Dark Inside (German Edition)
Streichholz genügte, um das Haus in Flammen aufgehen zu lassen. Vielleicht konnte er ja noch ein paar Marshmallows grillen.
Als Mason wieder im Wohnzimmer war, ließ er den Kanister auf den Boden fallen und sah sich nach der Whiskeyflasche um. Er fand sie, aber irgendwann war er wohl darübergestolpert und hatte sie umgeworfen, sodass sich der Rest des Alkohols auf den Teppich ergossen hatte. Plötzlich wurde ihm schwarz vor den Augen und er hörte nur noch weißes Rauschen in seinem Gehirn. Er brachte es nicht einmal mehr fertig, sich für einen Moment zusammenzureißen und zu überlegen, woher diese Wut kam. Mason hob die Flasche auf und schleuderte sie blindlings in Richtung der Wand. Sie traf den Fernseher, dessen Bildschirm zerplatzte und Glassplitter auf den Boden regnen ließ.
Das reichte noch nicht. Er ging zur Wand und riss sämtliche Bilder herunter. Eines nach dem anderen landete auf dem Fußboden, wo er auf den Rahmen herumstampfte und das Glas unter seinen Schuhen zermalmte. Als Nächstes waren die Regale an der Reihe, in denen die Taschenbücher seiner Mutter standen. Er warf die Bücher auf den Boden, zerriss die Einbände und trampelte auf ihnen herum. Die Vase, die er ihr geschenkt hatte, landete im Kamin, die Teller aus ihrer Geschirrsammlung ließ er wie Frisbees durch das Zimmer fliegen. In der Küche kippte er den Kühlschrank um, dann warf er die Stühle durch das Fenster, riss die Pflanzen aus ihren Töpfen und benutzte das Besteck für Zielübungen.
Er begann zu weinen. Ein heftiges Schluchzen, das seinen Körper erzittern ließ und ihm den Atem raubte, ihn aber nicht davon abhalten konnte, einfach weiterzumachen. Beinahe hätte er es bis zu den Schlafzimmern geschafft, doch auf der Treppe versagten ihm seine Beine den Dienst und er brach zusammen. Als er die Augen zumachte, spürte er, wie die Wut so schnell verschwand, wie sie gekommen war. Und schließlich blieb er mit dem Rücken an das Geländer gelehnt sitzen und schluchzte einfach weiter, weil er nicht wusste, was eben eigentlich passiert war.
Als er keine Tränen mehr hatte, ließ er den Kopf auf den Teppich sinken und starrte das Treppengeländer aus Holz an. Die Leere in ihm war noch größer geworden. Wie war es möglich, dass ein Mensch so leer war?
Heftig atmend fuhr er sich mit dem Hemdsärmel über die Nase.
Es war schon spät und er war müde. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was er vorgehabt hatte. Im Haus stank es nach Benzin, doch er wusste nicht, warum.
Als er die Augen zumachte, wurde sein Körper sofort um ein paar Hundert Pfund schwerer. Es war viel zu anstrengend, etwas anderes zu tun, als einfach auf der Treppe liegen zu bleiben. Er musste sich nur ein paar Minuten ausruhen, dann wollte er aufstehen und das tun, was er geplant hatte, auch wenn er nicht mehr wusste, was es war.
Er schlief ein. Träume hatte er keine.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, hatte er stechende Kopfschmerzen, was am Whiskey und an den Benzindämpfen lag. Er wusste nicht mehr, wie er auf die Treppe gekommen war, und konnte sich nur noch daran erinnern, dass er die Whiskeyflasche aus dem Versteck geholt und daraus getrunken hatte. Sein Rücken tat weh, weil er auf den Stufen geschlafen hatte; er musste sich einen Nerv eingeklemmt haben. Seine Schulter pochte und den Arm konnte er kaum bewegen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fasste er sich mit der unverletzten Hand an den Kopf und wankte ins Bad, um nach Tabletten zu suchen.
Aus dem Spiegel starrte ihn ein völlig kaputter Junge an. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und zerzauste Haare. Als er sein Hemd auszog und das blauschwarze Muster auf seiner Schulter sah, zuckte er zusammen. Er spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und schluckte zwei Schmerztabletten, ohne etwas dazu zu trinken.
Das Wohnzimmer war völlig verwüstet. Alles war kaputt oder lag auf dem Boden. Er war ziemlich sicher, dass er dieses Chaos angerichtet hatte, konnte sich aber an nichts mehr erinnern.
Hatte er das Benzin verteilt?
Das Foto, das ihn und seine Mutter im Stanley Park zeigte, lag auf dem Boden. Er hob es auf und drehte es um, damit er die lächelnden Gesichter nicht sehen musste. Nachdem er es vorsichtig gefaltet hatte, steckte er es in seine Gesäßtasche.
Mason und Mom in der Sonne.
Dort hatte er sich sicher gefühlt.
Es wäre schön, wieder in Vancouver zu sein.
In der Küche sah es noch schlimmer aus. Er ging von einem Zimmer zum anderen und versuchte zu rekonstruieren, was in
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