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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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gewesen. Die Luft hatte sie damals wie ein Schlag getroffen, und ihr war nach all der Zeit in der Beengtheit ihrer unterirdischen Zelle schwindelig gewesen.
    Tristan roch genauso. Nach Freiheit.
    Sie stieß ein unsicheres kurzes Lachen aus, wandte das Gesicht ab und versuchte, sich zu beruhigen. Ein Kompliment. Er hatte sie »wunderschön« genannt.
    Als er lächelte, erhaschte sie einen Blick auf seine fast perfekten weißen Zähne, von denen sich die vorderen beiden ein kleines bisschen überlappten. Sie wollte mit der Zungenspitze über den Grat fahren, den die beiden Zähne bildeten, wollte wissen, wie sich sein Mund, seine Lippen anfühlten.
    Warum? Warum er?
    »Es tut mir leid«, sagte er und küsste sie. Einfach so. Er senkte seine Lippen auf ihren Mund, berührte sie nicht mit seinem Körper, sondern stützte sein Gewicht mit einem ausgestreckten Arm an der Wand ab.
    Er strich mit seinem Mund über ihren, erst leicht, dann etwas fester, presste seine Lippen auf ihre und fuhr mit seiner Zunge darüber, als wäre er sich sicher, dass sie sich ihm öffnen würde.
    Und das tat sie auch. Sie öffnete den Mund, hieß ihn willkommen und konnte nicht genau sagen, warum sie es tat. Es war ihr auch egal. Sie wusste nur, dass sie es wollte. Sie wollte es aus einem ursprünglichen Drang heraus, von dem sie nicht einmal geahnt hatte, dass er in ihr steckte. Nicht bis zu dieser Sekunde jedenfalls.
    »Es tut mir leid«, hatte er gesagt. Es fühlte sich nicht so an, als täte ihm irgendetwas leid. Es fühlte sich heiß und innig an, spannungsgeladene Lust, seine Zunge in ihrem Mund und ihre in seinem, die sich vereinten, sich schmeckten.
    Ein Funke Verzweiflung mischte sich mit der weißglühenden Flamme des Verlangens. Dann war es zu Ende. Vorbei.
    Er zog sich zurück. Sein Atem ging ein bisschen schneller. Ihre Lippen waren feucht, ihre Nerven angespannt, und ihr Herz schlug hart gegen ihre Rippen.
     
    Tristan ging einen schummrig beleuchteten Korridor entlang. Hinter sich hörte er Anas Schritte. Er war froh, dass er ihr im Moment nicht gegenübertreten oder belanglose Konversation mit ihr machen musste. Er war froh, dass er durch die engen Tunnel laufen und so tun konnte, als wäre er mit dieser Aufgabe total beschäftigt und hätte gar keine Zeit mehr, um an ihren süßen Mund, ihre zarten Kurven und den umwerfenden Hintern zu denken.
    Verdammt. Er hatte jede Vernunft und Beherrschung über Bord geworfen und sie geküsst. Schlimmer noch – im Moment wollte er sich umdrehen, sie in die Arme schließen und es wieder tun.
    Alles an ihr zog ihn an wie die Elektrostatik in einer Ionenbindung.
    Er atmete scharf aus und wandte sich schnell nach rechts. Er hatte bereits drei Türen hinter ihnen abgeschlossen – die Verriegelungscodes eingegeben und den Scan für die Netzhauterkennung gemacht –, während sie ihm Rückendeckung gegeben hatte. Die Haltung starr und den Blick wachsam, hatte sie die Umgebung genau im Auge behalten, die AT 450 im Anschlag.
    Sie war ausgebildet und trainiert. Jede anmutige, athletische Linie ihres Körpers zeigte das. Genau wie die Art, wie sie angetreten war – kein Widerspruch, keine Diskussion, den Kuss und seine Auswirkungen einfach zur Seite schiebend –, um zu tun, was er sagte. Er hatte keinen Zweifel. Jemand hatte viel Zeit und Kraft investiert, um aus ihr eine Soldatin zu machen.
    »Für wen hast du gekämpft?«, fragte er und blieb stehen, um eine weitere Metallluke zu schließen und den Code für die Verriegelung einzugeben. »Das Neue Kommando? Die Rebellen?« Sie gehörte definitiv nicht zu den Eispiraten.
    Eine Sekunde lang schwieg sie, und er fragte sich, ob sie ihn gehört hatte.
    »Für mich selbst«, sagte sie schließlich. »Ich kämpfe nur für mich selbst.«
    Ihm entging nicht, dass sie im Präsens gesprochen hatte. Sie steckte also noch immer in einem Kampf.
    Er beugte sich vor und wartete darauf, dass der Scan seiner Netzhaut abgeschlossen wurde. Es fühlte sich an, als würde es zehn Minuten und nicht nur zehn Sekunden dauern. Verdammt, diese Technologie war vollkommen veraltet.
    »Wer hat dich ausgebildet?«
    Wieder gab es ein kleines Zögern. »Mein Bruder«, erwiderte sie dann.
    Schmerzhaft zog sich sein Magen zusammen. Sie hatte einen Bruder. Jemanden, der sie vermissen würde, sich fragen würde, was ihr zugestoßen war, der um sie trauern würde. Noch mehr zerstörte Leben, die er zu seiner Liste hinzufügen musste.
    »Und wer hat
dich
ausgebildet?«

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