Dark Inside (German Edition)
Schränken fanden sie einige Vorräte und den Rest beschafften sie sich, indem sie mitten in der Nacht zu einem Lebensmittelgeschäft ein Stück die Straße hinunter schlichen. Nachdem sie sich ein paar Wochen von Schokoriegeln und Kartoffelchips ernährt hatten, fingen sie an, nervös zu werden. Der viele Zucker strapazierte ihre Körper und verwirrte ihre Gedanken. Aries war die ganze Zeit müde und sie war sicher, dass es den anderen genauso ging. Sie wusste, dass es hier noch mehr Geschäfte gab, einige von ihnen waren nur wenige Häuserblocks entfernt. Allerdings war es riskant, dort hinzugehen, und Mut war bei ihnen gerade Mangelware. Vielleicht änderten sie ihre Meinung, wenn sie ein paar Tage gehungert hatten. Aber das war noch nicht passiert.
Sie saßen nur untätig herum und warteten. Das Gebäude war alt und feucht und der Regen hatte alles noch schlimmer gemacht. Da es keine Fenster mehr gab, herrschte ständig ein starker Zug, dem sie nicht entkommen konnten. Die ganze Zeit über fühlte sich Aries, als wäre sie nass bis auf die Knochen.
Wenn sie andere Überlebende fanden, würde sie das stärker machen. Sie konnten eine Gemeinschaft bilden. Sie würden die Aufgaben besser verteilen und organisieren können. Es wäre gut, wenn sie einen Arzt fänden. Und einen Polizisten. Dann konnten sie etwas über Selbstverteidigung lernen. Sie konnten lernen, wie man sich schützt. Je größer die Gruppe, desto stärker würden sie sein. Und irgendwann würden sie dann vielleicht eine Möglichkeit finden, um mit Menschen aus anderen Städten zu kommunizieren.
Wenn sie es schafften, sich gegenseitig ihre Geschichten zu erzählen, dann fanden sie vielleicht auch einen Weg, die Ungeheuer zu besiegen.
»Ich glaube, ich mache eine Pause«, gab Aries nach. Sie zwang sich zum Aufstehen und ignorierte ihre eingeschlafenen Beine. Dann zog sie die Decke von sich herunter und legte sie Jack um die Schultern.
»Gut«, erwiderte er. Als er an der kratzigen Wolle schnupperte, verzog er das Gesicht. »Das ist ekelhaft.«
»Besser als nichts«, sagte sie. »Ich setze Kaffee auf. Willst du einen?«
»Caramel macchiato mit extraviel Schaum. Und einem doppelten Schuss Vanille.«
»Ich servier nur schwarz, und wenn du Glück hast, rühr ich ihn mit einem Twix-Riegel um.«
Jack lachte. »Hervorragend.«
Sie blieb an der Tür stehen und achtete darauf, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. »Manchmal, wenn ich die Augen zumache, habe ich Angst, dass es in meinem Gehirn dunkel wird. Dass ich aufwache und mich in eine von denen verwandelt habe.«
»Wenn du eine von denen wärst, würdest du es, glaube ich, schon längst gemerkt haben.«
»Das wissen wir nicht. Wir wissen nicht, wie alles zusammenhängt. Warum sie sich überhaupt verändert haben.« Ihr Blick suchte seine Augen.
»Du hast recht«, sagte er. »Wir wissen es nicht. Aber ich werde weiterhin daran glauben, dass sich nicht noch mehr verwandeln werden. Sonst werde ich nämlich verrückt. So kann ich nicht leben.«
Sie nickte. »Verstehe. Komisch nur, dass ich dich in der Schule nie so vernünftig erlebt habe.«
»Manchmal bin ich geradezu erschreckend intelligent.«
»Das sehe ich. Einmal Twix-Riegel-Kaffee also. Kommt gleich.« Sie ließ ihn am Fenster sitzen und ging in die Küche, die sie benutzten. Es war niemand dort und sie goss Wasser aus einer Flasche in einen Topf. Sie stellte ihn auf den Gaskocher und drehte das Gas auf. Die Flasche war schon fast leer. Bald würde es auch mit diesem Luxus vorbei sein.
Während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, lehnte sie sich gegen die Arbeitsplatte und starrte gedankenverloren auf die Straße hinunter. Sie war leer, trotzdem musste sie an die Leute denken, von denen sie hoffte, dass sie noch am Leben waren. Sie dachte oft an ihre Eltern. Waren sie in Sicherheit? Mehr als alles in der Welt wünschte sie sich, sie könnte zu sich nach Hause gehen und nachsehen, ob ihre Eltern dort auf sie warteten. Sie konnte sich noch ganz deutlich an ihre Gesichter erinnern. Mehrmals am Tag stellte sie sich vor, wie das Wiedersehen aussehen würde, die überraschten, erleichterten Blicke, wenn sie durch die Tür kam. Sie würde alles darum geben, sich in ihr eigenes Bett zu kuscheln, umgeben von wärmenden Decken. Ihr Bett war wie ein unerreichbarer Traum.
Denn ihr Haus befand sich auf der anderen Seite der Stadt. Selbst wenn es ihr gelänge, ein Auto zu finden, würde es Stunden dauern, die vielen Autoschlangen und
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