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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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Vermutlich glaubte sie, dass eine Gegenfrage nur gerecht war.
    Die
United States Army Special Forces.
Nicht die Antwort, die er ihr geben würde, und nicht die Antwort, die sie ihm abnehmen würde. Die USA waren vor mehr als fünfzig Jahren zerfallen, zusammen mit jedem anderen Land der Erde. Stattdessen war die Welt unterteilt worden in das Nördliche Ödland, den Äquatorialgürtel, Afrika und die Südliche Hemisphäre. Vier Landstücke, vier korrupte Regierungen. Und jede Menge menschliches Leid.
    »Ich habe nur hier und da einiges aufgeschnappt«, entgegnete er ausweichend. »Hast du sonst noch Angehörige?«
    »Nein. Meine Schwester ist tot.«
    Es gab eine Geschichte dahinter, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, um danach zu fragen.
    »Du hast einen Bruder erwähnt …«
    »Ich weiß nicht, ob er noch am Leben ist. Wir haben uns nicht mehr gesehen, seit …« Sie atmete scharf aus. Als er einen Blick über die Schulter warf, sah er, dass sie geradeaus starrte, die Miene ausdruckslos und kühl, im Widerspruch zum Schmerz in ihrer Stimme. »Seit sehr langer Zeit.« Sie lachte freudlos auf. »Ich habe keine Ahnung, warum ich dir das erzählt habe.«
    Er legte seine Hand auf die Tastatur und wartete darauf, dass die Verriegelung bestätigt wurde. »Weil ich danach gefragt habe.«
    Ein Teil von ihm wünschte sich, er hätte es nicht getan. Ihr Eingeständnis ging ihm nahe und brachte eine Saite in ihm zum Schwingen, die er lieber nicht hören wollte. Mitgefühl. Er hatte seine Familie auch schon sehr lange nicht mehr gesehen. Doch anders als sie war er sich sicher, was ihr Schicksal betraf. Jedes Mitglied seiner Familie war tot und begraben. Seit langer Zeit.
    Er hatte alles versucht, um sie zu retten, aber die Seuche war ausgebrochen. Nein, nicht nur ausgebrochen. Er hatte sie ihnen gebracht, weil er nicht verstanden hatte, dass er es konnte. Er hatte nicht verstanden, wie sein Körper verändert und modifiziert worden war. Die Seuche hatte ihm nichts anhaben können, doch er hatte sie zu ihnen getragen und keinen Weg finden können, um sie zu retten.
    An ihren Gräbern, im Angesicht der vier ordentlichen Grabsteine, hatte er sich gefragt, warum er als Einziger überlebt hatte und warum seine DNA so anders war als die der anderen.
    Noch ein Fehler auf seiner Liste. Er hatte sich für die Experimente verpflichtet, von denen er gewusst hatte, dass sie dazu bestimmt gewesen waren, einen besseren Soldaten hervorzubringen. Er war Wissenschaftler, Forscher. Er hätte die Veränderungen in sich selbst erkennen sollen. Was, hatte er geglaubt, injizierte die Regierung ihm? Salze?
    Jetzt, Jahre später, verstand er zumindest einen Teil der Gründe, warum er überlebt hatte, während seine Kameraden gestorben waren.
    Seine Telomere – kleine Strukturelemente der DNA an den Enden seiner Chromosomen – wurden nie kürzer, auch wenn seine Zellen sich noch so oft teilten. Seine Zellen bauten nicht ab, so dass er jetzt genauso jung aussah wie zu der Zeit, als er noch in der Armee gedient hatte. Er war außerdem immun gegen Krankheitserreger. Seine Abwehr war auf ein Level gehoben worden, welches das anderer Menschen weit übertraf.
    Ein halbes Jahrhundert später, und er war der Erkenntnis, was mit ihm gemacht worden war und warum, erst ein paar Millimeter nähergekommen. Ein halbes Jahrhundert später, und er hatte die Seuche nicht nur denjenigen gebracht, die er gern hatte; nein, dieses Mal hatte er die Seuche selbst erschaffen.
    »Das hier ist das reinste Labyrinth«, murmelte Tatiana, als er fertig war und sich umdrehte, um sie anzusehen.
    Ein Fehler, ein großer Fehler. Bei ihrem Anblick verspürte er wieder das dringende Bedürfnis, sie zu küssen. Sie zu küssen, sie zu berühren und zu trösten. Und das war lächerlich, denn er hatte nie jemanden getroffen, der verschlossener und unabhängiger war als diese Frau, die ganz sicher nicht so wirkte, als bräuchte sie Trost.
    Vielleicht lag darin die Anziehungskraft. Sie war diese unglaubliche Mischung aus heimatloser Frau und Kriegerin.
    Was zur Hölle hatte er sich dabei gedacht, sie so zu küssen?
    Er hatte eben
nicht
gedacht. Stattdessen hatte er sich vollkommen untypisch verhalten. Er hatte nicht überlegt, hatte unvernünftig gehandelt. Und das alles wegen ihrer erstaunlichen Augen, ihrem wunderschönen Mund, ihrer Fassade, die härter als Schwermetall war.
    Er hatte sie schmecken wollen, einfach nur schmecken wollen.
    Er starrte auf einen Punkt hinter ihrer rechten

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