Dark Inside (German Edition)
Moment gewartet. Ihr würdet uns vielleicht als Krankheit bezeichnen. Eine Seuche. Das Böse. Aus den Tiefen der Erde steigt es nach oben, wie so oft in der Vergangenheit. Es hat uns unsere Mission gegeben. Wir reinigen. Wir räumen den Dreck aus der Welt, den sie geschaffen hat. Wir ziehen einen Schlussstrich. Wir Auserwählten schätzen uns glücklich, dabei sein zu dürfen. Es hat mich aus einem ganz speziellen Grund ausgesucht und ich bin froh darüber. Ich gehöre zu den besonderen Menschen, die immer noch alle Sinne beisammenhaben. Meine Befehle werden viel komplexer und erfüllender sein als die dieser verrückten Heiden da draußen.«
»Dann sind Sie also auch nur einer von den Hunden«, höhnte Mason.
Twiggy lachte. »Weißt du, warum wir einige von euch am Leben lassen? Es ist die Angst. Der Schmerz. Die Freude daran, euch die Haut in Fetzen zu reißen. Wir laben uns daran.«
»Vielleicht bin ich einfach klüger als Sie«, erwiderte Mason. »Haben Sie das nicht gerade gesagt? Freier Wille? Vielleicht bin ich ja in der Lage, dagegen anzukämpfen. Aber Sie sind schwach. Sie sind ein Idiot!«
»Du wirst schon noch still sein, wenn ich dir die Zunge herausreiße.«
Masons Beine waren jetzt wieder stark genug. Seelenruhig drehte er sich um und ging zur Tür hinaus. »Viel Glück dabei, Humpelbein!«
»Du bist jetzt ganz allein!«, rief Twiggy ihm nach. »Wir werden euch finden. Ihr werdet euch nie lange genug verstecken können. Wir werden euch finden und jeden Einzelnen von euch töten. Du bist ganz allein. Lauf nur, Mason, lauf! Du wirst nicht weit kommen. Und schlaf bloß nicht ein! Schlaf bloß nicht ein!«
Der Hausflur war kein Problem für Mason. Auf der Treppe musste er schon etwas mehr achtgeben. Sein Gleichgewichtsgefühl war gestört, doch es gelang ihm, nach unten zu kommen, indem er sich am Geländer festhielt und immer eine Stufe nach der anderen nahm. Twiggy keifte weiter und jedes Mal, wenn Mason einen Blick zurückwarf, rechnete er damit, den Alten hinter sich herhumpeln zu sehen. Doch er kam nicht.
Für welchen Weltenretter Twiggy sich auch hielt, er kannte seine Grenzen. Das nächste Mal würde er sein Opfer mit einem schwereren Gegenstand bewerfen und dafür sorgen, dass es liegen blieb.
Draußen war es so hell, dass Masons Gehirn vor dem Licht zurückzuckte. Er blieb an der Tür stehen, unsicher, was er als Nächstes tun sollte.
Eines nach dem anderen – zuerst musste er so weit wie möglich von diesem Gebäude weg. Und dann sollte er vielleicht einen Ort finden, an dem er sich verkriechen konnte, bis sein Gehirn aufhörte, ihn zu bestrafen. Wie war das noch mal? Was sollte man bei Gehirnerschütterungen tun? Nicht schlafen. Er musste wach bleiben. Vielleicht konnte er ein Hotel mit einem Pool finden. Kaltes Wasser würde guttun und es würde dafür sorgen, dass er einen klaren Kopf behielt. Vor sich sah er einige Hinweisschilder für ein Travelodge Hotel, das nur ein paar Häuserblocks entfernt war. Das würde er schon schaffen. Es war nah genug, um hinlaufen zu können, ohne dabei zu sterben, und weit genug, um Twiggy davon abzuhalten, ihm zu folgen.
Es ging nur mühsam voran. Die Sonne brannte ihm auf den Rücken und sorgte dafür, dass sein Hemd nach kurzer Zeit nass vor Schweiß war. Wenn er die Augen zusammenkniff, hatte er das Gefühl, dass sein Kopf gleich explodierte, doch es war nichts im Vergleich zu dem Dröhnen, das das gleißend helle Licht auslöste. Sein Rucksack hing schwer an seinen Schultern und zog ihn nach unten.
Das Paar, das langsam auf ihn zukam, sah er erst, als er irgendwann den Kopf hob. Sie trugen beide Wanderkleidung mit Rucksäcken und Schlafsäcken. Er erstarrte mitten in der Bewegung und versuchte, nicht hin und her zu schwanken.
Ganz ruhig, Mason. Nur nicht unsicher wirken.
»Hallo«, rief der Junge. »Brauchst du Hilfe?«
Mason antwortete nicht. Seine Knie zitterten. Er war sich zu hundert Prozent sicher, dass er keinen Schritt weitergehen konnte. Als Twiggy ihn mit dem Becher getroffen hatte, musste er sein zentrales Nervensystem verletzt haben oder so etwas in der Art.
»Hallo«, sagte das Mädchen. Sie waren schon ein ganzes Stück näher gekommen und hatten ihn fast erreicht. »Du bist verletzt.«
»Bleibt weg!«, murmelte er.
»Du blutest.« Sie hob die Hand, um ihn zu berühren, und er wich zurück, wobei er um ein Haar gestolpert wäre.
»Pass auf, Chee!«, rief der Junge. »Er hat Angst.«
»Leck mich!«, grummelte Mason.
»Schon
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