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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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unwahrscheinlich, um ihm Glauben zu schenken.
    Sie schluckte und drehte sich … und drehte sich … und beobachtete, wie er um sie herumlief.
    Abrupt blieb er stehen und hob den Kopf. Ihre Blicke trafen sich. Sie rang nach Luft.
    Blaue Augen, wie Kobalt, der in korrosionsbeständigen Metalllegierungen verwendet wurde. Eine Woche lang hatte sie diese Augen jede Nacht in ihren Träumen gesehen und hatte die Erinnerung an sie nicht verdrängen können.
    Der Siedler aus Abbotts Gemischtwarenladen.
Ihr
Siedler.
    Aber jetzt, im Angesicht der seltsamen Ereignisse, die sie gerade erlebt hatte, war sie sich nicht mehr so sicher, dass er nur ein Siedler des Nördlichen Ödlands war, der ein bisschen Ladung von Yasha und Viktor hatte stehlen wollen.
    Seine Pupillen weiteten sich und verrieten, dass er auch sie erkannte und dass er überrascht war. Dann fiel sein Blick auf ihre bloßen Hände, an denen das Blut des sterbenden Mannes sich mit ihrem eigenen Blut vermischte, das aus der Wunde getropft war, die Gemma ihr versehentlich beigebracht hatte.
    Er wich leicht zurück und nahm den Kopf hoch, so dass ihre Augen sich wieder einen Moment lang trafen. Wie Gemma schien er den Anblick von Blut an ihren Händen beunruhigend zu finden.
    Was in ihr die Vermutung weckte, dass auch
sie
es beunruhigend finden sollte.
    Sie fühlte sich seltsam unsicher, als sie nun ihre Sturmhaube aus der Tasche zog und damit ihre Hände abwischte. Sie trug die Mütze sowieso nie. Immerhin konnte sie keine Erfrierungen erleiden.
    Sie hielt inne, starrte auf die blutige Mütze und sah sich flüchtig um. Mit einem Seufzen rollte sie sie zusammen, wobei sie darauf achtete, dass der blutverschmierte Teil innen lag, und stopfte sie zurück in ihre Tasche.
    Die Schreie des Vergewaltigers waren zu wimmernden Lauten voller Schrecken geworden. Plötzlich bäumte er sich auf, als wollte er sich auf sie stürzen, knurrend und zischend wie ein gefangenes Tier.
    Erschrocken richtete Tatiana die Plasmapistole auf ihn. Er zeigte mehr Kraft, als eigentlich möglich war, wenn man bedachte, dass das Blut nur so aus ihm herausströmte und eine Pfütze unter ihm bildete. Trotzdem betrachtete sie ihn nicht als Bedrohung.
    Unsicherheit zehrte an ihr. Sie wollte nicht wieder töten. Sie wollte ihren Schwur, nicht mehr zu töten, nicht brechen. Doch was war in dieser Situation das Richtige?
    »Du hast nicht das Recht, sein Leben zu beenden«, sagte der Neuankömmling leise und ungerührt.
    Nein, es war weder ihr Recht noch war es ihre Verantwortung, aber ein Teil von ihr bestand darauf, dass es beides war.
    Sie öffnete sich ein bisschen und versuchte, das Echo der elektrischen Ströme seiner Gedanken und Gefühle zu lesen. Sie rang nach Luft, als sie denselben unendlichen Strudel spürte, den sie schon in der vergangenen Woche gefühlt hatte, als sie in Abbotts Laden seinen Geist hatte lesen wollen. Es war dasselbe schwindelerregende Gefühl von endloser Weite und Dunkelheit.
    »Hast
du
das Recht, sein Leben zu beenden?«, fragte sie und schloss das Portal wieder. Dieser speziell verbesserte Sinn konnte ihr hier nicht weiterhelfen.
    »Nein.« Sein Blick war auf sie gerichtet, dunkelblau wie der Ozean und eiskalt. »Doch manchmal geht es nicht um das Recht.« Er senkte den Kopf und betrachtete wieder den verwundeten Vergewaltiger. Er ging in die Knie und musterte ihn mit offensichtlicher Distanziertheit. »Die Sonne, die auf mich scheint, scheint auch auf meinen Feind. Die Luft, die er ausatmet, atme ich ein.« Scharf stieß er den Atem aus. »Sein Schmerz ist meiner.«
    »Okay«, sagte sie, weil ihr nichts Besseres einfiel. Der Typ war entweder ein Genie oder hatte, was wahrscheinlicher war, nicht mehr alle Tassen im Schrank. Sie hatte keine Ahnung, was er gerade gesagt hatte.
    »Ja, manchmal ergibt es in meinen Augen auch nicht viel Sinn«, sagte er, ohne aufzublicken. »Diese ganze Meditations- und Erleuchtungssache kann verdammt schwierig sein.«
    Genau.
    Er packte den Mann am Genick und vollzog eine knappe, kräftige Drehung. Mit einem hässlichen Knacken und einem Geräusch, als würde Stoff zerreißen, neigte sich der Kopf des Vergewaltigers in eine unnatürliche Position.
    Wodurch ihre ethische Diskussion mit sich selbst hinfällig wurde. Am Ende hatte sie keine Entscheidung treffen müssen. Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte.
    »Deine Plasmapistole«, sagte er, als er sich erhob. »Würdest du sie bitte auf das Maximum einstellen und ihn

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