollte, damit sie ihn schmecken konnte.
Seine Augen verdunkelten sich, und sie wusste, dass er jeden ihrer erbärmlichen Gedanken lesen konnte.
Scheiße.
Ein Rückzug kam nicht in Frage. Angriff war ihre einzige Möglichkeit.
Ein leises Zischen entrang sich ihr, als sie ihre Hand in seinen Nacken schob, die Kontrolle übernahm und ihn zu sich herunterzog. Sie hatte den Mund leicht geöffnet. Ihre Lippen berührten sich, und ein Stöhnen löste sich aus ihrem Mund, leise und rauh, angetrieben von urwüchsiger Lust. Sie schmeckte ihn, genoss das Gefühl seiner Lippen auf den ihren. Er erwiderte ihren Druck, und das bedächtige Streicheln seiner Lippen und die sachte Berührung mit seinen Zähnen machten sie verrückt. Sie vergrub ihre Finger in seinem Haar, schmiegte sich an ihn. Sein Geschmack wirbelte durch sie, bis er jeden Zentimeter ihres Körpers erobert zu haben schien.
Er war die personifizierte Lust, die fleischgewordene Verführung. Kaum gebändigte Energie, harte Muskeln und gezügelte Kraft.
Sie sehnte sich danach, ihm die Kleider vom Leib zu reißen, mit den Händen über die Wölbungen seines
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