Dark Future: Herz aus Feuer
Ausrüstung.«
»Licht ist eine Qual für sie, ja.« Tristan warf ihr einen rätselhaften Blick zu. »Und ich versichere dir, dass es mir an nichts mangelt. Meine Ausrüstung ist genau dort, wo sie sein sollte.«
Sie blinzelte und musste widerwillig lächeln. »Idiot.«
Er erwiderte ihr Grinsen. Aber plötzlich erstarb sein Lächeln, und er strich ihr mit dem Daumen über die Wange. Als er seine Hand zurückzog, war Blut an seinem Daumen.
»Bist du sonst noch irgendwo verletzt?«
Sie musste lachen. Er nannte einen Kratzer an ihrer Wange eine Verletzung? Er hatte ja keine Ahnung.
Doch bei der Art, wie er sie ansah – als würde er sich zurück ins Gefecht stürzen wollen, um sie zu rächen –, tanzte ihr Innerstes.
Wow, schieb diesen Gedanken beiseite und stampf ihn ein.
»Was zur Hölle ist hier eigentlich los?«, fragte sie eine Spur schärfer, als sie beabsichtigt hatte. »Vielleicht beginnst du mit der Erklärung, was da draußen auf dem Eis passiert ist.«
»Ein Mord. Gerechtigkeit.« Tristan verzog den Mund, aber es war ein freudloses Lächeln. »Gnade.«
»Wie unglaublich informativ. Dann sag mir wenigstens, was zum Teufel im Tunnel los war, mit diesen … Wovor genau waren wir auf der Flucht?«
Er zuckte mit den Schultern. »Du hast sie gesehen. Sag du es mir.«
»Gibst du eigentlich jemals eine direkte Antwort, Tristan?«
»Einige Fragen erlauben keine direkten Antworten.«
Sie trommelte mit den Fingerspitzen auf ihren Oberschenkel. »Gut. Dann ganz einfach: Wer bist
du?
«
»Kennst du die Regeln nicht?«, flüsterte er und machte einen Schritt auf sie zu. »Das hier ist das Ödland. Du fragst nicht nach Namen oder woher jemand kommt oder wer er früher einmal war. Frag nicht und gib keine Informationen preis.«
»Ja, ich weiß. Aber du kannst es einem Mädchen nicht verübeln, wenn es das trotzdem versucht.«
»Kann ich nicht?«
Sein Blick war auf sie gerichtet, blau und heiß wie das Herz einer Flamme, offen und aus irgendeinem Grund verunsichernd. Denn wenn er sie so ansah, so intensiv, so fokussiert, fühlte sie sich, als würde die Welt ins Wanken geraten und sie gleich mit.
»Himmel, du bist wunderschön«, murmelte er und machte noch einen Schritt auf sie zu. Er war ihr so nah, dass der Stoff, in den er gehüllt war, ihre Hand berührte.
Sie hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit, und er hatte ihre. In dem Moment war alles andere egal, und nicht einmal eine Cytoplast-Explosion hätte sie stören können.
Es juckte sie in den Fingern, ihn zu berühren. Hohe Wangenknochen, eine gerade Kieferpartie mit einem Bartschatten, schlanke Züge, ein umwerfender, sexy Mund. So nahe vor ihm konnte sie die kleine Narbe erkennen, die seine rechte Augenbraue in zwei Hälften teilte. Sie wollte mit ihrer Fingerspitze darüber streichen.
Wunderschön.
Sie wollte seine Worte wiederholen, wollte ihm sagen, was er ihr gesagt hatte, denn es entsprach der Wahrheit. Er war wunderschön. Und rätselhaft und gefährlich.
Er neigte den Kopf, und sein Gesicht war an ihrem Haar. Das leise Geräusch, das erklang, als er ihren Duft einsog, jagte ihr einen kleinen Schauer über den Rücken.
Ihr Adrenalinspiegel war schon außergewöhnlich hoch, und die Hitze seines Körpers, der Geruch seiner Haut steigerten ihre Aufregung nur noch weiter. Das Gefühl, dass er ihr so überaus bewusst war, das Gefühl, das sie seit ihrer ersten Begegnung in Abbotts Laden spürte, erfasste sie nun wie eine heiße Welle.
Schnell, zu schnell. Ein Riesensturm, der sie überwältigte.
Es dämmerte ihr, dass sie ihn, obwohl sein Geist ihr bisher verschlossen gewesen war, in dieser Hinsicht lesen und seine Gefühle spüren konnte. Seine Anziehung und ihre eigene vermischten sich und wurden eins. Sie konnte nicht sagen, welche Emotion zu ihr gehörte und welche zu ihm.
Er ergriff eine Strähne ihres Haars und schlang sie um seine starken Finger. Ihr Haar hob sich dunkel von seiner Haut ab.
Zu schnell, dachte sie wieder und war erstaunt. Doch sie rührte sich nicht. Sie starrte nur auf seine Hand und wartete, fragte sich, wie sie gerade noch gegen Monster und einen Herzschlag später schon gegen ihre Lust ankämpfen konnte.
Abrupt blickte sie ihm in die Augen und atmete scharf ein. Er duftete nach frischer Luft. Wie der arktische Wind und die Mittagssonne, wie Schnee. Sie erinnerte sich an den ersten Geschmack von Freiheit, an das erste Mal, als ihre Gefängniswärter sie freigelassen hatten. Es war ein heller, kalter Tag
Weitere Kostenlose Bücher