Dark Inside (German Edition)
der Nacht geschehen war, aber sein Gehirn war völlig leer. Als er in seinem Zimmer ankam, schaltete er den Fernseher ein, doch kein Kanal sendete ein Programm. Sein Mobiltelefon zeigte an, dass es kein Funknetz gab.
Die Welt war ins Chaos gestürzt worden. Daran konnte er sich noch erinnern. Und er wusste, dass seine Mutter im Krankenhaus auf ihrem Bett verweste. Hatte jemand sie inzwischen weggebracht?
Er griff sich seine Jacke und die Autoschlüssel. Wenn er das hier überleben wollte, musste er irgendwohin, wo er Nachrichten hören konnte. Es konnte nicht sein, dass die ganze Welt abgeschnitten war. Irgendwo da draußen gab es noch normale Menschen. Er würde sie finden.
Aber er würde sich nichts aus ihnen machen. Nie wieder würde er jemanden gernhaben. Sie würden ihn doch nur wieder im Stich lassen. Er war fest entschlossen, alles zu tun, was notwendig war, um diesen Krieg zu überleben. Diese Krankheit. War es die Apokalypse? Es war ihm egal, was es war. Er würde schon damit fertigwerden, aus reinem Trotz.
Mason blieb an der Treppe stehen, bevor er ging. Das Streichholz brannte gleich beim ersten Mal. Die Flamme blendete seine Augen und ließ sein Herz schneller schlagen. Er zündete die ganze Schachtel an und warf sie in die nächste Benzinlache.
Von seinem Auto aus sah er zu, wie die Flammen die Vorhänge im Wohnzimmer fraßen. Die Straße war vollkommen leer; niemand war Zeuge seines Verbrechens. Er wusste nicht, ob sich seine Nachbarn in ihren Häusern verbarrikadiert hatten oder ob sie schon geflohen waren, so wie er gleich. Es war ihm auch egal.
Irgendetwas geschah mit ihm. Mason wusste nicht, was es war, doch tief in seinem Innersten veränderte er sich. Eine leise Stimme in der hintersten Ecke seines Gehirns flüsterte ihm Dinge zu, die er nicht hören wollte, zwang ihn zu einem Verhalten, das ihm fremd war. Ein neuer Mason.
»Ich werde verrückt«, sagte er. Die Worte hallten durch das Auto.
Er drückte das Gaspedal durch und fuhr mit quietschenden Reifen rückwärts auf die Straße. Als er davonraste, warf er nicht einmal einen letzten Blick auf sein brennendes Haus.
ARIES
Sie stand im Korridor und fragte sich, was sie als Nächstes tun sollte. Jetzt, wo Daniel weg war, hatte sie das Gefühl, ihr Mut würde aus ihr heraus auf den kalten Fliesenboden fließen. Das Theater war nur wenige Schritte von ihr entfernt, doch ihre Füße wollten sich nicht mehr bewegen. Sie klebten am Boden – festgehalten von der schmierigen Masse aus Angststoffen, die ihre Poren absonderten.
Er hatte versprochen, sie nicht allein zu lassen.
Welche Lügen hatte er ihr sonst noch erzählt?
Wie lange hatte sie weitergeredet, nachdem er sich davongeschlichen hatte? Sie hatte eine ganze Weile sinnlos vor sich hin geplappert, um eine Panikattacke abzuwehren. Sie musste ihre ganze Selbstbeherrschung zusammennehmen, um nicht loszuschreien oder in Tränen auszubrechen. Die Ruhe um sie herum hatte etwas Bedrohliches an sich, und sie mit Worten zu füllen, war ihre Art, nicht verrückt zu werden. Jetzt, wo sie niemanden mehr zum Reden hatte, hörte sie, wie die Stille aus allen Richtungen auf sie zukroch. Sie holte tief Luft und ging weiter. Wenn jemand im Theater war, würde sie wieder ruhiger werden. Daniel hatte sie zwar vor der Gefahr gewarnt, die von Gruppen ausging, doch er hatte vergessen, was für ein Trost Freunde sein konnten. Die Stille war dann nicht mehr so laut. Und irgendeiner von ihnen würde wissen, was zu tun war.
Oder?
Doch tief in ihrem Innern wusste sie, dass Daniel recht hatte. Etwas Entsetzliches geschah. Und es würde noch schlimmer werden.
Im Theater waren sechs Leute, die sich in den vordersten zwei Sitzreihen zusammendrängten. Alle Augen richteten sich auf Aries, als sie die Treppe hinunterging. Wenigstens funktionierte die Notbeleuchtung noch. Es war zwar nicht sehr hell und überall lauerten Schatten, doch sie konnte die Gesichter ihrer Klassenkameraden erkennen.
»Aries?« Jack King stand auf, um besser sehen zu können. Das Licht der Notlampe über ihm fiel auf seine sandbraunen Haare. Er spielte das weiße Kaninchen.
»Gott sei Dank.« Das kam von Becka Philips. Sie war der verrückte Hutmacher. Colin hatte zu toben begonnen, als sie den Part bekommen hatte. Die Rolle hatte er haben wollen und er konnte es einfach nicht ertragen, dass ein Mädchen die zweite Hauptrolle spielte. Die ganze darauffolgende Woche war er beleidigt gewesen und hatte ständig etwas von Sexismus
Weitere Kostenlose Bücher