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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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noch immer von Nutzen für ihn. Das ideale Testobjekt, eines, an dem man endlos Experimente vornehmen konnte und das beinahe jede Verletzung überlebte und sich wieder erholte.
    Die Huren würden weniger perfekte Objekte sein, doch trotzdem waren sie vielversprechend. Er konnte das Risiko nicht eingehen, dass sie Mitwisser waren. Das hieß, dass er sie entweder töten oder mitnehmen musste.
    Sie zu töten erschien ihm so verschwenderisch. Er hasste es, gute Testobjekte verkommen zu lassen.
    Und darüber hinaus waren sie verlorene Seelen. Sie waren Menschen, die ihre Grundrechte entweder schon vor langer Zeit aufgegeben hatten oder denen diese Rechte genommen worden waren. Wie auch immer – niemand würde sie vermissen. Niemand würde nach ihnen suchen. Niemanden würde es kümmern.
    Selbst wenn jemand auf die Idee kommen und suchen sollte, würde man die Huren niemals finden.
    »Treibt sie zusammen und bringt sie her.«

[home]
    6. Kapitel
    T atiana starrte auf die immer größer werdende Blutlache, die wie eine träge Welle am weißen Schnee leckte. Schock und Schuldgefühle gingen tief. Sie hätte das hier verhindern, es stoppen sollen. Das wäre die richtige Reaktion gewesen.
    Oder hatte Gemma das Recht gehabt, dieses Monster zu töten und das Leben des Mannes für das ihrer Tochter zu nehmen?
    Die Logik sprach für Letzteres – das Konto war ausgeglichen. Aber Tatiana lernte schnell, dass menschliche Interaktionen viel komplizierter waren, als die Logik vorschrieb.
    »Ogottogottogottogott«, flüsterte Gemma und streckte den Arm aus, um hektisch über Tatianas blutbespritzte Hände zu wischen.
    Es war seltsam, dass diese Frau einen Mann aufschlitzen konnte, beim Anblick von Blut jedoch durchdrehte.
    Nein, nicht beim Anblick von Blut. Es war der Anblick seines Blutes auf ihren Händen, stellte Tatiana fest. Gemma war entsetzt, dass Tatianas Haut mit Blut besudelt war.
    »Was ist los?«, fragte sie, aber Gemma starrte sie nur an und zitterte.
    Der Mann, den sie niedergestochen hatte, lag auf dem Boden, sein Mund öffnete und schloss sich, ohne Luft zu holen, ohne einen Laut zu machen, seine Hände waren blutüberströmt. Tatiana vermutete, dass man ihm nicht mehr helfen konnte.
    Sie drehte sich langsam um und sah sich Gemmas Begleiter an. Sie konnte kaum etwas von ihren Gesichtern erkennen, doch ihre Kleidung, ihre Körpersprache, selbst die gemischten Gefühle, die sie aussandten, zeigten, dass sie keine Mörder oder Monster waren. Sie waren verzweifelte, unglückliche Menschen. Einige weinten, einige zitterten. Keiner schien das Grauen genossen zu haben, das sie gerade erlebt hatten.
    Als sie einen nach dem anderen musterte, sagte niemand ein Wort.
    Ruhig wandten sie sich um. Sie ließen den sterbenden Mann auf dem gefrorenen Boden liegen, umgeben vom blühenden Purpurrot seines Blutes. Sie wollten, dass er einen langsamen Tod starb, einen qualvollen Tod. Und sie wollten seine Überreste für die Aasfresser hier in der Kälte liegen lassen.
    Tatiana hob die Plasmapistole. Die Verbrechen, die dieser Kerl begangen hatte, verursachten ihr Übelkeit, aber der Gedanke, ihn hier sterben zu lassen, war genauso abscheulich. Es konnte Stunden dauern. Bei den eisigen Temperaturen würden ihm Körperteile abfrieren …
    Sie sollte ihn töten. Erschießen. Ihn schnell sterben lassen, Erbarmen zeigen.
    Düstere Belustigung erfasste sie. Vermutlich musste sie Empathie zu ihrer länger werdenden Liste von Empfindungen hinzufügen.
    »Tu das nicht«, flehte Gemma, und Tatianas Entschlossenheit geriet ins Wanken. Das Gesicht des toten Mädchens – Gemmas Tochter – und das Wissen darüber, was die Kleine erlitten hatte, schwammen durch die finsteren Tiefen ihrer Gedanken.
    Mit einem vielsagenden Blick auf die Plasmapistole und einem rauhen Flüstern fuhr Gemma fort: »Ich kann dich nicht davon abhalten. Ich kann dich nur bitten. Lass es. Lass seinen Tod meine Rache sein. Das ist alles, was mir noch bleibt, ehe es mich holt.«
    »Was soll dich holen?« Ein Schauder rieselte Tatiana über den Rücken, eine hässliche Vorahnung.
    Gemma blickte auf, die Augen klar und wild, Fenster in das Leid in ihrer Seele. Dann sah sie weg. »Nach allem, was ich getan habe, willst du die Waffe vielleicht lieber auf mich richten.«
    »Nach allem, was du getan hast …«, wiederholte Tatiana. Sie konnte in Gemmas Gedanken nichts mehr lesen. Als sie es versuchte, fand sie nur noch verworrene Gefühle. Meinte sie damit, den Mörder ihrer

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