Dark Inside (German Edition)
gefunden hatte. Mit dem Schürhaken hielt er das Wasser über das Feuer, bis es kochte. Nachdem er eine große Portion Kaffee in den Topf geschüttet hatte, rührte er alles mit einem Löffel um, bis es so aussah, als könnte man es trinken.
Der Kaffee war bitter, und als seine Tasse fast leer war, spürte er Kaffeesatz auf der Zunge, doch es schmeckte trotzdem erstaunlich gut. Er goss sich noch eine zweite und dann eine dritte Tasse ein. Clementine wachte langsam auf.
»Ist der Schneesturm vorbei?«, fragte sie, während sie sich auf der Couch streckte und die Hälfte der Decken auf den Boden rutschte. »Hat es aufgehört zu schneien?«
»Ja.« Er drückte ihr eine Tasse mit Kaffee in die Hand. »Er schmeckt ein bisschen erdig, aber es ist besser als nichts.«
Sie trank einen Schluck. »Das schmeckt großartig!«
»Wir sollten nicht mehr lange bleiben. Vielleicht noch so lange, bis wir uns ein wenig umgesehen und nach warmen Sachen gesucht haben. Sie sind vielleicht noch in der Gegend und jetzt, wo der Sturm aufgehört hat, werden sie es einfacher haben, uns zu finden.«
»Ich habe gerade das Gleiche gedacht«, sagte sie. »Wenigstens kann ich jetzt meine Zehen wieder spüren.«
Eine Stunde später konnte es losgehen. In der Garage fanden sie das Nonplusultra: einen riesigen SUV mit Allradantrieb und vollem Tank.
»Wenn wir in einen Stau geraten, werden wir nicht weit kommen«, sagte er. »Aber wenigstens geht es so ein Stück voran, und das erheblich schneller als bisher. Außerdem können wir jetzt ein paar Decken mitnehmen. Wir brauchen sie vielleicht nicht, aber wenigstens sind wir so besser auf das Wetter vorbereitet.«
»Okay, aber ich fahre«, sagte sie.
»Dann sollte ich mich wohl besser anschnallen.«
Clementine lachte und schlug nach ihm. Er duckte sich, ging zur Frontseite des Wagens und schob das Garagentor hoch.
Die Leiche sahen sie beide zur gleichen Zeit.
Sie lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, halb unter Schnee begraben, nur wenige Zentimeter von der Garage entfernt. Der untere Teil ihres rechten Beines war angewinkelt und ragte in die Höhe, als wäre sie beim Laufen mitten in der Bewegung eingefroren und nach vorn gekippt.
»Ist das ein Hetzer?«, fragte sie.
Michael ging auf die Leiche zu. »Ich glaube, ja«, sagte er.
»Nicht anfassen!«
Er ignorierte Clementine und stieß die Leiche mit seinem Stiefel an, um sich zu vergewissern, dass die Person auch tatsächlich tot war. Er würde sie aus dem Weg schaffen müssen, um den SUV aus der Garage zu bekommen. Michael packte die Leiche an den Schultern und fing an, sie zur Seite zu ziehen. Clementine kam ihm zu Hilfe.
Die gefrorene Leiche war eine Frau. Ihr Mund stand offen und war mit Eis gefüllt. »Das ist die Frau, die versucht hat, mir die Augen auszukratzen«, sagte Clementine. »Sie hätte uns fast gefunden.«
Michael lief ein kalter Schauer über den Rücken. Was wäre geschehen, wenn es ihr gelungen wäre, noch ein paar Schritte weiterzugehen, bevor sie zusammengebrochen war? Sie waren beide eingeschlafen. Sie hatten praktisch auf dem Präsentierteller gesessen. Das Spiel wäre aus gewesen.
»Da ist noch einer von ihnen.« Clementine wies auf eine zweite Leiche, die etwa fünfzehn Meter von ihnen entfernt an einem Baum kauerte und eine leuchtend rote Jacke trug.
»Wir müssen hier weg«, rief Michael.
Sie nickte.
Der SUV sprang beim ersten Versuch an. Wenn sie Glück hatten, kamen sie mit dem Auto bis nach Seattle.
Wenn sie Glück hatten.
MASON
In Revelstoke fanden sie ein Moped, das noch funktionierte. Es gab nur einen Helm und Mason bestand darauf, dass Chickadee ihn die ganze Zeit über trug, was sie auch widerspruchslos tat.
Es schien ihr nicht gut zu gehen. Pauls Weggang hatte sie schwer getroffen und das Strahlen, das sie umgeben hatte, war verschwunden. Sie redete immer noch viel, doch es war kein fröhliches Geplapper mehr. Jetzt klang ihre Stimme irgendwie traurig. Manchmal wirkte sie gereizt und fuhr ihn genervt an, nur um sich dann unter Tränen zu entschuldigen. Mason konnte nicht damit umgehen. Er wusste nicht, wie er die Situation verbessern sollte.
»Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?«, fragte er zum hundertsten Mal.
»Ich bin nur müde«, erwiderte sie.
»Völlig erschöpft« traf es wohl eher. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und manchmal schien es ihr schwerzufallen, sich zu konzentrieren. Jedes Mal, wenn sie anhielten, nickte sie sofort ein, manchmal sogar im
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