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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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Das schwarze Gebräu war stark und heiß. Hank rührte seinen Becher nicht an.
    Sam zog einen kleinen Hocker aus der Ecke zu sich her und setzte sich darauf. Sichtbar erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand und umfasste den heißen Becher mit beiden Händen. »Also, wer sind Sie?«
    »Die Antwort ist etwas kompliziert«, sagte Hank.
    »Dann sagen Sie es so, dass ich Sie mit meinem beschränkten Geist verstehe.«
    »Wie viele Bewohner von Telegraph Creek sind in den letzten Tagen verschwunden? Ein Viertel?«
    Sam schwieg. Bretts ausgemergeltes Gesicht wurde noch bleicher, als es zuvor schon gewesen war.
    »Waren es mehr Leute oder weniger?«, bohrte Hank weiter nach.
    »Weniger«, sagte Sam. Ihre Stimme klang kalt und rau. »Erst verschwand nur Bob von der Tankstelle, aber wir dachten uns nichts dabei, denn er war ja schon immer ein Eigenbrötler. Doch dann verschwanden plötzlich noch weitere Menschen.«
    »Nachts?«
    Die Polizistin stellte ihre Tasse auf den Boden und stand langsam auf. »Ja«, sagte sie.
    »Haben Sie Hilfe angefordert?«
    »Natürlich, gestern«, sagte Sam. »Das Funkgerät in der Polizeistation funktioniert noch mit einem Generator. Doch in Dease Lake konnte man nichts für uns tun. Durch den Erdrutsch ist die einzige Straße nach Telegraph Creek unpassierbar worden. Flugzeuge können hier nicht landen, wir haben keine Landepiste.« Sie sah Hank eindringlich an. »Ich frage Sie noch einmal: Warum sind Sie hier?«
    »Um Ihnen zu helfen«, antwortete ich.
    »Dann beschreiben Sie uns die Route, die Sie genommen haben«, sagte Sam.
    »Mit einem normalen Allradauto werden Sie es nicht schaffen«, sagte ich. »Vor allen Dingen, wenn seine Reifen zerstochen sind.«
    Sam hielt Hanks Schlüsselbund in die Höhe. »Nun, wir haben jetzt einen fahrbereiten Humvee, schon vergessen?«
    »Die Nacht bricht herein. Bald wird es dunkel«, erwiderte ich.
    »Und morgen geht wieder die Sonne auf«, sagte Sam ärgerlich.
    »Einige werden diesen Anblick vielleicht nicht erleben«, sagte ich eindringlich. »Aber solange sie nach Sonnenuntergang im Haus bleiben und niemandem öffnen, sind alle sicher.«
    »Warum?«, fragte Brett verwirrt.
    »Nachtgeschöpfe können ohne Einladung kein Haus betreten.«
    »Wer oder was sind Nachtgeschöpfe?«, fragte Brett entgeistert.
    Ich sah Hank Hilfe suchend an. Doch er schwieg noch immer.
    »Vampire.« Ich bereute meine Antwort, noch ehe ich sie ausgesprochen hatte.
    Brett starrte mich wie vom Donner gerührt an. Dann lachte er, als hätte ich versucht mit einem schlechten Witz seine Intelligenz zu beleidigen. Die Polizistin ließ resigniert die Schultern hängen.
    »Ich muss Will noch helfen, die Vorräte zu sichten. Er wartet schon auf mich«, sagte Brett tonlos und ging.
    Sam stellte den Hocker wieder zurück in die Ecke. »Bis morgen Früh haben Sie Zeit, sich eine bessere Geschichte auszudenken.«
    Mir lag die Frage auf der Zunge, was dann mit uns geschehen würde, aber ich verkniff mir, sie zu stellen. Die Tür zum Zellentrakt wurde zugeworfen und der Schlüssel von außen zweimal umgedreht. Stille trat ein.
    Ich ließ mich auf die Pritsche fallen, während Hank aus dem kleinen vergitterten Fenster hinausschaute.
    »Und was tun wir jetzt?«, fragte ich verzweifelt. Zum ersten Mal war ich wütend auf Hank, weil er mich im Stich gelassen hatte. Irgendwie war das alles nicht so verlaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten. Aber was hatte ich auch erwartet? Dass die Bewohner von Telegraph Creek uns, zwei Fremde, von denen einer noch bewaffnet war, offenherzig empfingen, während um sie herum Menschen auf unerklärliche Weise verschwanden? Dass uns die örtliche Polizei erst einmal einsperrte, zeigte, wie nervös alle waren. Und dann hatte ich den Fehler begangen, über Vampire zu sprechen. Ich hätte mich ohrfeigen können!
    »Wir warten ab.« Hank klang merkwürdig abwesend. Etwas schien seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Ich stand auf und blickte ebenfalls hinaus. Der neblige Dunst hatte sich ein wenig aufgelöst. Ich sah Sam und ihre beiden Helfer, wie sie sich an unserem Humvee zu schaffen machten. Sie öffneten den Kofferraum und begannen die Kisten mit unserer Ausrüstung auszuladen. Brett untersuchte die schweren Schlösser an den Metallbehältern, dann verschwand er im Café, das der Kirche gegenüber auf derselben Straßenseite lag. Kurz darauf kam er mit einer Axt zurück und schlug mit dem stumpfen Ende gegen die Riegel eines Behälters, die beim zweiten Versuch

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