Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin

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Ihnen alles erzählt, was ich weiß. Ich schwöre es. Ich schwöre es.«
    »Ich glaube dir, dass du mir alles erzählt hast, was du weißt … zumindest das, was du
denkst
zu wissen«, sagte Gavin. »Doch ich vermute, dass da noch mehr ist. Etwas, das du vergessen hast zu erwähnen. Oder etwas, das du als zu unwichtig erachtet hast, um dich daran zu erinnern. Also denk gut nach, Boyd, und lass es uns noch mal probieren.«
    Er zog das Skalpell leicht über Abbotts ungeschütztes Handgelenk. Eine dünne rote Linie erschien. Abbott riss die Augen auf und pisste sich in die Hose. Schon wieder.
    »Der richtige Anreiz kann tief verborgene Gedanken aufspüren.« Gavin beugte sich vor und flüsterte Abbott ins Ohr: »Was auch immer du für Gerüchte gehört hast, es waren keine Plünderer hier außer Viktor und Yasha. Da war nur das Mädchen. Dunkelhaarig, hübsch, seltsame, silberne Augen.«
    »Ja, ja«, heulte Abbott und nickte fieberhaft. »Die Frau hat eine Ladung Wasserstoff gekauft. Vorräte. Proteinzusatz. Vitalriegel. Sie hat mit einem Fläschchen Zucker dafür bezahlt. Ich habe Ihnen schon von ihr erzählt.«
    »Ja, das hast du. Aber ich will mehr«, murmelte Gavin. Er zog eine zweite dünne Linie über Abbotts Handgelenk. »Was hat sie gesagt? Wohin wollte sie?«
    »Ich weiß es nicht. Ich schwöre, ich weiß es nicht.«
    »Oh, ich glaube doch. Streng dich an, wenn du dein Gedächtnis durchsuchst. Vielleicht ein kleiner Anreiz …« Eine dritte Linie tauchte auf, in einem präzisen Abstand zu den anderen beiden, ein bisschen tiefer.
    Abbott schüttelte wild den Kopf, und sein Körper wand sich und zuckte. »Nach Norden«, schrie er. »Ich glaube, ich habe gesehen, wie sie nach Norden fuhr. Sie kann nicht weit gekommen sein. Sie war auf einem Schneemobil unterwegs. Und … Und sie hat nach etwas gefragt … nach einem Namen oder einem Ort …« Er riss den Kopf hoch, und Erleichterung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. »
Tolliver.
Sie hat nach Tolliver gefragt.«
    Tja, das war eine überraschend nützliche Information. Der unerfreuliche Ausflug in Abbotts Gemischtwarenladen war also nicht umsonst gewesen.
    Tatiana wusste von Tolliver. Was die Frage aufwarf: Was wusste sie noch?
    Es bedeutete allerdings auch, dass Abbott Tollivers Namen kannte. Und das hieß, dass er sterben musste. Gavin seufzte. So viel zu seiner Nützlichkeit als Testobjekt. Tote Tiere waren für seine Experimente wenig nützlich.
    Gavin nickte knapp, und sein Mitarbeiter ließ Abbotts Arm los. Heulend, schluchzend und zitternd sackte Abbott auf seinem Stuhl in sich zusammen und rührte sich nicht, als Gavin das Skalpell auf den Tisch legte, um den Stuhl herumging und sich dahinterstellte.
    Zielstrebig bückte Gavin sich und zog ein Messer aus einer Scheide in seinem Stiefel. Es wirkte wie eine erfahrene Handbewegung, als er in Abbotts Haar griff, seinen Kopf in die perfekte Position neigte und die Klinge tief zwischen Hinterkopf und ersten Halswirbel stieß. Er schnitt durch die Atlantookzipitalmembran und schließlich durch den Hirnstamm.
    Als Gavin losließ, glitt Abbotts Leiche vom Stuhl und landete mit einem dumpfen Aufprall auf den zerbrochenen, dreckigen Fußbodenfliesen.
    Gleichgültig drehte Gavin sich um und stieg über die Blutlache hinweg, die aus der aufgeschlitzten Kehle der zweiten Leiche geflossen war – Boyd Abbott junior. Er ging zu dem kleinen Tisch zurück, wo er behutsam die Rolltasche mit seinen chirurgischen Instrumenten wieder verschloss. Während er arbeitete, sprach er über die Schulter hinweg mit den drei Männern, die an der Wand lehnten.
    »Installiert eine Cytoplast-Ladung. Ich will, dass dieser Ort dem Erdboden gleichgemacht wird.« Er lächelte. »Wir drehen es so, dass es Teil meiner Säuberungsaktion des Ödlands ist.«
    »Was ist mit den Huren?«, fragte Thom.
    Gavin hielt inne und klopfte mit dem Zeigefinger gegen seine Unterlippe. Er bezweifelte, dass sie etwas wussten, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein. Er hatte nicht vor, irgendeine Spur zu hinterlassen, der Tatianas Bruder möglicherweise folgen konnte. Wizard suchte bereits seit sechs Monaten nach ihr. Er hatte es im Ödland erzählt, vorsichtig die Fühler ausgestreckt, nichts zu Offensichtliches. Gavin hatte nicht vor, jemanden zurückzulassen, der dem Mann die richtige Richtung weisen konnte, denn es war absolut inakzeptabel, dass Wizard Tatiana zuerst fand.
    Sie gehörte
ihm.
Er hatte sie gekauft und für sie bezahlt, und sie war