Dark Future: Herz aus Feuer
unteren verbogenen Angel hing. Behutsam legte sie ihre Hand auf Tristans Arm und hielt ihn zurück.
»Was ist hier passiert?«, flüsterte sie.
Hinter der kaputten Tür befand sich ein kleiner Raum, der komplett mit Metall ausgelegt war. An den Wänden waren Regale angebracht und Gestelle, die zeigten, dass hier früher auch einmal Waffen gelagert hatten.
»Sie haben das Waffenlager leer geräumt, als es anfing, bergab zu gehen«, sagte er. »Sie haben alles mitgenommen, als sie gegangen sind.«
Keine besonders ausführliche Antwort. Sie warf genau genommen noch mehr Fragen auf, als sie beantwortete.
»Sie. Du meinst Wards Truppen?«
Es herrschte kurz Schweigen, ehe er sprach. »Ja.«
»Deshalb hat hier niemand Plasmapistolen. Deshalb bekämpft ihr die Plünderer mit Messern.«
Sie hörte, wie er bedächtig und gleichmäßig ausatmete. »Ja.«
Das alles hier war ein verworrenes, verdorbenes Durcheinander, das nach Tod und Verwesung stank.
Warum waren achtunddreißig Menschen mit genetisch veränderten Monstern in einer unterirdischen Anlage gefangen? Und warum zur Hölle verschwanden sie nicht einfach?
Tristan ging an ihr vorbei und hielt sich dicht an der Wand. Sie folgte ihm. Unzählige Fragen lagen ihr noch auf der Zunge.
Im nächsten Moment blieb er vor einer Tür stehen, die aus solidem Metall bestand. Wieder war ein Sicherheitssystem mit einer unabhängigen Stromversorgung angebracht. Als sie näher kamen, sprang die Tastatur an und glühte mit einem leichten Schimmer, der in der umgebenden Dunkelheit unglaublich hell wirkte.
Tristan kümmerte sich um das Schloss, öffnete die Tür und trat in das Zimmer.
»Ich dachte, die Frau solle immer vorausgehen. ›Nach dir!‹, wenn ich mich recht erinnere.« Sie bemühte sich, locker zu klingen, aber die Worte kamen eher angespannt und brüchig herüber. In ihr schrillten sämtliche Alarmglocken, und die Härchen an ihren Armen hatten sich aufgerichtet.
Sie konnte es nicht sehen, noch nicht. Konnte es nicht hören. Doch was immer es auch war, es war hier. Der Ärger war längst hier und wartete in der Dunkelheit.
»Willst du dann jetzt vorgehen?« Er klang beleidigt.
»Nicht aus irgendwelchen überholten Gründen der Höflichkeit.« Sie zog ihre AT 450 heraus, ging an ihm vorbei, blieb in der Tür stehen, um eine 270 -Grad-Wende zu machen und in jeder Ecke des Raumes nach Gefahren zu suchen. Nichts rührte sich. Zufrieden ging sie weiter. »Ich kann einfach nur besser sehen als du«, murmelte sie. »Und ich bin diejenige mit den Plasmapistolen.«
»Schon gut.«
Ihr Blick glitt über die Einrichtung des geräumigen Zimmers, und sie nahm alles auf einmal in sich auf. Messbecher. Elektronenmikroskop. Zentrifuge. Mikrozentrifuge. Laborschalen. Mikrotiterplatten. Temperaturwechselgerät.
Es war ein Labor, eines, das noch immer in Betrieb war.
Überrollt von einer furchtbaren Welle von düsteren und erschreckenden Rückblenden erstarrte sie und kämpfte um Beherrschung.
Der Geruch. Nicht wie der Gestank der mutierten Plünderer, der in den Korridoren hing. Antiseptisch und scharf umhüllte und durchdrang er sie wie Rauch.
Erinnerungen griffen nach ihr, dunkel und böse. Gavin Wards Labor in Port Uranium hatte diesem hier sehr ähnlich gesehen.
Nein, nicht ähnlich,
genau so.
Hinter ihr sagte Tristan ein einziges Wort. »Licht.«
Die Lichter gingen an, eingeschaltet durch die Stimmerkennung. Was auch immer das hier für ein Ort war, er verfügte über eine separate Stromversorgung, denn bis auf das Sicherheitssystem war alles andere in diesem Teil der Anlage tot.
Was auch immer das hier für ein Ort war. Sie wusste
, was
es war. Wards Labor.
Und die Stimmerkennung war auf die Tonhöhe und den Tonfall von
Tristans
Stimme eingestellt.
Er kannte den Weg hierher, konnte ihn praktisch blind zurücklegen. Und sein Blut, seine Stimme, sein Code öffneten die Tür. Er hatte ihr angeboten, ihr etwas über Tolliver zu erzählen. Natürlich konnte er das, denn er
war
Tolliver.
Und sie war eine blinde Idiotin.
Schrecken und Ungläubigkeit ließen sie erstarren. Ihre Lunge war wie blockiert, ihre Brust, ihr Hals ebenso. Sie konnte nicht atmen, konnte nichts sagen. Aber dann tat sie es doch. Ein Wort, ein Flüstern.
»Tolliver.«
Tristan drehte sich zu ihr um und streckte die Arme aus. Sie zuckte zurück, als hätte sie sich an einer stromführenden Plasmaleitung verbrannt.
»Nein.«
Ein Schimmer von Betroffenheit huschte über sein Gesicht.
Sie wandte
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