Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Inside (German Edition)

Dark Inside (German Edition)

Titel: Dark Inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
Vom Netzwerk:
es ja nicht mal, ein paar Stunden gegen ein paar durchgeknallte Psychopathen durchzuhalten.
    Der Mann bewegte sich langsam durch die Scheune. Wenigstens war sie so schlau gewesen, sich in einer Ecke in der Nähe des Eingangs zu verstecken. Als er leise pfeifend an ihr vorbeiging, musste sie sich zwingen, ruhig zu bleiben. Sie war wie eine Maus, die von einem Adler gejagt wurde. Sie musste mucksmäuschenstill bleiben, durfte nicht aufspringen und wegrennen. Blindlings zu flüchten, hatte noch keiner Maus geholfen, und bei ihr würde es vermutlich auch nicht funktionieren.
    Schon merkwürdig, dass ihre Beine vorhin den Dienst verweigert hatten, jetzt aber unbedingt zutreten wollten.
    Lieber Heath, du hattest recht. Wenn ich hier lebend rauskomme, werde ich Taekwondo lernen, so, wie du es mir geraten hast. Aber versprich mir, dass du da sein wirst und mir hilfst, die Schritte richtig hinzubekommen. Bitte gib mir ein Zeichen, damit ich weiß, dass du nicht nur in meiner Einbildung existierst, sondern lebst und in Seattle bist. Das wird mir den Mut geben, hier ein paar Leuten in den Hintern zu treten. Ich verspreche es.
    Sie musste damit aufhören. Mit ihrem möglicherweise/höchstwahrscheinlich toten Bruder zu reden, half ihr jetzt nicht weiter.
    Das Pfeifen war inzwischen verstummt. Clementine spitzte die Ohren und lauschte. War der Kerl weg? War er zum Tor hinausgeschlichen, während sie in Gedanken irgendwelche Vorsätze gefasst hatte?
    Nein, da war er wieder. Von der anderen Seite der Scheune drang ein Geräusch zu ihr – ein Stiefel, der auf Holz schabte. Der Eindringling kletterte die Leiter zum Heuboden hoch. Sie musste nur noch warten, bis er oben war, dann konnte sie flüchten. So langsam wie möglich schob Clementine die Decke von ihrem Kopf, um besser sehen zu können. Das Scheunentor stand weit offen. Sie konnte leise hinausschleichen.
    Der Mann setzte den Fuß auf den Heuboden. Das knarzende Geräusch über ihr war das Signal, auf das sie gewartet hatte. Jetzt oder nie. Vorsichtig schlug sie die Decke zurück und sah sich um. Die Tenne war leer und den Heuboden ignorierte sie einfach. Sie zwang sich dazu, ruhig zu gehen, anstatt einfach loszurennen, wobei ihr bewusst war, dass ihr Rücken ein richtig gutes Ziel bot. Sie hörte weder Schreie noch plötzliche Schritte. Niemand kam auf sie zu. Sie bewegte sich schnell, aber vorsichtig. Ein falscher Schritt, eine ächzende Diele konnte das Ende bedeuten.
    Draußen wehte ihr eine kühle Brise ins Gesicht. Clementine hatte ganz vergessen zu atmen. Sie holte tief Luft und ihre zitternden Knie schafften es, ihr Gewicht zu tragen. Am liebsten hätte sie sich jetzt an die Scheune gelehnt und ein wenig ausgeruht, doch sie zwang sich weiterzugehen. Sie wollte die Autoschlüssel holen. Der Pick-up stand hinter dem Haus und war von der Straße aus nicht zu sehen. Wer auch immer in der Scheune war, er würde vermutlich noch mindestens zehn Minuten dort bleiben. Mit ein bisschen Glück konnte sie den Wagen starten und ein Stück die Straße hinunterfahren, bevor er vom Heuboden heruntergestiegen war.
    Von der Scheune bis zum Haus waren es hundert Meter. An der vorderen Veranda brannte das Licht. Es war das Letzte, was ihre Mutter getan hatte, bevor sie zur Versammlung in die Gemeindehalle gefahren waren. Sie ließ die Lampe an der Haustür immer an, obwohl sich ihr Vater über die Stromrechnung beschwerte. Jetzt würden ihre Eltern nie wieder aufbleiben und auf sie warten.
    Lieber Heath, dieses Mal habe ich wirklich Mist gebaut. Es ist nicht so wie bei einer Prüfung in der Schule, bei der ich mir Notizen machen kann. Wenn ich das hier vermassle, kann ich es nicht wiederholen. Hilf mir, bis zum Pick-up zu kommen. Gib mir Kraft, Bruderherz.
    Hundert Meter. Das war gar nicht so weit. Aber Clementine kam es vor, als müsste sie ins offene Meer hinausschwimmen. Und den Haien war sie dabei schutzlos ausgeliefert.
    Es wurde Zeit. Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen. Wenn sie zu lange wartete, war das Spiel aus. Sie rannte los und fluchte innerlich, wenn ihr Fuß das Gras traf. Sie konnte unmöglich so viel Lärm machen, schließlich war sie leicht genug, um beim Cheerleading immer ganz oben in der Pyramide zu sein, und ihre Mutter hatte häufig gesagt, sie müsse ein paar Kilo zunehmen, damit sie endlich einen Busen bekam.
    Als Clementine das Haus erreichte, war sie so erleichtert, dass sie fast in Tränen ausgebrochen wäre. Doch sie zwang sich weiter und

Weitere Kostenlose Bücher