Dark Future: Herz aus Feuer
und kam wieder auf die Beine.
Mit einem abschreckenden Heulen bleckte die Kreatur ihre Zähne und biss Tristan in den Unterarm.
»Scheiße.« Er knurrte, schleuderte das Ding einmal, zweimal gegen die Anrichte und versuchte, sich aus dem brutalen Griff zu befreien.
Wut, Angst und Verzweiflung vermischten sich tief in ihrem Innern zu einem wilden Strudel.
Verfluchte Scheiße. Wenn irgendjemand Tristan Tolliver umbrachte, dann sie. Er gehörte
ihr.
Tatiana sprang von hinten auf den Plünderer, schlang ihren Arm um seinen Hals, hielt sein Kinn mit ihrer Hand fest und zog einmal kräftig.
Sie hatte ihm das Genick brechen wollen, doch mit einem entsetzlichen schmatzenden Geräusch riss sein gesamter Kopf ab. Einen Moment lang starrte sie ihn nur an, spürte sein Gewicht in ihren Händen, die sie in seinen Haaren vergraben hatte. Dann warf sie den Kopf zur Seite und kroch zurück, während er mit einem platschenden Geräusch auf dem Boden landete.
Schwer atmend drehte sie sich um und erblickte Tristan, der sein Messer in den Nacken eines weiteren mutierten Plünderers rammte und damit
sie
rettete. Breitbeinig und mit gebleckten Zähnen stand er über der zusammengesunkenen Kreatur.
Er stieß die Luft aus, schob den Toten zur Seite und hob den Kopf. Sie fing seinen Blick auf, düster, wild. Sein Brustkorb hob und senkte sich heftig, während er nach Luft rang.
»Noch mehr?« Seine Schultern bewegten sich bei jedem Atemzug auf und ab.
Sie kam auf die Beine und hielt sich haltsuchend an der Anrichte fest. Von ihren Händen tropfte Blut, und sie sah sich in dem Raum um, überprüfte jede Ecke.
Nichts rührte sich. Nichts.
Das letzte verbliebene Lumi-Licht flackerte und warf in regelmäßigen Abständen grünliche Blitze an die Wand. Das Licht und die Farbe verstärkten jede entsetzliche Kleinigkeit und spiegelten sich in den Blutlachen wider.
»Keine mehr.« Sie holte tief Luft. »Nicht im Augenblick. Aber es könnten noch mehr unterwegs sein.«
»Wir sind hier nicht sicher, Ana, meine Liebe.«
»Nenn mich nicht so«, entgegnete sie scharf. Dann wiederholte sie etwas sanfter: »Nenn mich nicht so,
Tolliver.
«
Er zuckte nicht zusammen. Er musterte sie einen Herzschlag lang mit einem Blick, der so kalt war wie flüssiger Wasserstoff.
Sie hatte keine Ahnung, was er dachte. Verdammt, sie hatte nicht einmal eine Ahnung, was
sie
dachte.
Winzige Scherben der zerbrochenen Lumi-Lichter fielen von oben herab, wehten über sie wie Schnee und prasselten zu Boden. Schließlich wandte er den Blick ab.
Er trat zur Seite und schlug mit dem Ellbogen die Kunststoffscheibe eines an der Wand angebrachten rechteckigen Schranks ein. Vorsichtig griff er zwischen den scharfkantigen Scherben hindurch und holte einen kleinen Behälter hervor.
»Wir sind hier nicht sicher. Doch ich kenne einen Ort, an dem wir es sind. Komm mit.« Er streckte die freie Hand aus.
Ein unwirkliches Gefühl überkam sie.
Tolliver.
Er hatte es nicht bestritten, und bis zu dieser Sekunde war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr sie sich wünschte, dass er ihr sagte, sie würde sich irren. Dass er ihr sagte, dass sie zu einem Schluss gekommen sei, der nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte.
Aber das tat er nicht. Er stand nur mit ausgestreckter Hand und diesen Augen, die so kalt wie das eisige Ödland waren, vor ihr und sah sie an.
Er war Tolliver, Wards Untergebener, das Monster, das aus den Gewebeproben, die Ward aus ihr herausgeschnitten hatte, eine tödliche Seuche geschaffen hatte. Das durfte sie nicht vergessen.
Doch als sie nun hier stand und ihn anblickte, verletzt und voller Wunden und in Blut gebadet, war sie so verflucht dankbar, dass er überlebt hatte.
Denn er war
Tristan.
Sie schüttelte den Kopf.
»Ana«, sagte er wieder und machte einen Schritt vor, die Hand noch immer ausgestreckt.
»Ich weiß, wer du bist. Ich weiß, was du hier getan hast. Du hast das gemacht. Du hast
das hier
geschaffen …« Ihre Stimme brach, und sie machte eine verzweifelte kleine Geste, die das Blutbad umfasste. »Und wenn du mich anfasst, werde ich dich töten, Tristan Tolliver. Ich werde dich töten.«
Er legte den Kopf leicht schräg, und winzige Fältchen umgaben seine Augen, als er lächelte. Aber es war ein trauriges Lächeln voller Schmerz und Qual. »Du hast dein Leben riskiert, um mich zu retten.«
»Damit ich dich eigenhändig umbringen kann, du verfluchter Mistkerl.« Die Worte platzten aus ihr heraus. Sie versuchte, sie zurückzuhalten, doch
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