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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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schluchzenden Viktor gerichtet, bückte sie sich und hob seine Hand und sein Messer auf. Es war ein gutes Messer. Eine feingeschliffene Klinge, sauber ausbalanciert. Sie schob das Messer in ihren Gürtel, zog der abgetrennten Hand dann den Handschuh aus und nahm den Ring an sich.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den Kerl auf dem Schneemobil, der gerade abstieg. Solange er am Rand stehen blieb und sich nicht einmischte, hatte sie mit ihm nichts zu schaffen.
    Nachdem sie den Ring in ihre Tasche gesteckt hatte, warf sie die Hand wieder auf den Boden. Dort lag sie, die Finger ausgestreckt, und die Fingerspitzen berührten Viktors Bein. Er starrte sie an, zitterte am ganzen Körper, und ein verzweifelter Laut entrang sich ihm.
    »Binde dein Handgelenk ab«, riet Tatiana ihm nüchtern. »Und leg die Hand auf Eis.« Sie hielt kurz inne und gestattete sich ein böses Lächeln. »Wenn du überlebst und bei Bewusstsein bleibst, schaffst du es vielleicht rechtzeitig bis zum Arzt in Liskeard, um die Hand wieder annähen zu lassen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Oder vielleicht auch nicht.«
    Den Impuls unterdrückend, sich umzudrehen und zu verschwinden, blickte Tatiana sich langsam um, prüfte die Umgebung, jede Ecke, jeden Schatten, und wandte sich dann dem Siedler zu. Er lehnte an seinem Scooter, die langen Beine ausgestreckt, Kopf und Körper in Schichten dunkler Thermokleidung verborgen. Er hätte lächerlich wirken sollen, wie er so dastand in den zerfetzten Lumpen, doch stattdessen wirkte er … gefährlich.
    Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und er beobachtete sie.
    Tatiana erschauerte. Der Wind heulte, wirbelte um sie herum und trug den metallischen Geruch von Viktors Blut, von Ozon und Schnee zu ihr.
    Sie konnte nichts über den Mann sagen. Weder über seine Statur noch über sein Alter oder wie viele Waffen er bei sich trug. Und sie konnte seine Gedanken nicht lesen. Nichts.
    Verärgerung und Unsicherheit flossen ineinander und vermengten sich. Keine schöne Mischung.
    »Hast du vor, hier irgendetwas zu tun?«, fragte sie und wies mit einem Kopfnicken auf Viktor und Yasha.
    Sein Blick fiel auf Viktor, dann wieder zu ihr. »Sieht nicht so aus, als bräuchtest du meine Hilfe.«
    Überrascht lachte sie auf. »Nein.«
    »Dachte ich mir. Also, nein, ich habe nicht vor, hier irgendetwas zu tun.«
    Armer Vik. Leider hatte er nicht das Glück, auf einen barmherzigen Samariter gestoßen zu sein.
    Tatiana trat zurück und betrachtete ihren Ärmel. Viktors Blut war warm und klebte auf ihrer Haut. Ekel durchströmte sie. Sie musste es wegwischen.
    Sie bückte sich, strich ihre Hände an Yashas Jacke ab und sah sich dann das Blut auf ihrem Ärmel an. Daran konnte sie im Augenblick nichts ändern.
    »Dein Freund macht ein kleines Nickerchen, Vik.« Sie lächelte ihn finster an und richtete sich auf. »Vielleicht möchtest du ihn aufwecken, ehe er erfriert.« Sie sah nach unten. »Oder du kannst ihn einfach hier liegen lassen.«
    »Schlampe! Ich werde dich töten«, fauchte Viktor, als sie sich umdrehte und sich auf den Weg zu ihrem Schneemobil machte. Das Zittern in seiner Stimme machte die Wirkung seiner Worte zunichte.
    Ohne anzuhalten, drehte sie sich um und lief rückwärts weiter, während sie verfolgte, wie er auf die Beine zu kommen versuchte. Schwankend stand er da, und seine Silhouette hob sich dunkel gegen die tanzenden roten Lichter des Polarlichts im Hintergrund ab.
    Der Mann auf dem Scooter zuckte mit keiner Wimper. Er stand einfach nur da und beobachtete alles. Das war typisch für das Ödland. Es ging ihn nichts an, es war nicht sein Kampf.
    Als sie an ihm vorbeikam, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit von Viktors schwankender Gestalt auf den Mann auf dem Scooter und musterte ihn noch einmal. Das schummrige Licht der einzelnen Lampe fiel auf ihn, und seine Augen funkelten in der Dunkelheit.
    »Ich werde dich töten«, brüllte Viktor, und seine Stimme ging in ein Schluchzen über. »Ich werde dich verdammt noch mal töten.«
    Tatiana schwang das Bein über den Sattel ihres Schneemobils und lachte grimmig, als sie die Zündung betätigte. Der Motor schnurrte und dröhnte laut auf. Sie hob den Kopf, sah zuerst den Mann auf dem Scooter an – er hatte sich nicht von der Stelle gerührt – und dann hinüber zu Viktor, der sich schwankend auf den Beinen hielt und seinen blutigen Stumpf umklammerte.
    »Scheiße! Ich werde dich töten, Schlampe!«
    »Tja … Stell dich hinten an, Viktor.« Sie

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